Reden wir über:Glaukome und weiße Stöcke

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Hildegard Baumgartner leidet selbst an einer Seheinschränkung. Sie hilft anderen Betroffenen. (Foto: oh)

Hildegard Baumgartner hilft Menschen mit Augenerkrankung

interview Von Manuel Kronenberg

Augenerkrankungen kommen meist schleichend und unbemerkt. Bis irreparable Schäden entstehen und das Sehvermögen stark eingeschränkt ist. Hildegard Baumgartner (), stellvertretende Kreisbehindertenbeauftragte des Landkreises, leidet selbst an einer Seheinschränkung. Mit einem neuen Beratungsprogramm hilft sie Betroffenen, die vor einer ganz neuen Lebenssituation stehen. Mit der SZ sprach sie über ihre eigene Erkrankung, über Vorsorge und wie man sich im Alltag am besten zurechtfindet.

SZ: Frau Baumgartner, welche Augenerkrankungen sind denn besonders häufig?

Hildegard Baumgartner: Der Grüne Star ist eine der häufigsten Erkrankungen, die das Sehvermögen beeinträchtigen. Als Betroffener bemerkt man die fortschreitende Erkrankung erst nicht und es entstehen irreparable Schäden. Das Sehvermögen lässt nach, man hat Schatten im Blickfeld und man sieht nichts mehr klar. Überall sind Flecken, die dann immer mehr werden. Wenn man frühzeitig zum Augenarzt geht, kann die Erkrankung noch gestoppt werden. Die meisten Augenerkrankungen bleiben über lange Zeit unbemerkt. Häufig sind auch der Graue Star, die altersbedingte Makuladegeneration, die diabetische Retinopathie und der sogenannte Tunnelblick, dazu gehört auch die Nachtblindheit.

Was kann man dagegen tun?

So eine Krankheit wird man nie vollständig los. Wichtig ist es, zum Augenarzt zu gehen, ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig, ungefähr einmal im Jahr. Vor allem wenn in der Familie schon Erkrankungen aufgetreten sind.

Sie leben selbst mit einer Seheinschränkung?

Ich leide am sogenannten Tunnelblick. Ich sehe praktisch nur noch einen kleinen Ausschnitt in der Mitte und außen herum nichts mehr. Meistens führt diese Krankheit zur Erblindung.

Haben Sie keine Angst davor?

Ich glaube jeder hat Angst, wenn so etwas eintritt. Ich mache jetzt das Beste draus. Ich kann es ja nicht ändern. Das einzige, was man machen kann, ist Vorsorge betreiben. Erst habe ich das gar nicht so bemerkt. Angefangen hat es mit Nachtblindheit. Irgendwann gewöhnt man sich daran. Ich habe sogar noch einen Führerschein gemacht. Aber ab dem 40. Lebensjahr ist es schlimmer geworden.

Kann so etwas auch gefährlich werden, zum Beispiel wenn Betroffene weiterhin Auto fahren?

Man mutet sich oftmals mehr zu, als andere einem zutrauen würden. Aber damit man die anderen Menschen nicht gefährdet, muss man sagen: Nein, das mache ich nicht mehr. Ich fahre schon lange kein Auto mehr. Für mich ist es schon als Fußgänger schwierig, wenn ich in München unterwegs bin. Da hole ich sofort den weißen Stock raus, um die Umgebung auf mich aufmerksam zu machen.

In welchen Alltagssituationen kann es noch schwierig werden?

Eigentlich immer. Vor allem, weil die Mobilität eingeschränkt ist. Selbst beim Essen habe ich Probleme. Wenn ich irgendwo eingeladen bin, muss ich mich immer konzentrieren, dass nichts herunterfällt, weil ich den Teller nicht sehe. Es wird schwierig, durch eine Tür zu gehen, weil man die Abstände nicht richtig einschätzen kann.

Im Oktober startet Ihr neues Beratungsangebot. Wie können Sie den betroffenen Menschen helfen?

Ich höre mir ihre Probleme an, und dann versuchen wir darüber zu sprechen. Was kann derjenige noch machen, was nicht? Wenn er zum Beispiel beim Schreiben die Schrift nicht erkennt: Vielleicht hilft dabei schon ein dicker Stift und leuchtende Farben. Man muss eben viel ausprobieren. Vor allem muss man sich selbst motivieren, mobil zu bleiben. Damit man vor die Tür kommt und nicht alleine gelassen ist.

"Blickpunkt Auge" ist das kostenfreie Angebot des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e.V. (DBSV) für Augenpatienten und ihre Angehörigen. Neben Beratung wird auch ein Austausch mit Gleichbetroffenen ermöglicht, bei Bedarf werden Experten verschiedener Fachrichtungen vermittelt. In Bayern hat der BBSB Sprechstunden an festen Orten. Ab Oktober startet Hildegard Baumgartner mit dem Beratungsangebot in Dachau. Sie hat jeden ersten Dienstag im Monat von 10 bis 12 Uhr Sprechzeit, im Mehrgenerationenhaus im Büro des Kreisbehindertenbeauftragten in der Konrad-Adenauer- Straße 15, Dachau.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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