Sankt Hildegard:Der erste Dachauer Integrationshort

In Sankt Hildegard werden Schüler am Nachmittag von Erziehern und Heilpädagogen individuell gefördert.

Von Petra Schafflik, Dachau

Im Garten toben, gemeinsam Mittag essen, ein wenig ausruhen oder spielen, sich später an die Hausaufgaben machen: Der Tagesablauf im Hort Sankt Hildegard unterscheidet sich nicht grundlegend von dem anderer Betreuungseinrichtungen für Grundschüler. Dennoch zeichnet diese Tagesstätte in kirchlicher Trägerschaft ein besonderer pädagogischer Ansatz aus: "Wir sind der erste und bisher einzige Integrationshort in Dachau. Darauf sind wir schon ein wenig stolz", erklärt Leiterin Waltraud Schmitzberger.

Seit September 2016 betreut, erzieht und fördert das vierköpfige Pädagogenteam jetzt Mädchen und Buben mit und ohne Behinderung gemeinsam. Eine neue Herausforderung, der sich die Einrichtung im Stadtteil Ost mit großem Engagement stellt. "Für alle Kinder individuell da zu sein, das steht im Vordergrund."

Wenn sich der Schulhort Sankt Hildegard nun der Inklusion verschrieben hat, dann darf man das als naheliegende Entwicklung begreifen. Die Einrichtung arbeitet unter einem Dach mit dem gleichnamigen Kindergarten, der über längere Zeit in einzelnen Gruppen bereits Kinder mit Handicap betreut hat und seit 2013 ausschließlich integrativ arbeitet. Wenn sich nun das ganze Haus - also Kindergarten und Hort - dem Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung verschrieben haben, "dann ist das noch gewinnbringender", betont Schmitzberger.

Sankt Hildegard: Im Sportraum toben, danach Hausaufgaben machen: Der Tagesablauf im Hort Sankt Hildegard.

Im Sportraum toben, danach Hausaufgaben machen: Der Tagesablauf im Hort Sankt Hildegard.

(Foto: Toni Heigl)

Hortplätze sind in Dachau Mangelware

Die Idee eines inklusiven Horts wurde in Sankt Hildegard schon länger verfolgt, aber zunächst nicht umgesetzt. Weil nämlich Inklusion kleinere Gruppen voraussetzt, Hortplätze in Dachau aber Mangelware sind. Der entscheidende Anstoß kam dann von der Stadt, die 2015 die Lücke in der inklusiven Betreuung erkannte. Wo für die Kleinsten integrative Plätze in der Krippe Sankt Franziskus bereit stehen und drei Kindergärten 42 drei- bis sechsjährige Mädchen und Jungen mit Förderbedarf betreuen, fehlt ein entsprechendes Angebot in der Nachmittagsbetreuung für Schüler. Um dieses Defizit auszugleichen, ermittelte die Stadtverwaltung per Umfrage das Interesse der Kita-Träger für Integration. Die kirchliche Einrichtung hat sich sofort beworben. "Wir wollten das unbedingt, zumal wir bereits über Jahre Erfahrung mit behinderten Kindern im Rahmen der Einzelintegration haben", sagt Hortleiterin Waltraud Schmitzberger. Als zügig die Genehmigung eingetroffen ist, "war das für uns ein angenehmer Schock, wir haben uns rasch auf den Weg gemacht".

Förderlich war, dass Eltern wie die Kirchenstiftung Heilig Kreuz als Hortträger dieses Ziel engagiert unterstützen. Also wurde das Team auf vier Kräfte aufgestockt, die Anzahl der Betreuungsplätze zurückgefahren. Ein notwendiger Schritt, um auch auf die Kinder mit besonderem Förderbedarf ausreichend intensiv und individuell eingehen zu können. In Sankt Hildegard werden nun statt bisher 26 nur mehr 18 Buben und Mädchen betreut, davon im ersten Jahr vier mit besonderem Förderbedarf. Maximal fünf Inklusionsplätze sind möglich.

Sankt Hildegard: "Es macht Freude, die Kinder zu begleiten", sagt die Leiterin Waltraud Schmitzberger.

"Es macht Freude, die Kinder zu begleiten", sagt die Leiterin Waltraud Schmitzberger.

(Foto: Toni Heigl)

Gezielt betreuen und fördern

Was bedeutet nun Inklusion für die pädagogische Arbeit und den Alltag im Hort? Der Tagesablauf ändert sich durch die inklusive Arbeit nicht, erklärt Schmitzberger. Aber es gelte, nach einem individuellen Hilfeplan jedes der Mädchen und Buben mit Förderbedarf gezielt zu betreuen und zu fördern. Diese Kinder hätten oft Schwierigkeiten, mit anderen auszukommen, reagierten heftig und könnten Konflikte schlecht eigenständig regeln. Immer wieder besprechen die Erzieher auch gemeinsam mit externen Heilpädagogen, die für Therapiestunden ins Haus kommen, wie jedes einzelne Kind am besten unterstützt werden kann. Ausgangspunkt ist die Überlegung, welche Fähigkeiten und Stärken jedes Kind mitbringt, wo gezielte Angebote sinnvoll sind. "Schon eine Herausforderung." Und die Entwicklung geht weiter. Nachdem im Gebäude ein Lift installiert wurde, können in Kindergarten wie Hort Sankt Hildegard auch Kinder mit körperlichen Einschränkungen betreut werden.

Als förderlich erweist sich für die integrative Arbeit im Hort die Vernetzung mit dem Kindergarten im Haus, aber auch mit der benachbarten Grundschule-Ost, die 2015 das Schulprofil "Inklusion" erhalten hat. Gemeinsam ziehen sie an einem Strang. "Es macht Freude, die Entwicklung der Kinder zu begleiten", sagt Hortleiterin Schmitzberger.

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