Programm der Volkshochschule:Die Lernwerkstatt

Sprachen, Sport, Kultur. Die Volkshochschule bietet ein vielfältiges Programm für alle Generationen. Jetzt möchte die Bildungsstätte auch Lotse werden für berufliche Qualifizierungen und Karrieren

Von Petra Schafflik, Dachau

Wenn sich gesellschaftliche oder wirtschaftliche Umbrüche ereignen, sind die Volkshochschulen mit passgenauen Bildungsangeboten gefragt. Deshalb lag bei der Dachauer Erwachsenenbildung der Fokus seit 2015 auch stark auf Alphabetisierungs-, Sprach- und Orientierungskursen für die Geflüchteten, die in den Landkreis gekommen sind. "Jetzt konsolidiert sich langsam die Situation", sagt Matthias Buschhaus, Geschäftsführer der Dachauer Volkshochschule (VHS).

Doch das VHS-Team nimmt bereits neue Ziele ins Visier: Für die Neuangekommenen will man weitere Qualifizierungsangebote konzipieren, damit der Einstieg ins Berufsleben klappt. Mit Blick auf die Digitalisierung der Wirtschaft gilt es allgemein neue Bildungsbedarfe zu erkennen und hochwertige Angebote zu entwickeln. Auch mit Unternehmen wollen die Bildungsexperten stärker zusammenarbeiten. Wenn es nach Matthias Buschhaus geht, könnte die Volkshochschule künftig Anlaufstelle und Lotse für Bildungsberatung werden. Und zwar nach dem Modell der Münchner Lernwerkstätten, die in den Stadtteilen allen Bürgern offen stehen und Wege für persönliche wie berufliche Aus- und Weiterbildung aufzeigen. Auch in Dachau, wo es zentralen Rat in Sachen Bildung bisher nicht gibt, wäre so eine Einrichtung sinnvoll, ist Buschhaus überzeugt. "Aber noch ist das Zukunftsmusik."

Bedarf für eine Bildungsberatung, die nicht nur nach Zeugnissen, Abschlüssen und Urkunden fragt, sondern den ganzen Menschen mit seinen Interessen und Fähigkeiten in den Blick nimmt, gäbe es durchaus, ist das VHS-Team überzeugt. Denn immer weniger Karrieren verlaufen ohne Umwege von der Einschulung bis zur Rente. Von einer individuellen Profilberatung könnten deshalb nicht wenige Bürger einen Nutzen ziehen, sagt Yvonne Schütt, die als stellvertretende Geschäftsführerin auch den Bereich Beruf und Karriere im Vhs-Portfolio managt. Zielgruppe wären junge Schulabbrecher, Mütter, die nach einer Babypause zurück möchten in die Arbeitswelt oder ältere Fachkräfte, die nach einer Kündigung kein Jobangebot mehr erhalten. Ihnen bietet die Vhs schon jetzt Hilfe bei beruflicher Neuorientierung und ein Bewerbungscoaching. Auch Kurse im Bereich Finanz- und Lohnbuchhaltung sind gefragt und treffen auf eine große Nachfrage auch bei den Unternehmen, sagt Schütte, die von der Arbeitsagentur zur Vhs gekommen ist.

Parallel werden auch die Angebote für Flüchtlinge weiter differenziert, erklärt Buschhaus. So unterschiedlich die Menschen, so vielfältig das Angebot. Dazu zählen Orientierung in der Gesellschaft, Grundwissen wie Ernährung, Verbraucherschutz, schulische Kenntnisse der Mittelstufe, Verbesserung der Sprachkenntnisse. "Denn einen Ausbildungsplatz zu finden, ist recht einfach im Vergleich zu den Anstrengungen, die dann notwendig sind, um auch in der Berufsschule mitzuhalten", so Buschhaus.

Auch wenn die Volkshochschule für eine Gesellschaft im Wandel auch sich wandelnde Angebote bereithält, bleibt das klassische Bildungsportfolio einer Erwachsenenbildung wichtig. Vom orientalischen Tanzkurs bis zum Cambridge-Zertifikat - alles wird gebucht und besucht. Obwohl sich im Internet oft sogar kostenlose Sprachtrainings finden, boomen die Fremdsprachenangebote. Weil zertifizierte Kursleiter "hohe Qualität gewährleisten zu einem Preis, den sich hoffentlich jeder leisten kann", sagt die stellvertretende pädagogische Leiterin, Anita Engelbrecht. Zudem lernt es sich statt einsam vor dem Laptop in der Gemeinschaft auch besser. "Der kommunikative Aspekt ist wichtig." Auch wenn klassische Inhalte punkten, passt sich das Angebot in seiner Präsentation doch einem veränderten Lebensstil und -rhythmus an. So starten Bewegungskurse künftig bereits früh um sieben Uhr, weil Morgensport im Trend liegt. Sprachkurse gibt es ab dem späten Nachmittag, damit Pendler nach Arbeit und Weiterbildung noch ihren Zug erwischen. Und das Wochenende wird zur Bildungszeit. Noch vor Jahren war mangels Interesse bereits Freitagmittag quasi Schulschluss, erklärt Engelbrecht. "Jetzt boomen Blockkurse und Angebote am Sonntag."

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