Politik:Der Wunschkandidat

Nominierung

Michael Schrodi erhielt 55 von 58 abgegebenen Stimmen der SPD-Delegierten aus Dachau und Fürstenfeldbruck.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Ortsverbände der SPD in Dachau und Fürstenfeldbruck inszenieren die Nominierung von Michael Schrodi zum Bundestagskandidaten in demonstrativer Einigkeit. Auch gegen die Querelen der Vergangenheit

Von Wolfgang Eitler, Dachau / Fürstenfeldbruck

Das Pathos von Michael Schrodi hat die gemeinsame Versammlung der SPD von Dachau und Fürstenfeldbruck als angemessen empfunden: "Ich nehme das Ergebnis in großer Demut an." Die SPD nominierte Schrodi mit 55 von 58 abgegebenen Stimmen bei drei Enthaltungen zum Bundestagskandidaten für die Wahlen in einem Jahr. Mit einem einzigen Satz beschwor er den Zusammenhalt: "Dass wir so eine Einigkeit beweisen, das gibt mir wahnsinnig viel Kraft." Die Sozialdemokraten verstanden die Nominierung als historisch gemeinte Zäsur nach Jahrzehnten teils legendärer Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kreisverbänden. Michael Schrodi ist ihr Wunschkandidat. Langer Applaus und lachende Gesichter.

Der Fürstenfeldbrucker Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein sieht in Schrodi einen Garanten für eine "Politik der Ernsthaftigkeit". Sein Dachauer Kollege Martin Güll bezeichnete ihn als "Mann der klaren Ansage" mit großer Empathie für die Menschen. Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann sagte: "Ich weiß, du kannst auf die Menschen eingehen. Ich bin überzeugt von Dir." Der Bürgermeister von Puchheim, Norbert Seidl, wirbt für Schrodi als Gegenentwurf sowohl zu den gängigen Berufspolitikern als auch der "Generation Y" junger Menschen, die sich ins Private flüchteten. Alle betonten die Leistungen Schrodis als Kommunalpolitiker, der sich die Kandidatur erarbeitet und dabei zu einer zentralen Führungsfigur der SPD in beiden Landkreisen entwickelt habe. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Fürstenfeldbrucker Kreistag, Peter Falk, schwärmte von Schrodi als einem "Original mit Glaubwürdigkeit".

Im Dezember wird sich entscheiden, wie groß die Aussichten von Michael Schrodi sind, nach Berlin zu gehen. Dann nominiert die SPD die Liste für die Bundestagswahlen. Aber der Dachauer Landtagsabgeordnete Martin Güll will das Direktmandat erreichen, nachdem die CSU-Landesgruppenchefin und Wahlkreisabgeordnete Gerda Hasselfeldt nicht mehr kandidiert. Güll sprach von einer Aufbruchsstimmung in den beiden Kreisverbänden und von "einer formidablen Ausgangssituation, weil neue Köpfe gewählt werden".

In der CSU von Dachau und Fürstenfeldbruck bewerben sich bekanntlich vier Mitglieder um die Hasselfeldt-Nachfolge. Die Fürstenfeldbruckerin Katrin Mair muss gegen drei Dachauer Mitbewerber bestehen. Die Entscheidung soll im Herbst fallen. Der hämisch gemeinte Kommentar von Peter Falk, dass die CSU sich zwischen einem Großgrundbesitzer und einer Pressesprecherin eines Pharmakonzerns zu entscheiden habe, trifft die Prognosen innerhalb der CSU. Die Partei rechnet mit einem Zweikampf zwischen Mair und dem in Kleinberghofen im Landkreis Dachau lebenden Landtagsabgeordneten und Präsidenten des oberbayerischen Bauernverbands, Anton Kreitmair.

Michael Schrodi ist 39 Jahre alt, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitet als Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Politik am Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck. Seine Biografie weist ihn als Wandler zwischen den beiden Landkreisen aus. Er unterrichtete ein Jahr am Josef-Effner-Gymnasium in Dachau, und er spielte Mitte der 1990er Jahre im Mittelfeld des FC Pipinsried. An den Vereinsvorsitzenden Konrad Höß und an die Zeit in dem kleinen Dorf mit einer hochklassigen Fußballmannschaft erinnere er sich gerne, sagt er. "Ich schaue immer, wie sie gespielt hat." Außerdem bezeichnete er sich selbst als "tiefblauen Sechziger-Fan" und als "tiefroten Sozialdemokraten". Interessanterweise trug er zur Nominierung einen dunkelblauen Anzug und eine bloß altrosa glänzende Krawatte.

Die Farbwahl hatte - politische gesehen - durchaus einen hintergründigen Sinn. Michael Schrodi forciert zwar eine "Politik der Gerechtigkeit", auch "der Verteilungsgerechtigkeit". Aber er forderte die "starken Schultern der Gesellschaft" auf, dazu ihren Beitrag nach fast 20 Jahren neoliberaler Politik gemeinsam mit der SPD zu leisten. Denn bei dieser Wahl geht es seiner Ansicht nach um die "Bewahrung der Demokratie". Schrodi: "Die einzige Partei, die in ihrer gesamten 100-jährigen Geschichte der Garant dafür gewesen ist, ist die SPD."

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