Schulbusse in der Region:Unsicher, überfüllt - und viel zu schnell

Sicherheitsrisiko Schulbus: Im Umland sind Schulbusse häufig zu schnell unterwegs. Und meist sind die Busse auch noch überfüllt - dann müssen viele Kinder stehen.

Gregor Schiegl

Wenn es um die Sicherheit von Kindern geht, scheut Peter Neumann keine Mühen. Der Karlsfelder Gemeinderat von der Bündnis-Fraktion nahm mit seinem Auto deshalb sogar jüngst die Verfolgung eines Schulbusses auf. Glaubt man Neumanns Schilderung, musste er auf der Verfolgungsjagd in die benachbarte Kreisstadt Dachau das Gaspedal tief durchdrücken. Auf der Bajuwarenstraße sei er auf Tempo 80 gekommen, am Fuße des Berges sogar auf 90. Dabei gilt hier Höchstgeschwindigkeit 70; Schulbusse dürften aber nur 60 fahren. "Das kommt fast täglich vor", trug Neumann dem Gemeinderat wutentbrannt vor.

Für Wolfgang Riedlinger, den Geschäftsführer des zuständigen Busbetreibers Verkehr Südbayern GmbH mit Sitz in Karlsfeld ist das "Blödsinn". Anhand der Aufzeichnungen der Tachoscheibe in den Schulbussen könne er überprüfen, ob seine Fahrer zu schnell unterwegs waren oder nicht. "Wenn wir Verstöße feststellen, nehmen wir uns den Fahrer zur Brust", versichert er. Anhaltspunkte dafür habe er jedoch nicht.

Und schon gar nicht dafür, dass einer dauernd Rennen fahre. Auch dem Karlsfelder Grundschulrektor Roland Karl sind noch keine Klagen über rasende Busfahrer zu Ohren gekommen. Und doch nimmt Riedlinger das Thema nicht auf die leichte Schulter. "Ich weiß, wie sensibel die Geschichte ist." Erst in diesem Monat hat der ADAC alarmierende Ergebnisse eines bundesweiten Schulbustests veröffentlicht. Auf 34 der 36 getesteten Strecken haben die Fahrer "die Tempolimits teils erheblich" überschritten. Und nicht nur das: überfüllte Busse, scharfe Ecken und Kanten erhöhten die Verletzungsgefahr für Kinder. Fazit: "Gefährliche Raserei ist Normalität."

"Das Thema Schulbusbeförderung sieht in den einzelnen Landkreisen doch sehr verschieden aus", wehrt sich Riedlinger. In seinem Bereich laufe der Verkehr zu 95 Prozent reibungslos ab. Das knapp 70 Mitarbeiter starke Unternehmen betreibt auch in Dachau, Fürstenfeldbruck, Freising, Germering, am Flughafen und in einigen Stadtteilen Münchens Busse.

Problematisch ist für Riedlingers eher, dass die Busse oft gesteckt voll sind. Dann müssen viele Kinder stehen. Thomas Lillig, Vorsitzender der Landeselternvereinigung bayerischer Gymnasien, ärgert sich schon lange über die schlechten Sicherheitsstandards. "Jede Kaffeefahrt ist sicherer." Bei Schulbussen bestehe nicht einmal eine Anschnallpflicht. Bund, Länder und Kommunen schöben die Verantwortung seit Jahren hin und her. Mit einer Petition an Bundestag und Landtag haben Lillig und die Elternvertreter strengere und bundesweit einheitliche Regeln für Schulbusfahrten gefordert - vergeblich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: