Schulabschluss:Schlaue Köpfe, offene Herzen

Abschlussfeier 2017

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben die Absolventen der Berufsschule Dachau. 54 von ihnen schafften einen Einser-Abschluss.

(Foto: Berufschule Dachau)

Die Berufsschule Dachau verabschiedet 336 Absolventen, darunter auch 84 junge Flüchtlinge.

Von Petra Schafflik, Dachau

Der eine Staatspreisträger marschiert barfuß und in Shorts auf die Bühne, andere Spitzenabsolventen nehmen ihre Auszeichnung in Anzug oder kleinem Schwarzen entgegen: So unterschiedlich wie die Outfits bei der Abschlussfeier, so verschieden sind die Schüler der Dachauer Berufsschule. Die jungen Leute, die dort in 31 Berufen ausgebildet werden, stammen aus 48 Ländern und gehören 13 Konfessionen an, wie ein Plakat im Schulfoyer erläutert. Gerade diese Vielfalt will die seit 2014 nach dem Dachauer NS-Überlebenden Nikolaus Lehner benannte Schule künftig gezielter noch als Stärke und Chance begreifen - mit dem Projekt "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage". Das kündigte Schulleiter Johannes Sommerer am Montag bei der Abschlussfeier an, bei der 336 Absolventen verabschiedet wurden.

Dieser Titel ist keine Auszeichnung, um die man sich bewerben kann, "sondern gilt uns als Selbstverpflichtung für die Gegenwart und Zukunft", betonte Sommerer. Mit Projekten, Aktionen und im Schulalltag will sich die Schule positionieren "gegen jede Form von Rassismus, Intoleranz, Mobbing oder Diskriminierung".

Schon bisher spielt in der Berufsschule neben dem fachlichen Wissen die Ausbildung von sozialen Kompetenzen eine wichtige Rolle. "Engagement, Werteorientierung, Kommunikation, Kooperation und Zivilcourage" benennt Sommerer als wichtige Kompetenzen, die im Unterricht und in gezielten Angeboten gefördert würden. Nun will die Schule gerade auf den Aspekt der Toleranz und Zivilcourage noch stärker fokussieren. Das liege nahe für eine Schule, die nach dem NS-Überlebenden und Dachauer Bürger Nikolaus Lehner benannt ist, sagte Sommerer. Auch aktuell spielt Toleranz und Vielfalt eine große Rolle im Schulalltag. Am Montag verabschiedete die Schule unter den 336 Absolventen nicht nur junge Leute, die im dualen Berufsbildungssystem parallel zum Unterricht eine Lehre in einem Betrieb absolviert haben und nun einen Gesellenbrief vorweisen können. Vielmehr waren unter den Abschlussschülern auch 84 junge Flüchtlinge, die nun die zweijährige Schulung in einer Berufsintegrations-Klasse erfolgreich durchlaufen haben. Und mit diesem Zertifikat eine berufliche Ausbildung beginnen können. Dieser neuen Bildungsaufgabe für junge Geflüchtete stellt sich die Berufsschule mit großem Engagement. Das Motto "Schule ohne Rassismus" stelle die Berufsschule schon heute tagtäglich unter Beweis, sagte Landrat Stefan Löwl (CSU). Gerade mit den Integrationsklassen mache die Schule einen "tollen Job".

54 Einser-Schüler

Wo die jungen Flüchtlinge sich mit ihrem Abschluss der Integrationsklasse nun ein Starticket für eine Berufsausbildung erworben haben, können die übrigen 252 Absolventen bereits als ausgebildete Fachkräfte durchstarten. Verabschiedet wurden Bankkaufleute, Verkäufer, Kaufleute für Büromanagement und Einzelhandel, Anlagemechaniker für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik, KFZ-Mechatroniker, Automatenfachleute, Maler und Schreiner. Mit ihrem erfolgreichen Berufsabschluss haben dabei 92 Absolventen gleichzeitig auch den Mittleren Schulabschluss erworben.

Alle hätten sich mit ihrer Ausbildung "einen hervorragenden Startplatz für vielfältige Möglichkeiten erarbeitet, sagte Schulleiter Johannes Sommerer. Ein Fundament quasi, auf dem sich eine erfolgreiche Berufslaufbahn aufbauen lassen. Denn der Fachkräftemangel in den Unternehmen betreffe vor allem Mitarbeiter mit Berufsausbildung. "Die Betriebe warten auf Sie!" Auch Landrat Löwl sagte: "Die Chancen sind so gut wie nie." Gerade weil qualifizierte Mitarbeiter gesucht sind, gleichzeitig die Arbeitswelt hohe Anforderungen stelle, hofft Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), dass nicht nur die jungen Leute mit Freude und Begeisterung ihren Beruf ausüben werden. "Sondern dass die Wertschätzung der Arbeitgeber dazu kommt."

Für ihre herausragenden Leistungen wurden 54 Einser-Schüler und 15 Klassenbeste geehrt. Zur Freude über den eigenen Erfolg gesellte sich bei den Absolventen die Trauer, denn Mitschüler Benny Wendt ist im April verstorben. Seiner gedachte die Festgesellschaft in einem gemeinsamen Moment der Stille.

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