Sicher in die Schule:Mit der Kelle in der Hand

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Ein wichtiges Ehrenamt: Elisabeth Peren ist morgens für die Kinder da. (Foto: Toni Heigl)

In Dachau werden dringend Schulweghelfer gesucht, die morgens den Kindern über gefährliche Straßen helfen

Von Susanne Schröder-Bergen, Dachau

"Wenn viele mitmachen, müssen alle weniger stehen". Die Schulweghelfer-Beauftragte für die Grundschule Dachau-Süd Andrea Schmidt hat mehr als fünf Jahre Kindern einen sicheren Schulweg ermöglicht. Nun zieht sie "einen Schlussstrich" und gibt ihr Amt zum Ende des Schuljahrs ab, weil ihre Kinder die Grundschule verlassen haben. Auch die Schulweghelfer-Beauftragte für die Grundschule Augustenfeld, Evelyn Filthaut, hört zum Schuljahresende auf.

Josef Hermann, Leiter der Hauptverwaltung der Stadt Dachau sucht für die beiden dringend Nachfolger. Darüber hinaus besteht an allen städtischen Grundschulen ein hoher Bedarf. "Mit dem Ersatz der beiden Beauftragten ist es nicht getan", sagt Hermann. Dabei sei das Konzept der Schulweghelfer sehr sinnvoll, und es erfordere auch keinen zu großen Zeitbedarf. Deswegen fragt er sich, warum so wenige Bürger bereit seien, sich einmal die Woche vierzig Minuten morgens Zeit zu nehmen, damit Kinder sicher in die Schule gelangen.

Die ehrenamtliche Tätigkeit sieht so aus: Die Helfer stehen jeden Morgen an von der Polizei als Gefahrenstellen ausgewiesenen Straßenübergängen und geleiten die Schulkinder mit einer Kelle über die Straße. Dies können beispielsweise Fußgängerampeln oder Zebrastreifen sein. Vom ersten bis zum letzten Schulkind dauere es etwa eine halbe Stunde, sagt Andrea Schmidt. Falls mal jemand ausfällt, springt idealerweise Ersatz ein. Schmidt übernahm neben ihrer Tätigkeit in der Organisation der Pläne einen solchen Springerposten. Es sind zumeist Mütter, aber auch einige Väter oder Großeltern, die sich als Schulweghelfer ehrenamtlich einsetzen.

Andrea Schmidt hat das Amt immer Spaß gemacht: "Man kennt dann seine Pappenheimer. So weiß man, wer immer der Erste ist und wann man seine Kelle wegpacken kann." Sie will Ende Juli aufhören und wünscht sich, ihren Nachfolger noch einweisen zu können. Außerdem will sie den neuen Einsatzplan noch aufstellen. Das System würde sich auch "noch ein bisschen weitertragen". Damit meint sie, dass die aktuell 35 Helfer ein eingespieltes Team seien. Wenn aber nur eine Person mehr aufhört, würde das ganze Helfersystem in sich zusammenbrechen. Um wie an der Klosterschule nicht nur morgens, sondern auch zum Schulschluss der Erstklässler die Übergänge zu besetzen, benötigt die Grundschule Dachau-Süd zusätzlich noch weitere Ehrenamtliche. An der Klosterschule wird dies mit rund 45 Ehrenamtlichen ermöglicht, so Hermann.

Die Situation an der Grundschule in Augustenfeld sieht dagegen düster aus. Im Gebiet, für das Evelyn Filthaut noch bis Ende des Schuljahres verantwortlich ist, gibt es derzeit, inklusive ihr selber als Springerin, nur zehn Helfer. Viele von ihnen sind mehrfach in der Woche an den drei Stellen - am Rudi-Schmid-Weg, an der Karwendelstraße und an der Ecke Sankt-Peter-Straße / Schleißheimer Straße - im Einsatz. Die Helfer geleiten auch die Grundschulkinder, die auf die benachbarte Montessori-Schule gehen, zum Unterricht.

Bei Filthaut ist deutlich der Frust zu spüren. Sie war elf Jahre im Dienst der Schulweghelfer, ihre Kinder haben längst die Schule verlassen. Es macht sie traurig, dass sich so wenige Eltern zu dem wichtigen Ehrenamt motivieren lassen. "Ich muss selber auch nach München in die Arbeit und schaffe es trotzdem noch, mir vorher dafür eine halbe Stunde Zeit zu nehmen." Auch Schmidt findet es schade, dass die Arbeit im Ehrenamt auf immer weniger Schultern getragen werden muss.

Besonders an der Grundschule in Augustenfeld werden also dringend ab sofort oder für das neue Schuljahr Schulweghelfer gesucht. Interessierte können sich beim Ordnungsamt bei Stefan Januschkowetz unter der Nummer 08131/75-214 oder direkt bei den Grundschulen melden. Die Helfer werden bei der Stadt registriert und erhalten pro Einsatz 5,10 Euro. "Wir versuchen natürlich die Helfer nahe ihres Wohnorts einzusetzen", sagt Schmidt. Und wenn man selber bei Wind, Wetter und Dunkelheit nicht auf die Straße will, sollte man sich in Erinnerung rufen, dass die Kinder ja auch raus müssten, so Filthaut.

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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