Dachau:Es fehlen vernünftige Radständer

Dachau: Mangelbeschau: Michael Kraus (links) zeigt OB Hartmann fehlerhafte Radständer am Rathaus.

Mangelbeschau: Michael Kraus (links) zeigt OB Hartmann fehlerhafte Radständer am Rathaus.

(Foto: Toni Heigl)

Vielfach sind Haltebügel zu eng montiert, unpraktisch und verbogen, oder erweisen sich als Felgenkiller.

Von Petra Schafflik, Dachau

Verbogen, rostig, zu eng montiert, unpraktisch: Die Radlständer vor öffentlichen Gebäuden in der Stadt sind oft mangelhaft. Zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer bei der diesjährigen Radrundfahrt für den Stadtrat, die der "Runde Tisch Radverkehr" jedes Jahr veranstaltet. In dieser Initiative, die das Radfahren in der Stadt attraktiver machen möchte, arbeiten Stadt, Polizei, Bürger, Stadträte und der Dachauer Radlclub ADFC zusammen. Nun strampelten gemeinsam mit Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) Stadträte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit ADFC-Vorstand Michael Kraus durch Dachau, um Abstellmöglichkeiten für ihre Drahtesel an markanten Punkten zu prüfen. Denn praxistaugliche Abstellmöglichkeiten sind gerade für Alltagsradler keineswegs Luxus. Nur wer sicher ist, sein Fahrrad unbeschädigt wiederzufinden, wird zur Arbeit, zur Behörde, zu einer Veranstaltung oder in die Schule auch radeln.

Momentan sieht es aber nicht gut aus: Radler müssen sich in der Stadt oft mit mangelhaften Radständern zufrieden geben. Gleich am Startpunkt vor dem Rathaus erläuterte Experte Michael Kraus die wichtigen Kriterien am Praxisbeispiel. Dort steht seit einigen Tagen neben der alten, verbogenen Anlage probeweise eine neue Einrichtung, die alle Anforderungen erfüllt. Auch das Elektrorad aus dem städtischen Fuhrpark, mit dem Oberbürgermeister Hartmann unterwegs war, ließ sich dort bequem einparken. Weil Fahrräder am Rathaus im Durchgang zur Aussichtsterrasse stehen, sind sie auch vor Witterungseinflüssen geschützt - ein weiterer Pluspunkt im ADFC-Kriterienkatalog. Wichtig sei auch, dass der Rahmen oder doch zumindest der Vorderreifen des Bikes am Radlständer mit einem Schloss fixiert werden kann. Andernfalls kann es von Dieben einfach weggetragen werden.

Verbogene Haltebügel

Wie Radlständer nicht aussehen sollen, lässt sich auch am Rathaus besichtigen: Neben dem neuen Modell steht der alte Fahrradständer, dessen Haltebügel zu eng montiert und vielfach verbogen sind, sodass kaum ein Vorderreifen Platz findet. So ähnlich sehen viele Anlagen aus. Am Ludwig-Thoma-Haus gibt es nur sieben rostige, verbogene Halteklammern. "Viel zu wenige für so ein Veranstaltungsgebäude", sagte Kraus.

Überraschend ist, dass auch nagelneue Angebote die Qualitätsprüfung nicht bestehen. Vor dem gerade eingeweihten Neubau des Landratsamts stehen futuristisch anmutende Metallbügel. "Auf den ersten Blick gar nicht als Radständer erkennbar", merkten einige Rundfahrtteilnehmer an. Weil das Rad dort zum Anschließen angelehnt werden muss, bekommen Fahrradrahmen leicht Kratzer. Platzraubend sind diese Anlagen zudem, da pro Metallbügel maximal zwei Räder parken können. "Auch nicht die perfekte Lösung," so Kraus. Als Fehlplanung erkannten die Stadträte auch die Radlständer, die am neuen Hintereingang zum Familienbad von den Stadtwerken erst im vorigen Sommer installiert wurden. Die Halteklammern des altbewährten, aber eben nicht mehr zeitgemäßen Modells liegen viel zu eng nebeneinander. Radler reagieren prompt: "Im Sommer lässt sich beobachten, dass nur jeder zweite Platz genutzt wird", weiß Kraus. Weil die Abstellplätze dann aber nicht ausreichen, wird auch die angrenzende Wiese mit Fahrrädern zugestellt, so Stadtrat Volker C. Koch (SPD).

Am Freibad fehlen Stellplätze

Gerade am viel besuchten Freibad müssten mehr Stellplätze her, da waren sich die Stadträte rasch einig. Und auch bessere, weil sich Fahrräder am aktuellen Modell nicht per Schloss fixieren lassen. "Diebe können das Rad wegtragen", sagte Stadtrat Bernhard Sturm (Bündnis für Dachau). Ein Radständer, der von beiden Seiten zugänglich ist und damit doppelt so viele Plätze bietet, wäre eine gute Lösung, so lautete das Ergebnis der kurzen Debatte. "Kein Luxus, aber funktionell", betonte Sturm. Wenn statt des teuren Pflasters, das derzeit verlegt ist, der Boden nur gekiest werde, "kämen wir auch mit den Kosten hin", ergänzte Anton Limmer (CSU).

Es gab noch weitere unbrauchbare Angebote zu inspizieren: Alte, verbogene Metallklammern am Ernst-Reuter-Platz, senkrechte Radschienen, in die Schüler ihre Bikes hochhieven müssen, an der alten Realschule und simple Bodenvertiefungen, die Fahrräder nicht stützen aber Felgen ruinieren, am Josef-Effner-Gymnasium. Generationen von Elternbeiräten hätten sich an diesem Thema schon die Zähne ausgebissen, sagte Stadträtin Sabine Geißler (Bündnis für Dachau). Jegliche Verbesserung sei aber am Urheberrecht des Architekten gescheitert.

Aldi und Kaufland zeigen, wie es geht

Aber nicht nur Mängel präsentierten die Radexperten vom ADFC, auch vorbildliche Abstellanlagen gehörten zum Tour-Programm. Als Paradebeispiel präsentierte Michael Kraus die Abstellanlagen vor den Discountern Aldi und Kaufland in Dachau-Ost. Dort stehen Räder sicher und stabil in breiten Halteklammern, haben genug Abstand vom Nebenrad und lassen sich bequem und ohne Verrenkungen am Metallbügel ansperren. Fazit: "Die besten Radlständer von ganz Dachau".

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