Schwabhausen:Die Mischung macht's

Gerd Anthoff

Gert Anthoff präsentiert ein Weihnachten ohne Pathos, gemeinsam mit Jost-H. Hecker am Cello und Thomas Bogenberger an der Gitarre.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Rück- und Ausblick auf die Kleinkunstbühne von Heinrich Kellerer in Schwabhausen und eine Weihnachtslesung

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Mit der Weihnachtslesung von Gerd Anthoff ging in der Schwabhausener Post ein Kleinkunstjahr zu Ende, das wieder zahlreiche Höhepunkte hatte. Ob Louise Kinseher oder das Martina-Eisenreich-Quartett, Christian Springer oder die "Wellbrüder aus'm Biermoos": Für jeden, der Kabarett oder Musik liebt, war etwas dabei. Für Postwirt Heini Kellerer ist die gute Mischung seines Programms wichtig: Nur so, sagt er, lasse sich auch in Zeiten starker Konkurrenz durch andere Bühnen ein Saal füllen. Wirtschaftliches Denken sei, jenseits persönlicher Präferenzen, unerlässlich.

Weihnachten: Kein anderer Tag im Jahr ist so mit Emotionen aufgeladen, so mit Erwartungen befrachtet wie gerade dieser Festtag. Genau das aber macht es schwer, über Weihnachten ohne falsches Pathos zu reden oder zu schreiben. "Damals an Weihnachten" hat der Schauspieler Gerd Anthoff eine Zusammenstellung von Texten genannt, mit der er am Samstag in die Schwabhausener Post kam. Ihm ist das Schwierige gelungen: Mit Prosatexten und Gedichten von Oskar Maria Graf, Erich Kästner, Peter Härtling, Bert Brecht und Fritz Müller-Partenkirchen einen weihnachtlichen Abend fernab von Glühweinseligkeit und Lamettakitsch zu gestalten.

Weihnachten, das zeigt Anthoffs Textauswahl, kann viele Gesichter haben. Das einer Nacht auf der Flucht im Viehwaggon, die Peter Härtling schildert, oder das eines veritablen Weihnachtswunders unter Obdachlosen in Chicago in einer Geschichte von Brecht. Anthoff liest die Texte nicht nur, er bringt in die Lesung die Kunst des Schauspielers mit ein, verleiht den Kurzgeschichten und Gedichten unglaubliche Lebendigkeit, bringt seine Zuhörer zum Lachen ebenso wie zu betroffenem, nachdenklichem Schweigen. Die Musiker Jost-H. Hecker am Cello und Thomas Bogenberger an der Gitarre gestalten die Lesung auf sehr eigenständige, eindrucksvolle Weise mit. Da klingen dann zwar auch Weihnachtslieder an oder Melodien aus Filmen wie Orfeo Negro oder Disneys "Schneewittchen". Hecker und Bogenberger aber machen daraus mal beschwingten Jazz, mal die Textinhalte untermalende, furiose Klanggewitter oder sie lassen Klänge aus einer Komposition von Vivaldi in ein alpenländisches Weihnachtslied münden.

Eine gute Mischung aus Musik, politischem Kabarett und Comedy hat Kellerer auch für die neue Saison zusammengestellt. Den Anfang machen im Januar 2016 die Raith-Schwestern mit dem "Blaimer", ein Trio, das sein Publikum gewöhnlich in Begeisterungsstürme versetzt. Auf Han's Klaffl und seine kabarettistische Verarbeitung eines langen Lehrerlebens im Februar freuen sich vor allem ehemalige Berufskollegen und auf Ludwig Seuss von der Spider Murphy Gang im März alle diejenigen, die Cajun und Zydeco aus den amerikanischen Südstaaten lieben. In die Abgründe der niederbayerischen Provinz entführt anschließend Sebastian Daller, während der Bayrisch Diatonische Jodelwahnsinn bayrisch-freche Aufmüpfigkeit musikalisch verpackt. Im Juni berichtet Max Uthoff von "mörderischen Geschäften", gefolgt von Jörg Maurer, der aus seinem neuesten Alpenkrimi lesen wird.

Als Geheimtipp kündigt Heini Kellerer den Bauchredner und Zauberer Tricky Niki aus Wien an, und Holger Paetz wird den Schwabhausenern zu guter Letzt einen "satirischen Jahresrückblick" bescheren. Zum regulären Programm kommen noch zwei Zusatzveranstaltungen: Mit Herbert und Schnipsi und dem Zither-Manä-Trio kommen im Oktober zwei Klassiker der Kleinkunstszene nach Schwabhausen.

145 Abonnements hat Heini Kellerer für die neue Saison verkauft. Fünf hat er noch. Mehr aber nicht. Denn die Hälfte der Plätze reserviert Kellerer für den freien Verkauf.: Die ersten Interessenten standen schon zwei Stunden vor Verkaufsbeginn im Regen. Kellerer sieht sich durch sein treues Publikum bestätigt und woll deswegen auch weitermachen.

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