Puch:Entspannte Friedensbotschaft

Robert Freudenbergs "Welcome Refugees" prägen die Stimmung des Puch-Open-Air.

Von Niels P. Jørgensen, Puch

Wer würde in diesem wankelmütigen Sommer noch eine Wette auf ein trockenes Open Air abschließen? Beim Puch-Festival am vergangenen Wochenende wurden alle Wagemutigen für ihre Zuversicht belohnt. Die Sonne zeigte sich nicht nur - nein, sie wärmte wirklich und versprach einen traumhaften Festivaltag, den vielleicht schönsten dieses Monats Juli.

Während auf der schon legendären Schweinewiese die Musikfreunde noch nach dem optimalen Plätzchen an der Sonne suchten, um ihre Isomatten und Picknickdecken auszurollen, eröffnete oben auf der Bühne Robert Freudenberg das Line Up zum Festival. Bob & Mac & the Welcome Refugees nennt sich die Combo aus drei deutschen und drei afghanischen Musikern, die seit einem halben Jahr in Roberts Wohnzimmer in Jetzendorf proben und eine bunte Mixtur aus Pop, Rock und Folk mit arabischen und europäischen Elementen präsentierten.

Wenn man aus einem Land kommt, in dem unter der Herrschaft der Taliban jede Form von Musik verboten war, ist ein Event wie jenes in Puch sicher ein besonderes Erlebnis. Und vielleicht war deswegen die Begrüßung durch Shekib Masoudi besonders anrührend: "Ihr seid alle herzlich willkommen hier." Als ehemaliger Dolmetscher für die ISAF-Truppen gehört der Sänger zu denen, die die Rache der Taliban fürchten müssen.

Allen, die weit weg von ihrem Zuhause sind und ihre Familien vermissen, widmete Gitarrist Mahdi Didar ein Lied aus seiner Heimat und übersetzte zuvor Auszüge aus dem Text: "Wenn mein Fenster sich öffnet und der Blumenhimmel hereinkommt, schmücke ich mein Haus mit Zärtlichkeit."

Bei diesem musikalischen Projekt geht es nicht um Perfektion - was da im vergangenen halben Jahr bei der Probenarbeit entstanden ist, hat eine besondere menschliche Dimension.

Die passte gut zur familiären Atmosphäre des Pucher Festes, Kinder tollten vergnügt über den mit Obstbäumen bepflanzten Hügel, während die Größeren entspannt der Musikmischung lauschten. Die reichte von Kraut&Ruhm mit reggaelastigem Mundartrock über die Synthie-orientierten Klaus Johann Grube aus der Schweiz bis zur Hamburger Mädchenkapelle Schnipo Schranke. Angesichts deren nicht ganz jugendfreier Texte war manche junge Mutter froh, dem Nachwuchs dicke Ohrenschützer aufgesetzt zu haben. Leider war der Sound nicht immer optimal, besonders die Vocals kamen oft nur sehr dünn an. Ganz große musikalische Highlights waren diesmal nicht dabei, was ein langjähriger Stammgast ein wenig bissig kommentierte: "Die hatten früher auch schon richtig gute Bands hier."

Die Kids waren ohnehin mehr von dem großen gelben Rettungshubschrauber fasziniert, der mitten in einer Umbaupause eine Runde über das Konzert drehte und direkt neben dem Gelände aufsetzte. Glücklicherweise nicht wegen eines lebensbedrohenden Einsatzes, ein Besucher hatte sich eine schmerzhafte Fußverletzung zugezogen und die Helfer an Ort und Stelle wollten die Unterstützung eines Arztes. Es war übrigens der erste Sanitäter-Einsatz in der Geschichte des Puch-Festivals, und der Helikopter konnte ganz in Ruhe und ohne Patient wieder starten. So blieb das Puch Open Air ein friedliches, entspanntes Sommervergnügen, ein Abenteuerspielplatz für Große und Kleine und vor allem endlich mal wieder ein warmer Sommertag.

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