Siedlungsentwicklung:Gemeinsam in eine gute Zukunft

Kommunalpolitiker und Vertreter der Bürgerforen des Projekts "Zwischen Dorf und Metropole" verabschieden Leitlinien zur künftigen Siedlungsentwicklung im Landkreis Dachau und setzen auf interkommunale Zusammenarbeit.

Wolfgang Eitler

Siedlungsentwicklung: Der Siedlungsexperte Holger Magel von der Technischen Universität München moderierte zusammen mit dem Büro Grontmij das Projekt "Zwischen Dorf und Metropole".

Der Siedlungsexperte Holger Magel von der Technischen Universität München moderierte zusammen mit dem Büro Grontmij das Projekt "Zwischen Dorf und Metropole".

(Foto: DAH)

Nach einer mehr als fünfstündigen Marathonsitzung der Mandatsträger des Landkreises mit den Vertretern der Bürgerforen über die Zukunft des Landkreises Dachau unter dem Titel "Zwischen Dorf und Metropole", trauen sich die Initiatoren erstmals offen und öffentlich, von einem großen Erfolg zu sprechen. Trotz der Niederlage der Startbahngegner, die mit ihrem Versuch scheiterten, die Ablehnung einer dritten Start- und Landebahn am Flughafen München zu einem Leitbild zu erheben, haben sich die etwa 300 Teilnehmer auf der letzten und entscheidenden Sitzung einstimmig auf den Grundsatz einer engen interkommunalen Kooperation in allen Fragen der Entwicklung von Verkehr, Wohn- und Gewerbegebieten geeinigt. Der Siedlungsexperte Holger Magel von der Technischen Universität München, der gemeinsam mit dem Planungsbüro Grontmij, die gesamte Bürgerbeteiligung moderierte, sprach gegenüber der Süddeutschen Zeitung sogar von einem "beispielhaften Verfahren".

Vor eineinhalb Jahren begann der Landkreis unter der Federführung des Regionalentwicklungsvereins Dachau Agil und des Planungsbüros Grontmij mit einer Bürgerbeteiligung, welche die entscheidenden Fragen der künftigen Entwicklung des Landkreises beantworten soll. Und zwar nicht in Form einzelner Projekte, sondern als Leitbilder oder Leitlinien, die aus einem Konsens zur jeweiligen Sachlage heraus ein umfassendes und gemeinsames Ziel darlegen sollen. Zu diesen ersten Bürgerforen strömten die Bürger regelrecht hin. Nach wenigen Sitzungen zählte Grontmij schon mehr als 1000 Teilnehmer. In den weiteren drei Phasen bröckelte der Zuspruch ab; vermutlich, weil die Materie jetzt wesentlich trockener und komplizierter wurde. Die von den ersten Bürgerforen gewählten Vertreter für die Arbeitsgruppen und die Mandatsträger blieben jetzt oftmals fast unter sich.

Sehr schnell war aber klar, was sämtliche Teilnehmer sich gemeinsam wünschen: "ein moderates Wachstum", "eine umfassende interkommunale Zusammenarbeit", eine Entwicklung nur noch der Gemeinden entlang den Strecken des Öffentlichen Nahverkehrs und einen tangentialen Ausbau von S-Bahnen, Bussen bis hin zu einer dritten Linie von München in den Westen des Landkreises, also an der Autobahn 8.

In all diesen Diskussionen wurde zwar immer wieder die Ablehnung einer dritten Startbahn als wichtiger Aspekt der Regionalentwicklung angesprochen, aber eine maßgebliche Rolle spielte dieses Thema nicht. Vielmehr waren sich die Teilnehmer einig, nur solche Aspekte zu besprechen, auf die der Landkreis und seine 17 Kommunen direkt Einfluss nehmen können. Dabei richteten sich die Blicke nach München, das dem Siedlungsdruck nicht mehr Herr wird und deswegen erhebliche Änderungen in der Regionalpolitik bis hin zu einer Verstädterung des ländlichen Raums für erforderlich hält.

Erst durch einen Vorstoß der Freien Wähler unter dem Röhrmooser Bürgermeister Hans Lingl (Freie Wähler) verschärfte sich die Debatte. Lingl wollte unbedingt ein Leitbild durchsetzen, das den Kampf gegen das Flughafenprojekt miteinschließt. Aber in einer Abstimmung am Dienstagabend wollte die Mehrheit der Mandatsträger diesen Punkt nicht im Leitbild haben. Sie plädierte dafür, auf konkrete politische Forderungen zu verzichten und sich darauf zu beschränken, in welche grundlegende Richtung sich der Landkreis Dachau entwickeln soll.

Auf der ersten Regionalkonferenz der Landeshauptstadt zum Thema Siedlungsdruck am Mittwoch, 6. März, soll nun Landrat Hansjörg Christmann (CSU) die Grundlinien der Bürgerbeteiligung Dorf und Metropole vertreten. Dazu müsste er erst einmal eingeladen werden: "Ich musste aus der Zeitung entnehmen - ich darf das mit einem leisen Unterton sagen -, dass am 6. März die Regionalkonferenz stattfindet." Das Planungsbüro Grontmij ist übrigens offiziell eingeladen worden.

Insgesamt besteht das Ergebnis der Bürgerbeteiligung aus 16 Leitlinien. Die entscheidenden sind neben der Forderung nach einem moderaten Wachstum die interkommunal abgestimmte Siedlungsentwicklung, eine Reduzierung des Flächenverbrauchs, der Ausbau von Grünflächen und eine Energiewende, an der sich auch die Bürger und Kommunen über Genossenschaften beteiligen können. Vor allem aber sollen sämtliche Planungen künftig an den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gebunden werden; mit dem Ziel, den Lärm und die Belastungen durch den Verkehr besser in den Griff zu bekommen.

In diesem Sinn einigte sich die Konferenz am Dienstagabend im ASV-Theatersaal auf einen Kompromiss mit den Startbahngegnern. Jetzt heißt es beim Leitbild Verkehr zusätzlich: "Auf eine Reduzierung der Belastungen, die vom Flughafen München ausgehen - dessen geplanter Bau der 3. Start- und Landesbahn von weiten Teilen des Landkreises Dachau abgelehnt wird - wird hingewirkt." Bis zum großen abschließenden Plenum des Kreistags am 19. April, soll das Planungsbüro Grontmij nun noch eine weniger holprige Formulierung anbieten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: