Sogar aus Frankfurt:Beuys lockt 1500 Besucher an

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Kinder der Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule begutachten im Rahmen des Kunstunterrichts mit ihrer Lehrerin Gudrun Ullrich die Werke von Beuys. (Foto: oh)

Großer Andrang an den letzten Tagen der Ausstellung in Dachau

Es hat eine Weile gedauert, bis es sich bis nach München und darüber hinaus herumgesprochen hat, was für eine hochkarätige Ausstellung Josef Lochner und seine Mitstreiter vom Förderverein Wasserturm Dieter Rothe und Gerhard Niedermair im Untergeschoss des Dachauer Kaufhauses Rübsamen auf die Beine gestellt haben - und das alles auch noch kostenlos: eine kleine, aber feine Schau mit etwa 160 Werken von Joseph Beuys, darunter viele Druckgrafiken, teilweise mit handschriftlichen Kommentaren des Künstlers, wie sie in der Öffentlichkeit noch nie zu sehen waren. Bis Sonntag waren es an die 1500 Besucher, die sich die zweieinhalbwöchige Ausstellung angeschaut haben, wobei das letzte Drittel erst an den letzten zwei Tagen kamen. Eine Dame reiste nur für die Beuys-Ausstellung sogar extra aus Frankfurt am Main an.

Bedeutsamer als die schiere Masse der Besucher ist für Ausstellungsmacher Josef Lochner aber, dass die ausgewählten Werke das Publikum berührten und fesselten. Manche Gäste verbrachten drei Stunden mit dem Betrachten der 160 Arbeiten. Das Ansinnen war, den als etwas verquer und schwer zugänglich geltenden Avantgarde-Künstler den Leuten von einer anderen, sensiblen Seite vorzustellen, ist definitiv gelungen: "Was mir wirklich Spaß gemacht hat, ist, dass viele gesagt haben: Diese ästehetischen, sehr filigranen Druck von Beuys, das hat mir eine Seite von dem Künstler aufgezeigt, die ich vorher gar nicht kannte", sagt Josef Lochner. "Super!"

Dass die Ausstellung eher wenig "Spektakuläres" von dem provokanten Künstler zu bieten hatte, wurde vom Publikum keineswegs mit Enttäuschung aufgenommen, im Gegenteil. Es goutierte die Hintergründigkeit und Feinheit dieser Ausstellung - und wohl auch ihre auch für kunsthistorisch weniger Beschlagene gute Zugänglichkeit. Das zeigte auch ein Besuch der Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule, die im Rahmen des Kunstunterrichts mit ihrer Lehrerin Gudrun Ullrich und der Lehramtsstudentin Leonie Feitenhansl die Beuys-Ausstellung besuchte. Nach dem Rundgang sollten die Kinder "Die Toten Hirsche" zeichnen. Der achtjährige Pascal Pischetsrieder war mit dieser Aufgabe ziemlich schnell fertig, ging danach alleine durch die Ausstellung und zeichnete diverse Motive die ihn besonders ansprachen, aufs Blatt: die Rose für direkte Demokratie, die wandernden Kisten, die Seiltänzerin und alles in perfekter Proportion.

Josef Lochner hatte eigentlich damit gerechnet, dass er mit der Ausstellung ein ordentliches Defizit einfahren würde, aber die Drucke fanden eine unerwartet hohe Nachfrage beim Publikum, insbesondere die Tiermotive wie "Tote Hirsche", der "Hase" oder der "Bär". Der Kassensturz steht zwar noch aus, aber der Kunstsammler geht davon aus, dass am Ende "die berühmte schwarze Null" stehen wird. Viel Zeit zum Feiern bleibt dem Wasserturm-Team nicht. Bereits am Montagnachmittag werden die ersten Werke von Markus Lüpertz angeliefert, die von Donnerstag, 22. März, an gleicher Stelle zu sehen sind.

© SZ vom 19.03.2018 / gsl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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