Schwabhausen:Alleingang in der Seniorenpolitik

Schwabhausen verlässt das Agil-Projekt "Demografie wagen".

Helmut Zeller

Der Regionalentwicklungsverein Dachau Agil wird nicht darüber erfreut sein: Die Gemeinde Schwabhausen ist aus seinem landkreisweit abgestimmten seniorenpolitischen Konzept "Demografie managen" ausgestiegen. Wie bereits angekündigt, beschloss der Gemeinderat bei nur einer Gegenstimme auf der Sitzung am Dienstagabend den Alleingang. Es gab nicht einmal mehr eine nennenswerte Debatte über diesen Punkt. Der Hintergrund: Schwabhausen will keine weitere Zeit verlieren und kann sofort mit der Umsetzung seiner geplanten Projekte für die 1259 Bürger seiner Gemeinde, die 60 Jahre und älter sind, beginnen. Die Bürger wird es freuen. "Eigentlich stecken wir schon mittendrin", sagte Bürgermeister Josef Baumgartner (Freie Wähler). Schwabhausen hatte im Juli 2011 im Rahmen des Agil-Projekts eine Pilotstudie übernommen: Der Bedarf wurde ermittelt, ein Netzwerk von Ehrenamtlichen aufgebaut und die Schaffung eines Seniorentreffpunkts untersucht. Unabhängig davon hatte die Gemeinde im Frühjahr 2011 schon eine Umfrage gestartet, deren Rücklauf sehr gut war. 65 Prozent der angeschriebenen Bürger beteiligte sich.

Andere Gemeinden im Landkreis haben inzwischen den Fragebogen der Schwabhausener übernommen. Alles lief gut - bis Juni 2012. Dann musste die Entscheidung über das Agil-Projekt erneut vertagt werden, da die Regionalmanagerin kurzfristig aus dem Verein ausgeschieden war. Der zweite Schlag: Überraschend präsentierte der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath ein eigenes seniorenpolitisches Konzept, das er mit Vertretern aller Wohlfahrtsverbände im Landkreis erarbeitet hatte. Das Agil-Projekt läuft bereits seit vier Jahren und wurde mehrmals im Kreisausschuss beraten - Seidenath erklärte aber, er und seine Arbeitsgruppe hätten davon keine Kenntnis gehabt. Dafür musste er Kritik von den Grünen einstecken, die in der Kreistagssitzung am Freitag Aufklärung über die "erheblichen Kommunikationsmängel" verlangen. Auch Bürgermeister Baumgartner hält es, wie er sagte, für nicht vorstellbar, dass Seidenath und die Kreis-CSU nichts von dem Agil-Projekt wussten.

Auf jeden Fall befürchtet der Schwabhausener Gemeinderat jetzt eine weitere zeitliche Verzögerung, die er den Bürgern nicht zumuten will. "Ich wurde schon dauernd angesprochen, wann es losgeht", sagte Baumgartner. Ein Bündel von Maßnahmen ist bereits in Arbeit: medizinische Versorgung, Ruhebänke, Seniorentreff, öffentliche Toiletten.

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