Ehrenamtliches Engagement:Aus Liebe zum Menschen

Wenn Dominic Ladewigs Arbeitstag am Dachauer Klinikum beendet ist, betreut er Senioren, die über den Hausnotruf des Roten Kreuzes Hilfe anfordern.

Von Bärbel Schäfer, Dachau

Wenn Dominic Ladewig nach einem Achtstundentag im Krankenhaus nach Hause kommt, hat er noch lange nicht Feierabend. Der 27-jährige Dachauer arbeitet als anästhesietechnischer Assistent im Klinikum Dachau und übt in seiner Freizeit ein Ehrenamt aus. An drei bis vier Tagen in der Woche besetzt er den Hausnotruf des BRK Dachau. "Es passiert, dass jemand aus dem Bett fällt, sich an einem Bissen verschluckt oder wegen Schwindel gestürzt ist", sagt Dominic Ladewig. Er lächelt freundlich. Der schlanke, dunkelhaarige Mann wirkt schüchtern, fast ein wenig introvertiert. Vielleicht strahlt er gerade deshalb eine unerschütterliche Ruhe aus.

Ladewig verpflichtete sich bei der Bundeswehr und leistete dort Sanitätsdienst. "Vier Jahre Dienst fürs Vaterland waren genug", sagt er. Jetzt leistet er Dienst an seinen Mitmenschen. Geht nachts oder am Wochenende in der Zentrale ein Notruf ein, fährt er sofort los, um einem Menschen aus einer Notsituation zu helfen und bei Bedarf den Rettungsdienst zu holen. Schnell die Lage einschätzen und die richtige Entscheidung treffen, je nach Situation Notarzt, Familie, Verwandtschaft oder Pflegedienst benachrichtigen. Dominic Ladewig übernimmt diese Verantwortung gerne.

Hausnotruf

Hilfe auf Knopfdruck: Wenn Senioren oder behinderte Menschen den BRK-Hausnotruf aktivieren, ist der 27-jährige Dominic Ladewig ihr Ansprechpartner.

(Foto: Niels P. Joergensen)

In wenigen Minuten ist Ladewig zur Stelle

Der Hausnotruf des BRK funktioniert über ein spezielles Gerät. Ältere oder behinderte Menschen, die in ihren eigenen vier Wänden leben, können per Knopfdruck auf dem Handsender Hilfe holen. Bei einem Notruf ist Dominic Ladewig in wenigen Minuten zur Stelle. Wenn es sein muss, mit Blaulicht und Martinshorn. Der Haustür- oder Wohnungsschlüssel wird von den Kunden beim Hausnotruf hinterlegt, so dass es im Notfall keine Verzögerungen gibt. Ein raffiniertes Nummernsystem sorgt dafür, dass nur befugte Rotkreuz-Mitarbeiter Zugang zum Schlüssel haben. Der Hausnotruf funktioniert 24 Stunden lang, sowohl vom Festnetz aus als auch mit dem Handsender, und gibt den Menschen ein beruhigendes Gefühl. "Senioren können damit länger in ihren eigenen vier Wänden leben. Sie müssen bei kleineren Schwierigkeiten nicht sofort ihre Selbstständigkeit aufgeben, wie es in einer Pflegeeinrichtung der Fall wäre", sagt Dominic Ladewig.

Mit dem neunköpfigen Team ist er für den ganzen Landkreis zuständig, von Karlsfeld bis Altomünster und von Odelzhausen bis Petershausen. Das Team betreut mehr als 300 Patienten in wechselnden Besetzungen rund um die Uhr. Dominic Ladewig ist von 19 Uhr bis sechs Uhr früh im Dienst, am Wochenende von Freitag 15 Uhr bis Montag früh um sechs. Pro Woche gehen bei ihm etwa drei bis vier Notrufe ein. Auch wenn sich Patienten gar nicht melden, sucht er sie auf. Damit das Hausnotruf-Team weiß, dass seine Patienten die Nacht gut überstanden haben, muss jeder Teilnehmer eine grüne Taste drücken.

Ehrenamtliches Engagement: Wenn es nötig ist, besucht Ladewig seine Schützlinge.

Wenn es nötig ist, besucht Ladewig seine Schützlinge.

(Foto: Christian Endt)

Wenn das nicht geschieht, fährt ein Mitarbeiter zur Wohnung, um nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist. "Es passiert schon mal, dass jemand vergisst, sich abzumelden, bevor er in den Urlaub fährt", sagt Ladewig. Dann fährt er hin und schaut nach. Auch für die Angehörigen bedeutet die Einrichtung eine enorme Erleichterung. Beruhigt können sie darauf vertrauen, dass im Notfall sofort professionelle Hilfe zur Stelle ist.

Acht Stunden Arbeit, dann elf Stunden Bereitschaft

Elf Stunden Bereitschaft nach einem Arbeitstag und das ganze Wochenende auf Abruf - ausschließlich ehrenamtlich. Eine Aufwandsentschädigung nimmt Dominic Ladewig nicht in Anspruch. Als sein Arbeitgeber weiß die Amperklinik Dachau von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Freigestellt wird er dafür nicht. Er übt sie ausschließlich in der Freizeit vor oder nach dem Krankenhausdienst aus. "In der Ausbildung war das Ehrenamt überhaupt kein Problem", sagt Ladewig. Seit er im OP allerdings im Schichtdienst arbeitet, ist es mit der zeitlichen Organisation schwieriger geworden. Trotzdem ist es ihm wichtig, sich für andere zu engagieren. Den Slogan "Aus Liebe zum Menschen" nimmt er wörtlich. Er mag den Umgang mit Menschen und hilft gerne.

In Rufbereitschaft

Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) ist einer der größten Wohlfahrtsverbände in Bayern. Das Rote Kreuz in Dachau ist einer der 73 Kreisverbände des BRK. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer arbeiten unter anderem im Sanitäts- und Betreuungsdienst, als Rettungsassistenten und -sanitäter, bei der Dachauer Tafel und im BRK-Kleiderladen in der Martin-Huber-Straße. Die Ehrenamtlichen kümmern sich um Kinder, Senioren, Notleidende, Behinderte und Kranke.

Der Hausnotruf gehört zur Bereitschaft Dachau-Stadt, die eine Gliederung innerhalb des BRK-Kreisverbandes Dachau ist. Der Service soll die Lebensqualität alter, kranker und behinderter Menschen erhöhen, die trotz ihrer Einschränkung durch die Hilfe selbständig zu Hause leben können. Der Hilfsbedürftige trägt einen mobilen Hausnotruf-Sender immer am Körper. Ist er in Schwierigkeiten, muss er nur einen Knopf drücken, um einen Notruf zu senden. Ein Helferteam kann dann innerhalb kürzester Zeit am Ort sein. Wer helfen und sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich bei Brigitte Loibl vom BRK Dachau informieren, unter Telefon 08131 /36 63 10 oder per E-Mail an loibl@kvdachau.brk.de. mkro

"Ich wurde sehr christlich erzogen", sagt er. "Was meine Verwandtschaft in die Kirchengemeinde investiert, tue ich für das BRK." Dass er dadurch in seiner Freizeitgestaltung eingeschränkt ist, stört ihn nicht. Der Wohlfahrtsverband ist seine zweite Heimat. "Wir sind ein tolles Team. Die ganze Organisation der Bereitschaften im Katastrophenschutz ist wie eine große Familie." Die gegenseitige Anerkennung, die Freundschaft und der gemeinsame Gedanke, Anderen zu helfen, schweißen zusammen.

Dominic Ladewig ist seit 2004 beim BRK, seit 2013 arbeitet er aktiv für den Hausnotruf. Hin und wieder fährt er auch noch als Sanitäter ehrenamtlich im Rettungsdienst und leistet Dienst auf der Volksfestwache des BRK. Seine Freundin Ulrike hat für diese ungewöhnliche Freizeitgestaltung Verständnis. Sie engagiert sich ebenfalls aktiv beim BRK.

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