Schwabhausen:Nothalt auf freiem Feld

Ein Betrunkener attackiert Fahrgäste in der Linie A und verschuldet Zugausfälle. Die Mitreisenden reagieren vorbildlich.

Von Walter Gierlich

Schwabhausen: Die Linie A am Bahnübergang Breitenau.

Die Linie A am Bahnübergang Breitenau.

(Foto: © joergensen.com)

Seit zwei Jahren gilt in den S-Bahn-Zügen ein Alkoholverbot. Doch nicht längst alle Fahrgäste halten sich daran, wie sich am Mittwochabend in einem Zug der Linie A auf drastische Weise gezeigt hat. Ein betrunkener Mann aus Markt Indersdorf, der eingeschlafen und dem daher seine Bierflasche aus der Hand gefallen war, attackierte Mitreisende. Daher gab es am Ende nicht nur zwei Leichtverletzte, sondern auch erhebliche Verspätungen und zwei komplette Zugausfälle.

Wie die Bundespolizei nach den ersten Ermittlungen über den Vorfall mitteilte, schlief der erheblich alkoholisierte 31-jährige Indersdorfer gegen 21.15 Uhr in einem Zug der Linie A in Richtung Altomünster ein. Seine volle Bierflasche fiel zu Boden, der Inhalt verteilte sich im gesamten Abteil. Ein 48 Jahre alter Fahrgast aus Schwabhausen, ging auf den Betrunkenen zu und forderte ihn auf, die Sauerei aufzuwischen und die Flasche aufzuheben. Doch der Indersdorfer dachte gar nicht daran, Folge zu leisten, sondern schlug dem Schwabhausener unvermittelt ins Gesicht, so dass auch dessen Brille dabei beschädigt wurde.

Um eine weitere Eskalation zu verhindern, versuchte nun nach Mitteilung von Bundespolizei-Pressesprecher Wolfgang Hauner ein 51 Jahre alter Fahrgast aus Erdweg, den Streit zu schlichten. Doch der fing sich einen Schlag ins Gesicht ein. Weil sich der aggressive Betrunkene absolut nicht beruhigen wollte, zog der zuerst attackierte Schwabhausener zwischen Oberbachern und Schwabhausen die Notbremse und verständigte den Lokführer. Der Zug blieb auf freiem Feld stehen.

Andere Fahrgäste alarmierten derweil die Dachauer Polizei, die sofort eine Streife losschickte und ihre für den Bahnverkehr zuständigen Kollegen von der Bundespolizei in München verständigte. Im Zug mischte sich mittlerweile ein weiterer Fahrgast, ein 43-Jähriger, ebenfalls aus Erdweg, ein und versuchte, den weiterhin herumtobenden Indersdorfer zu beruhigen. Doch auch er wurde vom 31-Jährigen angegriffen. Der Betrunkene zog aus dem Mülleimer eine Halbliter-Bierdose und warf sie in Richtung des 43-Jährigen, verfehlte ihn aber knapp. Schließlich gelang es dem 48-jährigen Schwabhausener, den 31-Jährigen zu überwältigen, auf den Boden zu bringen und bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Ein Lob hat Bundespolizei-Sprecher Hauner für die Mitreisenden im Zug parat, der trotz der späten Stunde mit etwa 40 Fahrgästen besetzt war: "Es ist positiv, dass mehrere Leute gleichzeitig eingeschritten sind." So habe der betrunkene Schläger einsehen müssen, dass er keine Chance habe.

Als die Polizeibeamten bei dem Indersdorfer einen Alkoholtest durchführten, ergab sich ein Wert von 1,74 Promille. Der Rettungswagen, den die Polizei vorsorglich angefordert hatte, konnte laut Hauner unverrichteter Dinge wieder abrücken, denn keiner der Beteiligten habe ernsthafte Verletzungen erlitten. Weil die Polizei im Waggon Spuren sichern musste, um gerichtsverwertbare Beweise zu sammeln, blieb die einspurige Strecke für längere Zeit blockiert. Die Züge, die fahrplanmäßig von Dachau um 21.36 Uhr und von Altomünster um 21.40 Uhr losfahren sollten, fielen komplett aus. Spätere Bahnen sammelten erhebliche Verspätungen, die sich auf insgesamt fast drei Stunden summierten. Für Wolfgang Hauner passt der Vorfall ins Bild, dass auf Bahnhöfen und in Zügen immer mehr Personen alkoholisiert sind. "Das nimmt deutlich zu, vor allem die Alkoholwerte."

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