Sicherheit am Badesee:Wie man Ertrinkende rettet

Wasserwacht Karlsfeld

Wasserwacht-Chef Tobias Fritsch.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Mal ist es ein Krampf, mal ein Kopfsprung ins unbekannte Gewässer, mal bricht der Kreislauf zusammen: Was passiert, wenn ein Schwimmer in Not gerät? Wasserwacht-Chef Tobias Fritsch gibt Tipps.

Interview von Daniela Gorgs

Bei den anhaltend heißen Temperaturen drängen die Menschen zum nächsten Badesee oder ins Freibad, um Erfrischung zu finden. Doch viele unterschätzen die Gefahren im Wasser. Mal ist es ein Krampf, mal ein Kopfsprung ins unbekannte Gewässer, mal bricht der Kreislauf zusammen. Junge ebenso wie Ältere, selbst geübte Schwimmer können im Wasser plötzlich in Not geraten. Was man tun kann, um jemanden zu retten, erläutert Tobias Fritsch, 27, Leiter der Wasserwacht Karlsfeld.

SZ: Ich sehe, dass jemand im Wasser in Not ist. Was tue ich zuallererst?

Tobias Fritsch: Sofort den Rettungsdienst über die 112 alarmieren und sich die Stelle so gut wie möglich merken und nicht aus den Augen verlieren. Bei einer genauen Ortung können wir den Ertrinkenden schneller retten.

Soll ich nicht lieber gleich selbst hineinspringen, um den Ertrinkenden aus dem Wasser zu retten?

Es kommt darauf an. Beim "typischen" Ertrinken kann das Opfer solche Kräfte entwickeln, dass Sie beide untergehen. In seiner Angst wird der Hilfesuchende um sich schlagen und sich an den Rettenden klammern und ihn dabei unter Wasser ziehen. Man sollte direkten Körperkontakt vermeiden und dem Ertrinkenden lieber einen langen Stock reichen oder einen Rettungsring. Wir haben einige Rettungsringe am Ufer des Karlsfelder Sees. Beim atypischen Ertrinken, dem sogenannten Badetod, ist es ungefährlicher, den Ertrunkenen aus dem Wasser zu retten. Das atypische Ertrinken geht lautlos vonstatten und ist oft nur schwer zu erkennen. Es erfolgt keinerlei Reaktion, kein Todeskampf, kein Hilferuf. Ursachen sind etwa Kreislaufversagen, Herzinfarkt oder Erschöpfung. Die Person treibt leblos an der Wasseroberfläche und versinkt plötzlich. Bewusstlose kann man gut an Land ziehen.

Und dann hat man am besten keine Angst vor der anschließenden Wiederbelebung.

Wenn der Gerettete noch atmet, reicht es, ihn in die stabile Seitenlage zu bringen. Wenn nicht, muss man den Mut fassen und ihn wiederbeleben. Man kann nicht viel falsch machen. Für die Herz-Lungen-Wiederbelebung setzt man beide Handballen in der Mitte des Brustkorbs übereinander an und drückt das Brustbein Richtung Wirbelsäule. 30 Mal, dann zwei Atemspenden. Immer im Wechsel, bis der Rettungsdienst da ist.

Was kann man tun, um Badeunfälle zu verhindern?

Die Baderegeln beachten und, ganz wichtig, nie alleine schwimmen. Es kann immer passieren, dass die Wade krampft oder der Kreislauf Probleme bereitet. Gut ist, wenn man sich eine Schwimmhilfe mitnimmt, eine Nudel oder ein Brett. Da kann man sich kurz festhalten und ausruhen. Oder es überschätzen die Schwimmer ihre eigenen Kräfte oder die ihrer Kinder. Wir beobachten oft, dass Kinder mit Schwimmflügeln neben ihren Eltern quer durch den See schwimmen. Das sind locker 300 Meter. So eine Kammer kann schnell platzen. Ich halte das für sehr gefährlich.

Die Wasserwacht hat bei der Wetterlage jetzt vermutlich viel zu tun?

Ja, es ist gerade sehr heftig. Am Wochenende hatten wir den Karlsfelder Triathlon mit 1000 Startern. Es ist alles gut gegangen. Ich komme so gut wie nicht nach Hause derzeit. Aber da stapelt sich eh nur die Wäsche. Der Einsatz bei der Wasserwacht macht ja auch Spaß. Wir haben eine gute Gemeinschaft.

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