Schönbrunn:Anklage gegen Ex-Pfleger des Franziskuswerks

Schönbrunn: Franziskuswerk im Abendlicht.

Franziskuswerk im Abendlicht.

(Foto: DAH)
  • Die Staatsanwaltschaft München II hat jetzt Anklage gegen den 52-jährigen ehemaligen Pfleger im Franziskuswerk erhoben, der mutmaßlich eine 28-jährige Behinderte sexuell missbraucht hat.
  • Die Anklage lautet auf "schweren sexuellen Missbrauch einer widerstandsunfähigen Person" - dieser Straftatbestand ist in besonders schweren Fällen von Sexualverbrechen erfüllt.

Von Von Helmut Zeller, Röhrmoos/München

Die Staatsanwaltschaft München II hat jetzt Anklage gegen den 52-jährigen ehemaligen Pfleger im Franziskuswerk erhoben, der mutmaßlich eine 28-jährige Behinderte sexuell missbraucht hat. Der Mann hatte den Ermittlungen der Kriminalpolizei zufolge die Autistin im August 2014 im Nachtdienst geschwängert.

Die Anklage lautet auf "schweren sexuellen Missbrauch einer widerstandsunfähigen Person" - dieser Straftatbestand ist in besonders schweren Fällen von Sexualverbrechen erfüllt. Die 28-jährige Frau ist nicht in der Lage, sich verbal oder körperlich gegen Übergriffe zu wehren, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München II der SZ erklärte. Der Mann muss im Fall einer Verurteilung mit einer Haftstrafe von zwei bis 15 Jahren rechnen.

Die 28-jährige Frau war dem Täter schutzlos preisgegeben, sie kann mit der Außenwelt nicht verbal, sondern nur über Gesten kommunizieren. Der 52-Jährige, der 15 Jahre lang im Franziskuswerk beschäftigt war, sitzt seit zehn Wochen in Untersuchungshaft. Er schweigt jedoch zu den Vorwürfen. Da das Opfer zu keiner Aussage fähig ist und der mutmaßliche Täter keine Angaben macht, können die Ermittler nicht definitiv sagen, ob der 52-Jährige die behinderte Frau mehrmals missbraucht hat.

Im Herbst 2014 hatte der 52-jähriger Pfleger das Heim verlassen

Der eine Übergriff wäre offenbar ohnehin nie aufgedeckt worden, wenn das Opfer nicht schwanger geworden wäre. Im Februar bemerkten Pfleger des Franziskuswerks, dass die Frau schwanger war. Sie hat im Mai ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Im Herbst 2014 hatte der 52-jähriger Pfleger das Franziskuswerk in Schönbrunn, in dem 850 zum Teil geistig schwer behinderte Menschen leben, schon verlassen.

Er soll von der Geschäftsleitung zur Kündigung gedrängt worden sein, weil er seine Aufgaben offenbar wegen privater Probleme nicht mehr im Sinne der schutzbedürftigen Bewohner erfüllt haben soll. Informationen der SZ zufolge war es zu einem Vorfall gekommen, bei dem der 52-Jährige einen anderen Behinderten angeschrien, vielleicht auch körperlich bedroht haben soll. Die Geschäftsleitung hatte sofort reagiert und den Mann in eine andere Wohngruppe versetzt, in der immer zwei Pfleger Nachtdienst machen. Dennoch kam es zu dem Missbrauch.

Ein DNA-Abgleich hat zweifellos die Vaterschaft des Mannes bestätigt

Die Kriminalpolizei konzentrierte sich rasch auf den 52-Jährigen, der Kreis der Verdächtigen in der Behinderteneinrichtung war relativ klein. Ein Abstammungsgutachten auf der Grundlage eines DNA-Abgleichs hat zweifelslos die Vaterschaft des Mannes bestätigt, wie Ken Heidenreich, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft München II, sagte. Tobias Utters, Pressesprecher des Franziskuswerks, erklärte, dass man mit einer Anklage gegen den 52-Jährigen gerechnet habe. Der Tatverdächtige hat jetzt Gelegenheit, sich schriftlich zu äußern, bevor das Gericht über eine Verhandlungsaufnahme entscheidet. Dass es zu einem Prozess kommt, bezweifelt niemand mehr.

Der Vorfall hat unter den 1500 Mitarbeitern des Franziskuswerks Entsetzen ausgelöst. Eltern von Kindern sind besorgt und stellen die Frage, inwieweit die Einrichtung, die insgesamt 1800 Menschen betreut, ihre Bewohner schützen kann. Geschäftsführer Markus Tolksdorf hat alle Mitarbeiter und Angehörigen der Behinderten über den Missbrauch informiert. Eine von ihm einberufene Arbeitsgruppe Prävention, der auch Vertreter der Erzdiözese München und Freising angehören, überprüfen die Strukturen der Behinderteneinrichtung der Franziskanerinnen von Schönbrunnum künftig solche Fälle zu verhindern. Inzwischen wurden auch die Bewohner über den Vorfall "in einer einfachen Sprache" (Utters) informiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: