Seehofer in Indersdorf:"Danke" - "Vergelt's Gott"

Ministerpräsident Horst Seehofer gönnt den CSU-Mitgliedern im Landkreis Dachau eine Seelenmassage und nimmt sich selbst auf die Schippe.

Wolfgang Eitler

Den rhetorischen Kniff, sich klein zu reden, um desto größer zu erscheinen, muss man beherrschen, sonst wird es peinlich. Ministerpräsident Horst Seehofer hat ihn bei seinem Auftritt im Volksfest von Markt Indersdorf am Montagabend ziemlich erfolgreich angewandt. Für die Mehrheit der Zuhörer hat er als ihre Lichtgestalt seine beachtliche physische Größe locker übertroffen. So wünschte er allen Bayern - er sagt wirklich "allen" - das Paradies. Bei sich selbst ist er da nicht so sicher, ob er es erreicht. "Es passt bei Euch, ob es bei mir passt, wird man sehen." Die Selbstironie, der Witz auf eigene Kosten sitzen. Die Lacher im Bierzelt zeigen es.

Seehofer in Indersdorf: Um Heimat ging es auch in der Rede von Ministerpräsident Seehofer im Indersdorfer Festzelt. Allerdings in einer heiter-hymnischen und nicht kritisch-mahnenden Form wie bei den Protesten von 120 Startbahngegnern vor dem Festzelt. Foto: Heigl

Um Heimat ging es auch in der Rede von Ministerpräsident Seehofer im Indersdorfer Festzelt. Allerdings in einer heiter-hymnischen und nicht kritisch-mahnenden Form wie bei den Protesten von 120 Startbahngegnern vor dem Festzelt. Foto: Heigl

(Foto: Toni Heigl)

Seehofer holt sich den Kapellmeister der Blasmusik an seine Seite, der ihn von der Figur her an den legendären Vorsitzenden Franz Josef Strauß erinnert. Der war bekanntlich ziemlich klein und massig. Seehofer erzählt von einer Begegnung mit Strauß, der zu ihm sagte: "Sie sind der Längere, aber ich bin der Größere." Das Bierzelt lacht heftig. Dann erläutert der Ministerpräsident "den bayerischen Weitblick", stets auf "der Seite der Sieger zu stehen", indem man "mal hier, mal dort ist". "Weil ich in diesem Rufe stehe", hofft Seehofer im Gegensatz zu vielen Fürsten der 1500-jährigen bayerischen Geschichte nicht erst nach dem Ableben dafür gewürdigt zu werden. Das Bierzelt lacht nicht mehr, es tobt.

Beim Hinausgehen sind die CSU-Mitglieder unter den mehr als 1500 Zuhörern sehr zufrieden, auch wenn die Rede einige Längen hatte und die Konzentration des Publikums ab und an hörbar nachließ. Georg Kiermeir, Fraktionssprecher der CSU in Röhrmoos, ist richtig erleichtert: "Die Rede hat gut getan. Sie war eine Seelenmassage." Genau das haben die Menschen im Bierzelt von Seehofer erwartet. Davor protestierten zwar 120 Gegner der dritten Startbahn, unter ihnen die beiden Bürgermeister Hans Lingl und Josef Baumgartner aus Röhrmoos und Schwabhausen von den Freien Wählern. Einige versuchten den Konvoi zu stoppen, damit der Ministerpräsident zum einem Gespräch aussteigt.

Aber die Stimmung war eine andere. Seehofer kündigte einen "Entspannungstermin" an. Die CSU-Mitglieder brauchten Hoffnung, vor allem wegen der Verwandtschaftsaffäre im Landtag. Deshalb war an diesem Montagabend alles gut. Die bayerischen Arbeitnehmer sind "die besten", die Unternehmer auch. Die Worte "Danke" oder "Vergelt's Gott" fielen gefühlte Tausendmal. Der Dachauer CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath begann damit, indem er für den geplanten Ausbau der Linie A dankte und schließlich für die bayerische Schulpolitik. Seehofer dankte ganz besonders den Lehrern, dem Publikum überhaupt. Das bestand zur vorderen Hälfte aus CSU-Mitgliedern und Freunden und zur hinteren aus neugierigen Zuhörern. Aber am Ende erhoben sich fast alle zum Applaus. Bis dahin hatte Seehofer auch dem Museumsverein sein großes Lob gezollt, der gemeinsam mit der Gemeinde Markt Indersdorf das Mesnerhaus und den Schneiderturm in marodem Zustand vom Freistaat gekauft hatte, um beide erfolgreich zu sanieren.

Auf dem Gang durch das Kloster Indersdorf, das die kirchliche Realschule beherbergt und gerade für zig Millionen saniert wird, wollte Seehofer sogar den Volksfestauftritt hinauszögern ("Haben wir nicht noch Zeit?"), um das gesamte Gebäude mit dem Barocksaal und den wunderbaren Klassenräumen eingehend zu besichtigen. Da musste der Landtagsabgeordnete Seidenath auf den Zeitplan pochen: "Das geht nicht." Seehofer besuchte dennoch die Barockkirche, traf sich mit Mitgliedern des Museumsvereins und sagte zum Vorsitzenden Anton Wagatha: "Das ist Bayern." - Anders gesagt: "Wir haben zu danken."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: