Simulation:Wie sich Stadtrat Moll Dachaus Bahnhofsplatz vorstellt

Der Bahnhofsplatz soll zu einer Verkehrsdrehscheibe mit Geschäften werden. Der parteifreie Stadtrat schlägt eine neue Variante vor.

Von Robert Stocker, Dachau

Eine moderne Verkehrsdrehscheibe mit schicken Geschäften nebenan - mit dieser Vision vom Bahnhofsplatz beschäftigt sich der Dachauer Stadtrat seit Jahren. Ein städtebaulicher Wettbewerb soll verschiedene Varianten für solche Pläne prüfen. Die Planungen gehen davon aus, dass das alte Bahnhofsgebäude erhalten wird. Wolfgang Moll, parteiloser Stadtrat und seit Freitag neuer Vorsitzender des TSV 1865, bringt nun eine neue Variante ins Spiel. Er spricht sich für den Abriss des alten Gebäudes und einen modernen Neubau aus, der auch Raum für andere Nutzungen bietet. Moll sieht in der Umplanung mit einem Neubau die Chance auf eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung an diesem zentralen Platz.

In einem Antrag an Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) zeigt sich der parteilose Stadtrat über den Beschluss des Umwelt- und Verkehrsausschusses überrascht, den Erhalt des alten Bahnhofsgebäudes als maßgebliches Kriterium für den Wettbewerb festzulegen. Moll nahm an der Ausschusssitzung am 12. Juli nicht teil. Den Erhalt des alten Bahnhofs sieht er aber als falschen Weg. In seinem Antrag fordert er, den Wettbewerb und die vorgesehene Bürgerbeteiligung für Varianten zu öffnen, die einen Abriss vorsehen. Die Bahn könne einen Teil des Ersatzbaus für ihre Zwecke nutzen.

Simulation: Weitläufig, modern, urban: So stellt sich Wolfgang Moll den Bahnhofsplatz der Zukunft vor.

Weitläufig, modern, urban: So stellt sich Wolfgang Moll den Bahnhofsplatz der Zukunft vor.

(Foto: Simulation: Ingenieurbüro Moll, Toni Heigl)

Bahnhofsgebäude aus Sicht des Stadtrats nicht erhaltenswert

Der Dachauer Bahnhof wird täglich von mehr als 20 000 Passanten aufgesucht, stellt Moll in seinem Antrag fest. Bis ins nächste Jahrhundert hinein werde er einer der zentralen Plätze der Stadt Dachau sein. Durch die Umplanung des Bahnhofsplatzes hat die Stadt aus seiner Sicht die Chance, das Areal und das gesamte Umfeld nachhaltig städtebaulich zu entwickeln. "Wir sollten nicht kleckern, sondern klotzen", sagt Moll. "Das muss eine Lösung für die nächsten hundert Jahre sein." Das Bahnhofsgebäude stehe noch nicht unter Denkmalschutz. Es sei in einem energetisch maroden Zustand. Die Optik des Gebäudes sei keine Besonderheit und somit nicht erhaltenswert. Die Bahn nutze nur noch einen Bruchteil des Gebäudes. Dies zeige auch der aktuelle Leerstand. Moll hält das Bahnhofsgebäude für andere Nutzungen wegen seiner geringen Tiefe für ungeeignet. Dabei denkt er an Räume für die Erwachsenenbildung, eine Musikschule, ein Seminarzentrum oder Dienstleister aus dem sozialen Bereich. Ein Neubau mit barrierefreier Erschließung biete Chancen für verschiedene Nutzungen an. Außerdem könne er wirksam vor Immissionen auf der Westseite des Bahnhofs schützen.

Die Bahn hat Vorgaben für den Wettbewerb vorgelegt. Ihr gehört der größte Teil der Flächen. Demnach soll das Empfangsgebäude erhalten, aber neu gestaltet und erweitert werden. Die Bahn wünscht sich eine "attraktive, moderne Mobilitätsdrehscheibe". Das Unternehmen könnte sich auf 4200 Quadratmetern Verkaufsfläche einen Supermarkt, eine Drogerie und Bekleidungsgeschäfte vorstellen. Denkbar seien auch Dienstleister wie Friseur, Blumenladen oder Cafés. Die neuen Gebäude mit drei oder vier Geschossen müssten wohl an der Frühlingsstraße entstehen. Das Gelände an der östlichen Seite der Straße entlang des bestehenden Fuß- und Radwegs soll in den Wettbewerb einbezogen werden. Auf diesem Gelände, so die Idee der Stadt, könnten 16 Haltestellen für Regionalbusse und den Schienenersatzverkehr entstehen. Am Rand wäre Platz für Kurzparker, Taxis und eine sogenannte Kiss-and-Ride-Zone. Dort können Autofahrer stehen bleiben, die jemanden am Bahnhof aussteigen lassen wollen. Die Fahrradspur würde auf die Straße verlegt. Die Stadtbusse würden weiterhin auf dem Vorplatz abfahren.

Simulation: Die Gegenwart sieht bescheidener aus.

Die Gegenwart sieht bescheidener aus.

(Foto: Toni Heigl)

Fläche von 37 000 Quadratmeter wird überplant

Die Fläche, die insgesamt überplant werden soll, ist 37 000 Quadratmeter groß. Dazu gehört auch das Grundstück von Post und Posthof, das der Stadt gehört. Am Ideenwettbewerb sollen sich 20 Planungsbüros beteiligen dürfen. Wer mitmachen darf, soll vorher ein offenes Bewerbungsverfahren klären. Für den städtebaulichen Wettbewerb, die Bürgerbeteiligung, Modelle und Preisgeld plant die Stadt Kosten von 150 000 Euro ein. Erste Ideen sollen von Studenten der Hochschule Weihenstephan kommen. Dieser Vorschlag kommt von der Bahn; die Stadt ist auf ihn eingegangen. Das städtische Bauamt soll die Arbeiten der Studenten begleiten. Sie erhalten für ihre Entwürfe, die als Denkanstöße dienen können, kein Geld. Die Stadt hofft, für den Wettbewerb und die Realisierung des Projekts Fördermittel aus dem bayerischen Städtebauprogramm zu bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass das alte Bahnhofsgebäude erhalten wird.

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