Schützenhilfe für die Bundestagskandidatin:Mentor Manfred Weber

EVP-Fraktionsvorsitzender Manfred Weber

CSU-Europa-Politiker Manfred Weber.

(Foto: dpa)

Ein CSU-Abend mit Katrin Staffler in Haimhausen zur Europapolitik

Von Wolfgang Eitler, Haimhausen

Den bayerischen Heimatminister Markus Söder (CSU) könnte man sich als Gesprächspartner der 35-jährigen Katrin Staffler nur in einer gönnerhaften Haltung vorstellen. Dass er ihr den Raum bieten würde, um sich selbst zu präsentieren, ist nach Söders Auftritten im Landkreis, wo er beispielsweise im Dachauer Schloss den durchaus selbstbewussten Landrat Stefan Löwl (CSU) locker an die Wand redete, eher unwahrscheinlich. Und Katrin Staffler braucht noch viel Raum und Zeit, um Fragen über das Verhältnis von Deutschland zur Türkei oder zur künftigen Europapolitik zu formulieren. Ihr gehen die Begriffe und politischen Analysen noch nicht so locker und routiniert über die Lippen wie beispielsweise der CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, die sie als Nachfolgerin im Bundestag für den Wahlkreis Dachau und Fürstenfeldbruck beerben will.

Der Fraktionsvorsitzende der konservativen Parteien im Europäischen Parlament, der CSU-Politiker Manfred Weber, ist für Katrin Staffler am Donnerstagabend in der Haimhausener Kulturkreiskneipe der richtige Mentor gewesen. Er verzichtete auf die bei Wahlkämpfen übliche Rhetorik, präzisierte Stafflers Ausführungen und neigte zur Selbstironie, wenn er sich über die eigene Partei wunderte. Angesichts der markigen Forderungen auch der SPD, Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu beenden, sagte er lachend: Es sei schon erstaunlich, dass in der aktuellen politischen Lage die CSU als bedächtige Partei wirke, die um Ausgleich bemüht sei. Dabei vertrete sie immer noch die früher als populistisch abgekanzelte Position. Die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei sollten abgebrochen werden und durch "eine privilegierte Partnerschaft" mit der Europäischen Union in einzelnen Themen ersetzt werden; beispielsweise in der Wirtschaftspolitik oder bei der Visumspflicht. Hier kann sich Weber vorstellen, dass für junge Türken, die beispielsweise in Europa studieren oder eine Ausbildung absolvieren, die Visumspflicht gelockert wird.

Die CSU in Haimhausen um Vorsitzende Claudia Kops hatte sich für den Wahlkampf das Thema "Türkeipolitik" ausgewählt und damit einen Brennpunkt aufgegriffen, der wegen der Debatte zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und deren Herausforderer Martin Schulz (SPD) überraschend brisant wurde. Beide plädierten für das Ende der Beitrittsverhandlungen. Die Gesprächsrunde von Weber und Staffler und Ozan Iyibas, dem Landesvorsitzenden des CSU-Arbeitskreises Migration, entwickelte sich zu einem Plädoyer für Europa und für Angela Merkel. "Die europäische Grund-DNA ist die Friedenspolitik", sagte Weber. Iyibas pflichtete ihm nicht nur bei dieser These bei ("wie Manfred Weber schon sagte"). Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für Weber die Garantin dieser Politik mit all ihren Schwierigkeiten. In diesem Europa habe sogar der ungarische Ministerpräsident Orbán noch Platz, "solange er sich an die Spielregeln hält". Bei Polen, das gerade die Rechtsstaatlichkeit abschaffe, ist Weber sich nicht mehr so sicher. Iyibas und Staffler nickten heftig.

Das erste Schlusswort vor etwa 40 Zuhörern in der Kulturkreiskneipe erhielt Katrin Staffler. Sie nahm aus der Diskussion "den Eindruck mit, dass man nicht mit dem Schaum vor dem Mund über Europa oder die Türkei reden soll". Sondern "deutlich, aber sachlich". Weder "idealistisch noch populistisch". Das zweite Schlusswort oblag Manfred Weber. Er lobte die CSU in Dachau und Fürstenfeldbruck dafür, "eine so junge Kandidatin aufgestellt zu haben". Sie brauche jetzt ein gutes Ergebnis für ihr Direktmandat. Denn die erste Frage, die sie in Berlin im neu gewählten Bundestag zu hören bekomme, laute: "Wie ist Dein persönliches Wahlergebnis?" Je besser es sei, "umso stärker kann sie auftreten".

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