Soziales:"Jugendsozialarbeit an Schulen wird bald die Regel sein"

Oberlandwerkstätten Gaissach

Bezirkstagspräsident Josef Mederer glaubt, dass Jugendsozialarbeit an Schulen selbstverständlich wird.

(Foto: Manfred Neubauer)

Davon ist Bezirktsagspräsident Josef Mederer überzeugt. Auch in Altomünster und Indersdorf sollen Sozialpädagogen Lehrkräfte unterstützen.

Von Robert Stocker, Dachau

Sie sind verhaltensauffällig, können sich nicht konzentrieren oder stören den Unterricht: Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen aus Familien mit sozialen Problemen. Die Gemeinschaft an Grund- und Mittelschulen leidet darunter, Lehrer brauchen Hilfe von Sozialpädagoge. Bezirkstagspräsident und Kreisrat Josef Mederer (CSU) ist sogar überzeugt, dass Jugendsozialarbeit an Schulen wegen der gesellschaftlichen Veränderungen selbstverständlich wird. "Wir müssen uns vom Begriff Brennpunktschule lösen", betonte Mederer in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag. Ergänzende pädagogische Leistungen seien unbedingt nötig. Darüber waren sich alle Mitglieder des Gremiums einig. Einstimmig beschloss der Jugendhilfeausschuss, an den Grundschulen Altomünster und Markt Indersdorf Jugendsozialarbeit einzurichten.

Zuvor hatte sich der Ausschuss darauf geeinigt, die sogenannte Sozialraumanalyse für die Jahre 2014 bis 2016 fortzuschreiben. Die Untersuchung sammelt Daten und Fakten über die Zahl hilfebedürftiger Familien, aber auch über Wohnraumdichte und Einkommen der Bürger. Die Untersuchung ist eine wichtige Grundlage für die Entscheidung, an welchen Schulen Jugendsozialarbeit erforderlich ist. Einstimmig empfahl der Ausschuss, die Untersuchung für die Jahre 2014 bis 2016 zu erheben. Die Kosten in Höhe von etwa 15 000 Euro sind im Haushalt eingeplant.

Der Staat bezuschusst nicht alle Schulen

Die Expertise für die Jahre 2011 bis 2013 hat nahe gelegt, Jugendsozialarbeit an den Grundschulen Dachau-Ost und Dachau-Augustenfeld, Weichs, Petershausen, Altomünster und Markt Indersdorf anzubieten. Dort soll je eine Halbtagesstelle für einen Sozialpädagogen geschaffen werden. Die Finanzierung teilen sich der Freistaat Bayern, der Landkreis und die Gemeinde als Schulaufwandsträger. Der Freistaat gewährt aber nur dann Förderung, wenn der Migrationsanteil unter den Schülern mindestens 20 Prozent beträgt. Dies ist weder in Altomünster noch in Markt Indersdorf der Fall. An der Grundschule Altomünster beträgt der Anteil acht, an der Grundschule Markt Indersdorf zehn Prozent.

An dieser Hürde will der Landkreis die Einrichtung der Jugendsozialarbeit nicht scheitern lassen. In solchen Fällen übernehmen Landkreis und Kommunen die staatliche Förderung, die sie sich jeweils zur Hälfte teilen. Der Landkreis erhöht deshalb seinen Förderanteil für Altomünster und Markt Indersdorf auf je 8 180 Euro. An beiden Schulen hatte sich ein signifikanter Bedarf für Jugendhilfeleistungen ergeben. In Altomünster erhielten laut Sozialraumanalyse im Jahr 2011 4,1 von hundert Minderjährigen Jugendhilfeleistungen. Der Wert liegt deutlich über dem Durchschnitt des Landkreises (3,38) und des Freistaats (3,15). In Markt Indersdorf bezogen gar 9,7 von hundert Minderjährigen Leistungen der Jugendhilfe.

Steigende Ausgaben für die Jugendhilfe

Die Ausgaben des Landkreises für die Jugendhilfe steigen kontinuierlich. "Das hängt auch mit den gesellschaftlichen Entwicklungen zusammen", erklärte Landrat Stefan Löwl (CSU). Jugendamtsleiterin Steffi Weinhold wies darauf hin, dass eine Förderung sofort beantragt werden muss, wenn sich eine Gemeinde für Jugendsozialarbeit entscheidet. Sylvia Neumeier forderte den Freistaat auf, die Migrationsquote für eine staatliche Förderung zu senken. Die Geschäftsführerin der Drogenberatungsstelle Drobs e. V. sprach damit auch den Kreisrat und CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath an. Das werde schwer durchzusetzen sein, erwiderte Seidenath. Er misst der Sozialraumanalyse große Bedeutung bei, weil sie eine gezielte Förderung ermögliche. Das erhöhe die Bereitschaft des Freistaats sich zu beteiligen.

Aus Sicht von Sebastian Leiß (Freie Wähler Dachau) fehlen eindeutige Kriterien für eine Förderung. Jugendsozialarbeit koste viel Geld, "man muss da behutsam vorgehen". Vertreter der Jugendarbeit betonten dagegen, dass Jugendsozialarbeit eigentlich an jeder Schule nötig sei. "Der Landkreis spart dadurch bares Geld in der Jugendhilfe", sagte Eckart Wolfrum. Agnes Brunner lenkte den Blick auf die überforderten Lehrer. "Sie wünschen sich eine Unterstützung von fachlicher Seite. Das ist eine Erleichterung für die Schulgemeinschaft."

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