Regionaler Grünzug:Natur statt Beton

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Einige Fraktionen im Dachauer Stadtrat wollen ein 120 Hektar großes Gelände im regionalen Grünzug zum Landschaftsschutzgebiet ausweisen lassen. Ein Gewerbegebiet wäre damit vom Tisch

Von Robert Stocker, Dachau

Gewerbe oder Erholungsfläche? Um diese Grundsatzfrage drehen sich seit Jahren die Diskussionen um die Zukunft des Geländes an der Schleißheimer Straße, das Teil des regionalen Grünzugs zwischen Dachau und Karlsfeld ist. Die Stadt steht vor einem Dilemma: Einerseits braucht sie dringend neue Gewerbeflächen, andererseits wollen viele Bürger den Grünzug erhalten und ihn vor weiterer Bebauung und Zersiedelung schützen. Dieses Ziel verfolgt mittlerweile auch eine Mehrheit im Stadtrat. Mehrere Fraktionen fordern in einem gemeinsamen Antrag, das Areal als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Darüber muss der Landkreis entscheiden. Doch die Aussichten stehen eher schlecht dafür.

Die Entscheidung über den Antrag aus dem Dachauer Stadtrat wird voraussichtlich erst nach der Sommerpause fallen. "Wir haben jetzt Karlsfeld als Nachbarkommune um eine Stellungnahme gebeten", sagt Wolfgang Reichelt, Medienbeauftragter des Landratsamts. Denn auch Karlsfeld, dessen Gemeindegebiet an das betroffene Gelände angrenzt, wäre von der Entscheidung betroffen. Die Stellungnahme wird dann fachlich geprüft und zusammen mit dem Antrag aus dem Dachauer Stadtrat vermutlich im Umweltausschuss behandelt.

Aus einer vorläufigen Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde geht allerdings hervor, dass das Landratsamt den Antrag skeptisch beurteilt. Zwar räumt die Naturschutzbehörde ein, dass größere Areale des östlichen Dachauer Mooses zu einem Landschaftsschutzgebiet erklärt werden könnten, um sie vor Zersiedelung und Bebauung zu schützen. Besonders, wenn es sich um Flächen handelt, die als "landschaftliches Vorbehaltsgebiet" gelten. Doch bei dem begrenzten Areal auf Dachauer Stadtgebiet kommt die Behörde zu dem Ergebnis, dass eine Ausweisung zum Landschaftsschutzgebiet wegen der bestehenden Nutzung und der geringen Größe aus naturschutzfachlicher Sicht fragwürdig ist. Im übrigen weist die Untere Naturschutzbehörde darauf hin, dass die Stadt Dachau eine weitere Zersiedelung und Bebauung der Freiflächen auch mit baurechtlichen Mitteln verhindern kann.

Wenn der Landkreis das Gelände nicht zum Landschaftsschutzgebiet erklärt, bleibt es weiterhin Ackerland. Die Stadt könnte es eines Tages zum Gewerbegebiet machen - wenn es dafür eine Mehrheit im Stadtrat gibt. Danach sieht es aber derzeit nicht aus. "Die Mehrheit will dort keine gewerbliche Entwicklung", beschreibt Ariane Jungwirth, stellvertretende Leiterin des Stadtbauamts, die aktuelle Stimmung im Stadtrat. Jungwirth verweist auf das Gewerbeentwicklungskonzept, das die Verwaltung vorbereitet. Es gibt Überlegungen, die Bürger an dem Konzept zu beteiligen. Im Fall des geplanten Gewerbegebiets "Südliche Schleißheimer Straße" hat der Stadtrat schon beschlossen, die Bürger vor Beginn des Verfahrens mit ins Boot zu nehmen. Die CSU fordert, alle freien städtischen Flächen unter dem Aspekt der Gewerbeentwicklung zu betrachten. "Einige können sich auch an der Schleißheimer Straße Gewerbe vorstellen", sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Er selbst favorisiert einen Bürgerpark, für den er schon Unterschriften gesammelt hat.

Das 120 Hektar große Areal erstreckt sich zwischen dem Schleißheimer Kanal im Norden, dem Tiefen Graben im Osten, der Würm im Westen und der B 471 im Süden. Eine Fläche von 75 000 Quadratmetern ist im Besitz der Erbengemeinschaft Schuster. Würde sie zum Landschaftsschutzgebiet erklärt, wäre sie für die Eigentümer relativ wertlos. Sprecher Manfred Schuster ist überzeugt davon, dass der Antrag im Kreistag durchfallen wird. Außerdem widerspreche ein Landschaftsschutzgebiet einem Bürgerpark: "Da könnte man ja nicht einmal einen Spielplatz bauen." An die Stadt will die Erbengemeinschaft derzeit nicht verkaufen. Die Stadt sieht das Gelände als Ackerland und hat dafür sechs bis acht Euro geboten. Schuster: "Zu dem Preis verkaufen wir nie und nimmer."

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