Reden wir über:Der Reiz der Sportwetten

Reden wir über: Claudia Ostermaier ist psychologische Psychotherapeutin bei der Fachambulanz der klientenbezogenen Problemberatung Dachau.

Claudia Ostermaier ist psychologische Psychotherapeutin bei der Fachambulanz der klientenbezogenen Problemberatung Dachau.

(Foto: Stefanie Aumiller; KPB Fachambulanz, oh)

Claudia Ostermaier über die Gefahren der Glücksspielsucht

Interview von Sven Röder

Der bundesweite Aktionstag gegen Glücksspielsucht findet am Mittwoch, 28. September, statt. Themenschwerpunkt sind dieses Jahr Sportwetten - sehr beliebt bei immer mehr Jugendlichen. Über die Gefahren der Spielsucht spricht Claudia Ostermaier, psychologische Psychotherapeutin bei der Fachambulanz der klientenbezogenen Problemberatung Dachau mit der SZ.

SZ: Was macht Sportwetten so gefährlich?

Claudia Ostermaier: Bei Sportwetten ist ein Kompetenzanteil der Spieler gefragt. Man hat gewisse Informationen und Wissen in einem Bereich und daher ist der Anreiz groß, es anzuwenden. Zudem ist es bei vielen Sportwetten möglich auch während des Spiels noch Wetten abzuschließen, was den Reiz erhöht. Sind dann die ersten Gewinne da, halten sie das Spielen aufrecht.

Wie hoch ist denn die Anzahl der Betroffenen in Dachau?

Für Dachau liegen uns keine genauen Angaben vor, doch bayernweit sind es rund 34 000 Spielsüchtige und 33 000 mit gefährlichem Spielverhalten. Nach den neuesten Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist zwar die Anzahl der Glücksspielsüchtigen leicht rückläufig, jedoch hat die Anzahl von Jugendlichen zwischen 18 und 20 Jahren, die an Sportwetten teilnehmen, enorm zugenommen.

Wie erklären Sie sich das?

Der Markt für Sportwetten ist bisher nicht geregelt und das Angebot ist da. Zusätzlich geben die schnellen Ergebnisse einen Anreiz.

Welche Auswirkungen hat die Spielsucht auf die Betroffenen?

Die Auswirkungen sind verheerend. Die Betroffenen verschulden sich und beginnen, am Spielen zu verzweifeln. Sie können ihr Spielverhalten nicht mehr kontrollieren und bemerken, dass sie nicht mehr aufhören können. Dazu kommen dann oftmals psychische Zusatzstörungen, wie Depressionen. Das geht sogar bis hin zu Selbstmordversuchen. Durch dieses Verhalten werden wichtige Beziehungen, die Familie oder der Arbeitsplatz gefährdet.

Wie geht man als Betroffener oder Angehöriger am besten damit um?

Als Betroffener ist es ratsam, sich Hilfe zu suchen. Es ist zwar möglich die Sucht alleine zu überwinden, allerdings wahnsinnig schwierig, da das Rückfallrisiko sehr hoch ist. Der Reiz des Spielens muss wahnsinnig hoch sein. Für die Angehörigen ist es wichtig, aufmerksam und hellhörig zu sein. Zum Beispiel, wenn eine Person etwa ganz gut verdient, aber dennoch immer über Geldnot klagt. Man sollte die Betroffenen darauf ansprechen und ihnen kein Geld leihen.

Claudia Ostermaier hält zum Aktionstag gegen Glücksspielsucht am Mittwoch, 28. September, einen Vortrag mit dem Titel "Was ist Glücksspielsucht und wie wird sie behandelt?" in der KPB Fachambulanz Dachau, Münchner Straße 33. Beginn ist um 18.30 Uhr.

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