Sommerspektakel:Zweites White Paper Festival

Wir sind Paul

Die Industriebrache der alten MD-Papierfabrik entfaltet als Festivalgelände unerwarteten Charme: Alice Homann, Lena Heilein, Annika Wenzel und Ines Bugner beim "White Paper Festival" 2017.

(Foto: Andreas Köhler von Sessner/oh)

Der Verein "Wir sind Paul" plant im Sommer 2019 das große Spektakel auf dem Gelände der MD-Papierfabrik zu wiederholen. Diesmal hoffen die fünf Initiatoren allerdings auf die Unterstützung der Stadt Dachau

Von Jacqueline Lang, Dachau

Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent findet das im vergangenen Jahr so erfolgreiche White Paper Festival auf dem Gelände der Dachauer Papierfabrik auch im Sommer 2019 wieder statt.

Lina Homann, eine der fünf Frauen, die hinter dem Verein "Wir sind Paul" steckt, will zwar noch keine hundertprozentige Garantie geben, aber die Vorfreude ist ihr schon jetzt deutlich anzumerken. "Große Lust ist bei uns allen da, denn das Festival ist ja unser Baby", sagt die junge Mutter. Ganz so blauäugig wie beim ersten Mal gehen sie dieses Mal aber nicht an die Planung heran: Lina und Alice Homann, Lena Heilein, Annika Wenzel und Ines Bugner wissen jetzt, was sie erwartet, mit welchem Aufwand die Organisation eines solchen, vergleichsweise kleinen Festivals verbunden ist.

Und sie wissen, dass sie beim ersten Mal verdammtes Glück gehabt haben, vor allem mit dem Wetter. "Wir brauchen eigentlich zwei Wochen durchgehend gutes Wetter für Aufbau, Festival und Abbau", sagt Homann. Doch eine Garantie dafür gibt es nicht.

Für das zweite White Paper Festival wünschen sie sich mehr finanzielle Sicherheit und weniger eigenes Risiko. Die Fünf sind noch jung, haben gerade eine Familie gegründet oder den ersten Job angenommen. Deshalb hoffen sie auf mehr Unterstützung von Seiten der Stadt. Aktuell verhandeln sie noch mit Kulturamtsleiter Tobias Schneider, sagt Homann.

Im Mai werde aber die finale Entscheidung fallen, da ist sie sich sicher, denn die Zeit drängt. Schon jetzt gebe es kaum noch freie Termine für die Nutzung des Geländes. Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass alle wollen, dass das Festival erneut stattfindet: Schließlich war es ein voller Erfolg und eine große Bereicherung für das kulturelle Leben in Dachau.

Die fünf Initiatoren haben sich übrigens auch überlegt, wie sie den sozialen Gedanken noch weiter in den Vordergrund stellen können und Senioren sowie Geflüchtete mit einbeziehen. Wie das alles unter einen Hut zu bringen ist, ohne den Charakter des Festivals zu verändern, gilt es noch zu klären.

Paul und Paula heißt das neu gegründete Kollektiv der Fünf

Doch selbst wenn es mit dem White Paper Festival nichts wird, gibt es für die Dachauer allen Grund zur Freude: Pünktlich zu "Jazz in allen Gassen" am 1. Juni eröffnet ein kleiner Laden in der Altstadt. In der Jocherstraße 8 ist dann für etwa ein Jahr das Kollektiv "Paul und Paula" zu Hause. Auch hinter dem Kollektiv stecken die fünf Frauen des Vereins "Wir sind Paul". Ihre Idee ist es, in den Räumlichkeiten das Festival in kleinem Rahmen und über das Jahr verteilt zu veranstalten. Am Abend der Eröffnung spielt dort die Express Brass Band aus München.

Ab Juni sollen dort dann regelmäßig Workshops für Jung und Alt, Wohnzimmerkonzerte, Lesungen und Ausstellungen stattfinden. Kleine Labels sollen ihre Produkte anbieten können, für Geburtstage und andere Events soll man den Raum auch mieten können und immer freitags ist ein gemeinsames Mittagessen mit Kreativen geplant, um "gemeinsam Ideen zu spinnen", wie Homann sagt.

Einen genauen Plan, wie und wann das Kollektiv geöffnet haben wird, gibt es allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. "Wir werden sehen, welche Nutzung sich am besten ergibt", sagt Homann in der so sympathischen "Wir sind Paul"-Manier. "Einfach mal machen, dann wird es schon irgendwie klappen", so ist die Devise. Andernfalls müssten sie sich um Nutzungsänderungen und Sondergenehmigungen Sorgen machen, wie sie beispielsweise für den Ausschank von alkoholischen Getränken erforderlich sind.

Die Freundinnen beschäftigen sich aber lieber mit dem, was möglich ist und weniger mit dem, was vermeintlich unmöglich scheint. Deshalb soll es einen kleinen Briefkasten geben, in den Dachauer Vorschläge und Ideen werfen können. Denn das Motto der Fünf lautet nach wie vor: "Wir für Dachau" - mit Liebe zum Detail und ja, wenn nötig auch mit ein bisschen Blauäugigkeit.

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