Regisseur Herbert Müller im Gespräch:"Mich reizt das Lebensflair von Paris"

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Regisseur Herbert Müller hat 2008 erstmals auf der Bühne des Hoftheaters Bergkirchen ein Musical über das Leben der Chansonsängerin Edith Piaf inszeniert. Das Stück wurde ein Riesenerfolg und wird am Samstag zum 100. Mal aufgeführt

Interview von Katarina Machmer

"Non, je ne regrette rien", "nein, ich bereue nichts", sang die bekannte Chansonsängerin Edith Piaf, die ein aufregendes und schwieriges Leben hatte. Das denkt sich sicher auch Regisseur Herbert Müller, der ihre Geschichte 2008 auf die Bühne des Hoftheaters Bergkirchen brachte, als das Musical "Edith Piaf-Süchtig nach Liebe" von Sebastiano Meli und Wolfgang Wittig. Müller landete damit einen Riesenerfolg: Seit damals hat er 99 Vorstellungen inszeniert, zu denen etwa 6000 Zuschauer kamen. Zur 100. Aufführung am Samstag spricht Müller über seine Beziehung zu Piaf.

Herr Müller, was erwartet den Zuschauer bei der Aufführung?

Der Zuschauer bekommt einen Lebensrückblick auf Edith Piaf zu sehen und lernt die Vielzahl ihrer Abenteuer in der Liebe und im Leben kennen. Gleichzeitig ist es aber auch ein musikalischer Rückblick auf alle wesentlichen Chansons von Piaf. Die Schauspieler Janet Bens und Ansgar Wilk stellen die Geschichte Piafs dar, sie werden dabei live am Klavier begleitet von Pianist Maximilian Müller, dem musikalischen Leiter des Theaters.

Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Musical aufzuführen?

Im Herbst 2008 hatte das Stück Premiere in Berlin an der "Neuen Berliner Scala", einem Musiktheater. So kamen wir als Hoftheater auf die Idee, es auch hier aufzuführen. Wir waren damit das zweite Theater, das das Stück gespielt hat.

Welche Altersklasse interessiert sich denn noch für Edith Piaf?

Das ist ganz unterschiedlich, zum Teil sind es ältere Herrschaften oder auch solche im mittleren Lebensalter. Meistens kommen aber Leute, die die Chansons von Edith Piaf schon kennen, entweder von der Schallplatte, von der CD oder von Konzerten, auch aus ihrer Jugendzeit.

Janet Bens und Ansgar Wilk in dem Musical "Edith Piaf - Süchtig nach Liebe". Die Inszenierung von Herbert Müller zeigt dem Zuschauer die berühmte Chansonsängerin als eine tapfere Frau. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wie erklären Sie sich den lang anhaltenden Erfolg?

Der Erfolg liegt, denke ich, hauptsächlich in der Musik. Es werden ja alle berühmten Chansons von Piaf gesungen, und die waren nicht nur sehr gut, unser Ensemble lässt sie auch gut nachempfinden. Der Pianist hat einen französischen Klavierstil an sich, außerdem spielt Janet Bens Edith Piaf nahezu authentisch und ihr Partner passt genau in seine Rolle.

Wird es Ihnen nicht langsam langweilig, jedes Jahr dasselbe Musical aufzuführen?

Nein, das ist ja mein Beruf, das Stück immer wieder neu zu reproduzieren. Jede Vorstellung ist anders.

Inwiefern?

Jeden Abend sitzt ein anderes Publikum im Theater und der Schauspieler oder Sänger ist gezwungen, die Aufführung in gewisser Weise neu zu erfinden. Das ist seine Kunst. Wir stellen etwas, das wir geprobt und einstudiert haben, jeden Abend neu wieder her, anders als beim Fernsehen, wo etwas aufgenommen und konserviert wird. Wenn uns dabei langweilig werden würde, könnten wir unsere Arbeit so nicht machen.

Ansgar Wilk spielt mehrere Männer. Inszenieren Sie Stücke häufiger so, dass eine Person mehrere Rollen übernimmt?

Das Stück schreibt diese Rollenverteilung so vor, das ist also Absicht. Das sollte man nicht ändern. Wir haben nur dann wechselnde Rollen, wenn es zum Stück passt, eine Begründung hat und gut machbar ist.

Haben Sie eine persönliche Beziehung zur Figur der Piaf?

Ein Regisseur muss nicht immer eine persönliche Bindung zu dem haben, was er inszeniert. Meine Bindung ist aber meine Jugendzeit, in der Piaf ganz groß war und ich Piaf-Chansons und Chansonabende hörte. Ich mochte ihre Musik, alle mochten sie, sie ist ein Teil meines Lebens geworden.

Herbert Müller, 58, ist Regisseur, Schauspieler und Leiter des erfolgreichen Hoftheaters Bergkirchen. Er hat bereits zahlreiche Stücke inszeniert. (Foto: Toni Heigl)

Haben Sie deshalb Piafs Geschichte auf die Bühne gebracht?

Eigentlich hat mich vielmehr die Atmosphäre zur Zeit Piafs gereizt, die durch ihre Musik ausgedrückt wird. Paris, dieses Lebensflair, das das Stück ausmacht und uns als Theater interessiert hat. Das Leben der Piaf und die Rückschau darauf war das Spannende für uns. Die Lieder von Piaf stellen die freie Entscheidung über das eigene Leben dar, nach dem Motto "Ich bereue nichts", wie ja eines ihrer bekanntesten Chansons heißt, oder: "Ich versuche, mein Leben so zu gestalten, wie es mir gefällt und ich es für richtig halte". Das ermuntert die Zuschauer zur Individualität, ihr Leben zu führen, wie sie es wollen und sich keinem Druck von außen zu beugen. Das ist die Aussage vieler ihrer Chansons, und die ist auch heute noch aktuell. Deshalb fasziniert Piafs Geschichte die Besucher.

Was fesselt die Zuschauer so?

Speziell ist, dass in einem kleinen Theater wie dem unseren ein großes Thema gespielt wird. Die Lieder von Piaf, die damals um die Welt gingen und Generationen angesprochen und begeistert haben, sind bei uns in unmittelbarer Nähe wiedererlebbar. Und das führt dazu, dass sich die Leute immer wieder unser Musical anschauen, einige kommen auch öfter, nicht nur einmal.

Am 3. Dezember gibt das Hoftheater Bergkirchen um 20 Uhr die 100. Vorstellung von "Edith Piaf-Süchtig nach Liebe". Karten kosten 14 Euro, ermäßigt 8 Euro und für Senioren 12 Euro. Sie können unter 08131/326400 und mail@hoftheater-bergkirchen.de reserviert oder an der Abendkasse erworben werden.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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