Bauprojekt:Schwabhausen bekommt zehn Meter hohe Häuser

städtebauliche Darstellung des Bebauungsplan „Am VR-Gelände“ in Schwabhausen

Zu wenige Bäume, lautet ein Vorwurf an die Planer. Die Untere Naturschutzbehörde sieht ein Problem beim Regenwasserabfluss.

(Foto: Putke, Rabl & Lorenz Architekten)

Die CSU spricht von "Profitgier" und "brutaler Planung". Doch Bürgermeister und die Mehrheit des Gemeinderats stehen hinter dem Projekt.

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Das Ortsbild von Schwabhausen soll sich stark verändern. Mitten im Ort soll ein bisher leeres Grundstück, das der Volksbank Raiffeisenbank gehört, bebaut werden. Mehrere CSU-Gemeinderäte kritisieren die Pläne scharf. In seiner jüngsten Sitzung debattierte der Gemeinderat mehrere Stunden über das Bauvorhaben. Letzten Endes setzten sich die Befürworter mit elf zu sieben Stimmen durch. Auch Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) befürwortet das Projekt.

Auf dem Areal an der Münchner Straße sollen gegenüber vom Rathaus vier mehrstöckige Gebäude errichtet werden, die durch eingeschossige Trakte miteinander verbunden werden. Wohnungen sollen entstehen, aber auch Platz für Geschäfte und Büros, Arztpraxen und eine Apotheke. Vor der jüngsten Sitzung des Gemeinderats hatten die Planer, das Büro Putke, Rabl und Lorenz aus Indersdorf und EGL GmbH aus Landshut einige Details an ihrem ersten Entwurf geändert, um auf die vorgebrachten Wünsche zu reagieren. So ist jetzt ein 2,50 Meter breiter Geh- und Radweg an der Münchner Straße vorgesehen, und an der Nordseite der Fläche sollen die Gebäude einen halben Meter zurück gesetzt werden. Die Nachbarhäuser würden zu stark verschattet, lautete ein Vorwurf.

Massiver Riegel

Dennoch sind viele Gemeinderäte und Bürger von den Plänen alles andere als begeistert. Stein des Anstoßes ist vor allem ein parallel zur Münchner Straße geplantes Gebäude. Georg Hillreiner, Fraktionssprecher der CSU im Gemeinderat und selbst Architekt kritisiert, dass das Haus mit einer Länge von mehr als 22 Metern und einer Wandhöhe von zehn Metern viel zu massiv werde. Das Argument der Architekten, das bis auf drei Meter an den Gehweg heranreichende Gebäude könne durch seine "Torwirkung" eine Verlangsamung des Verkehrs an dieser Stelle bewirken, könne er nicht nachvollziehen, sagt Hillreiner.

Noch deutlicher wird Heinrich Loderer, Hillreiners Vorgänger als CSU-Sprecher im Gemeinderat. Er spricht von einer "brutalen Planung" und einer "Verschandelung" des Ortszentrums, wenn tatsächlich so wie vorgesehen gebaut werde. "Schlimmeres" als diese Planung könne man sich "kaum vorstellen". Die Massivität der vorgesehenen Bebauung sei durch "Profitgier" bestimmt, glaubt Loderer.

Sehr kritisch sieht Loderer auch die geringe Zahl von 14 oberirdischen Stellplätzen für die Besucher von Arztpraxen, Apotheke sowie Geschäften und Büros, die hier neben den in den Obergeschossen geplanten Wohnungen entstehen sollen. Sollte sich erweisen, dass angesichts der Besucherfrequenz eine Abbiegespur zur Tiefgarage nötig werde, so bleibe wegen der massiven Bebauung dafür kein Platz mehr. Loderers Fazit: "Die ganze Planung führt in eine Sackgasse".

Zu wenige Bäume

Bemängelt von öffentlicher wie privater Seite wird auch das Fehlen von Bäumen in den Plänen. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt verweist darüber hinaus auf das Problem des Regenwasserabflusses: Eine Versickerung sei angesichts massiver Versiegelung und lehmiger Bodenbeschaffenheit nicht möglich. Für das Problem sollen im Zuge der Bauplanung Lösungsvorschläge gemacht werden.

Als man nach mehrstündiger Debatte schließlich zur Abstimmung kam, setzten sich die Befürworter der Pläne mit knapper Mehrheit von elf zu sieben Stimmen durch. Ein Teil derjenigen im Gremium, die sich gegen die Pläne ausgesprochen hatten, verlangte, dass dies namentlich im Protokoll festgehalten werde. Sie kamen aus allen Fraktionen. Vor allem aber hatten bis auf Franz Frahammer alle der insgesamt fünf CSU-Vertreter gegen die Pläne gestimmt. Bürgermeister Josef Baumgartner, selbst Bauingenieur, hatte schon früh im Verlauf des Verfahrens seine Zustimmung zu den vorgelegten Entwürfen signalisiert. Ihm schloss sich die große Mehrheit der Freien Wähler und des Bürgerblocks Arnbach an. Die "sehr sorgfältige Abwägung der Einwendungen" sei ihm wichtig gewesen, sagt Baumgartner. Er sei überzeugt, "dass die Architekten etwas Ansprechendes hinstellen werden" - das seien sie schließlich ihrem guten Ruf schuldig.

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