Sicherheit am Bahnübergang:Dachau pocht aufs Gewohnheitsrecht

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Einige Dachauer wollen ihren Bahnübergang unbedingt wieder haben. Sogar die Absperrung wurde entfernt. (Foto: Toni Heigl)

Die Stadt fordert die Bahn auf, den Schienenübergang am Friedhof wieder zu öffnen

Seit drei Jahren ist der Bahnübergang am Dachauer Waldfriedhof versperrt. Wann er wieder öffnet, ist nicht absehbar. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) ist allerdings fest entschlossen dazu. "Das ist eine wichtige Verbindung, die soll wieder aufgemacht werden." Er pocht darauf, dass die Bahn laut Planfeststellungsverfahren dazu verpflichtet ist, den Bahnübergang wieder herzustellen. Hartmann argwöhnte gar, dass die Bahn wohl einfach kein Interesse an der Wiederherstellung habe. Das weist ein Sprecher der Bahn nun scharf zurück. Die Bahn habe sich sehr wohl um eine Lösung bemüht.

Die Schwierigkeit für beide Seiten besteht darin, dass unter dem früheren Bahnübergang eine Trinkwasserhauptversorgungsleitung verläuft, von der die meisten Dachauer Haushalte abhängen. Die Bahn erklärt, man habe nach Lösungen gesucht und der Stadt im Januar zwei Vorschläge unterbreitet, die im März besprochen worden seien. Daraufhin habe sich die Stadt nicht mehr gemeldet.

Das hat einen einfachen Grund: Beide Vorschläge sind für die Stadt nicht akzeptabel. Ein Vorschlag lautet: Der Bahnübergang bleibt gesperrt. Der zweite: Der Übergang wird um 250 Meter weiter nordwestwärts verlegt. "Das ist eher schlecht", sagt Hartmann. Die Bahn hatte eine Entscheidungsfrist bis März gesetzt. Diese hat die Stadt verstreichen lassen. Mit Begründung allerdings. Denn die Stadt hat eigene Lösungen erarbeiten lassen und zudem eine Untersuchung gemacht, wo genau die Leitung verläuft. Das dauerte. Nun sollen die Varianten auch erst im November im Umwelt- und Verkehrsausschuss vorgetragen und diskutiert werden. Hartmann ist zuversichtlich, dass es eine Lösung gibt. Auf die Kosten scheint er dabei nicht allzu sehr schauen zu wollen. Dabei sind außer der Stadt noch zwei Träger beteiligt. Außer der Bahn muss auch der Freistaat zustimmen.

Geschlossen wurde der frühere Bahnübergang aus Sicherheitsgründen. Die elektrifizierte S-Bahn-Linie 2 nach Altomünster fährt schneller, als der frühere Zug mit dem sprechenden Namen Bummerl. Je schneller sich ein Zug nähert, desto größer muss das Sichtfeld des Lokführers sein. Das war nicht der Fall. Der Bahnübergang müsste also entweder verlegt werden oder anders geschützt werden, etwa durch Schranken oder eine Signalanlage - das erfordert aber entsprechend aufwendige Bodenarbeiten und ist teurer als ein technisch ungeschützter Übergang mit lediglich den üblichen rot-weiß-gestreiften Umlaufsperren, wie etwa am Übergang Etzenhausener Straße.

Wie sehr einige Dachauer auf ihr Gewohnheitsrecht pochen, wird dadurch deutlich, dass die Absperrungen, welche die Bahn aufgestellt hatte, erst geöffnet, dann ganz entfernt wurden. Einige scheinen die Gleise auch über einen Trampelpfad durchs Gestrüpp hindurch zu queren. Einem Hinweis eines SZ-Lesers Ende August kam die Bahn nicht nach. Bahnpolizeisprecher Wolfgang Hauner erklärte, das habe "nicht oberste Priorität". Die Stadt, die für die Absperrungen auf Bahngelände nicht zuständig ist, reagierte hingegen sofort und stellte neue Sperren auf.

© SZ vom 20.10.2017 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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