Realschule:Gegen den Bayern-Trend

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Alle Eltern wollen ihre Kinder aufs Gymnasium schicken. Aber nicht in Dachau. Dort ziehen die Eltern die Realschule dem Gymnasium eindeutig vor.

Wolfgang Eitler

"Ich hätte mir im Traum nicht vorstellen können, dass wir uns von 20 auf 40 Klassen steigern", sagt Angelika Rogg, Rektorin der staatlichen Realschule in Dachau. (Foto: npj)

Das Rätsel freut die Dachauer Kreisräte. Es erfüllt sie geradezu mit Stolz. Denn es bestärkt sie in der Zuversicht, dass ihre Schulpolitik die richtige ist. Das Rätsel lautet: Wie kann es sein, dass im Landkreis Dachau die Schülerzahlen an den drei Gymnasien stagnieren, während sie an den vier Realschulen in den vergangenen Jahren explodiert sind? "Wir können nur spekulieren", hieß es am Freitag auf der Sitzung von Kreis- und Umweltausschuss.

Die Realschulen in Weichs, Markt Indersdorf und in Dachau sind überfüllt. Die vierte im Bunde in Odelzhausen befindet sich bekanntlich im Aufbau. Nach einem zögerlichen Beginn rechnet der Landkreis nun fest damit, einen eigenen Trakt an die bestehende Mittelschule anbauen zu müssen. Angelika Rogg, Rektorin der staatlichen Realschule in Dachau, hat zwar keine schlüssige Erklärung für den Andrang an ihre Schulart. Aber sie sagt: "Ich hätte mir im Traum nicht vorstellen können, dass wir uns von 20 auf 40 Klassen steigern."

Diese Entwicklung bestärkte die Kreisräte in ihrer Überzeugung, dass sie mit ihrer Entscheidung der vergangenen Jahre, auf das Realschulwesen zu setzen und es auszubauen, den Trend der Zeit erkannt haben. Was sie nicht wissen, ist, warum im Landkreis immer noch ein Drittel die Mittelschulen besuchen, ein weiteres die Realschulen und eines die Gymnasien. Diese Aufteilung ist aus Sicht der CSU-Bildungspolitik in Bayern geradezu die ideale, um das dreigliedrige Schulsystem zu erhalten. Der Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck mit 50 000 Einwohnern mehr als Dachau habe genau so viele Mittelschüler, sagte Schulexperte Albert Herbst - und wunderte sich darüber. Er berichtete, dass viele Kinder mit einem für die Gymnasien geeigneten Übergangszeugnis, die Realschulen bevorzugten: "Aber Zahlen habe ich keine." Grünen-Sprecherin Marese Hoffmann vermutete, dass viele Eltern gerade die kirchliche Ausrichtung der Realschulen in Weichs und Markt Indersdorf schätzen. Landrat Hansjörg Christmann (CSU) denkt jetzt darüber nach, "dass wir eine Elternumfrage brauchen", um dieses Rätsel über den in Bayern ungewöhnlichen Dachauer Schultrend zu lösen.

© SZ vom 19.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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