Premiere :Sei ein Bazi

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Die Theatergruppe Altomünster spielt den Volkstheater-Klassiker "Die drei Dorfheiligen". Regie führt erstmals Christoph Neugschwendtner. Er ermutigt seine Darsteller, mit ihrer Rolle zu verschmelzen

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Schlitzohren vom Lande: Sie geben sich wie ehrbare Leute und haben es doch faustdick hinter den Ohren. (Foto: Theatergruppe Altomünster)

"Die drei Dorfheiligen" sind nicht die neuen Bewohner des Altomünsterer Birgittenklosters, sie sind vielmehr die unglückseligen Titelhelden eines der meistgespielten Volkstheaterstücke der vergangenen hundert Jahre. Max Neal und Max Ferner haben sie 1920 erfunden, der Komödienstadel hat die Dorfheiligen in einer eigenen Adaption zum Dauerbrenner gemacht. Nun zeigt die Theatergruppe Altomünster ihre Version dieser Geschichte voller Irrungen und Wirrungen. Am Samstag, 17. März, ist Premiere. Auf die darf man sehr gespannt sein. Denn Regie führt dieses Mal nicht der Hausregisseur der Gruppe, Wolfgang Henkel, sondern Christoph Neugschwendtner. Ihn konnte man im vergangenen Jahr in der kammerspielartigen Komödie "Hokuspokus" von Curt Goetz als Paragrafen reitenden Staatsanwalt Wulfen erleben.

Die Dorfheiligen sind Neugschwendtners erste Regiearbeit. Eine Herausforderung, wie er sagt, aber auch "eine wunderbare Möglichkeit, was anderes zu machen, Theater aus einer neuen Perspektive zu sehen". In der konzentrierten und zugleich lockeren Probenatmosphäre verfolgt er aufmerksam jede Regung und Bewegung seiner Darsteller, greift hier und da korrigierend ein, nimmt die Ideen seiner erfahrenen Darsteller auf, setzt sie um - oder auch nicht. "Das ist work in progress", sagt er lachend. "Ich will die Schauspieler nicht kommandieren, sondern sie dazu motivieren, mit ihrer Rolle zu verwachsen." Ihm selbst sei wichtig, "die innere Idee eines Stückes zu erfassen, von dem was die Personen denken und tun". Das bringe "Energie auf die Bühne - und hoffentlich auch in den Zuschauerraum".

Energie brauchen die vielen Darsteller in der Tat. Waren doch die Protagonisten dieser Komödie in ihrer Jugend ziemlich wilde Hunde. Nun aber gehören sie zu den Dorfhonorationen und gebärden sich entsprechend moralinsauer. Doch das Schicksal macht Bürgermeister Simon Hilgermoser, Wagnermeister Quirin Riedlechner und Bäckermeister Peter Söllbeck einen Strich durch die Rechnung. Kompromittierende Briefe einer Facility Managerin, damals Dienstmagd genannt, tauchen nach mehr als zwanzig Jahren wieder auf - und sorgen für reichlich Turbulenzen in den Familien der drei Scheinheiligen.

Eine nicht unwichtige Rolle im inner- und außerfamiliären Durcheinander spielen die Bürgermeistertochter Fanni und ihre diversen Verehrer. Als Schicksalsgöttinnen fungieren Ehefrauen, Töchter und Nachbarinnen der drei Strawanzer. Dass die Frauen die Gunst der Stunde zur Durchsetzung ihrer eigenen Interessen nutzen, versteht sich in einer bayerischen Komödie von selbst. Wer Sieger in diesem Wettstreit auf vielen Ebenen und in aufwendigen Kulissen wird, bleibt vorerst ein Geheimnis der Theatergruppe.

Kein Geheimnis ist dagegen, dass es nach dieser vielversprechenden Frühjahrsproduktion heuer keine Freilichtaufführung geben wird. Dabei ist vielen Altomünsterern noch die letztjährige Theaternacht in guter Erinnerung. An vier Spielstätten zeigte die Theatergruppe in vier unterschiedlichen Inszenierungen mit den Themen Verdichtung, Kino, Traum und Weltuntergang bis weit nach Mitternacht die ganze Bandbreite ihres Könnens. Aber "heuer ist Fußball-WM, da lohnt sich der Aufwand einer Freiluftinszenierung nicht", sagt Neugschwendtner. Also darf man erst einmal gespannt sein, wie sich "die drei Dorfheiligen" aus der selbstgestellten Falle befreien.

Die drei Dorfheiligen von Max Neal und Max Ferner im Kapplerbräusaal Altomünster. Premiere: Samstag, 17. März, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen: Sonntag, 18. März, um 18.30 Uhr; Freitag/Samstag, 23./24. März um 20 Uhr; Sonntag, 25. März, um 18.30 Uhr.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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