Poesie:Mit Schilf und Sumpf und Froschgesang

Poesie: Michael Groißmeier ist inzwischen 81 Jahre alt, die Ideen gehen ihm aber noch lange nicht aus.

Michael Groißmeier ist inzwischen 81 Jahre alt, die Ideen gehen ihm aber noch lange nicht aus.

(Foto: Toni Heigl)

Der heimatverbundene Dachauer Literat Michael Groißmeier wird des Dichtens nicht müde

Von Maximilian Böttcher, Dachau

"Mit meinem Schaukelpferdchen ritt ich in die Welt hinaus. Die maß vier Schritt mal sieben Schritt und endete im Treppenhaus", schreibt Michael Groißmeier in seinem neuen Buch "Im Arm der Erde". Inzwischen misst die Welt des Dachauer Dichters wohl etwas mehr als nur sieben Schritte. In mehr als vierzig Bänden ist sein literarisches Schaffen bereits dokumentiert. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen wie dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und dem Bayerischen Poetentaler. Auch die Stadt Dachau würdigte seine Leistung bereits 1984 mit ihrer Ehrenmedaille. Groißmeier ist außerdem Mitglied der Literatenvereinigung Münchner Turmschreiber.

Diese Gruppe, derzeit bestehend aus etwa 50 renommierten Schriftstellern, Dramatikern, Journalisten und Historikern, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Literatur im süddeutschen Raum zu hegen und zu pflegen. Im Rahmen dieser Mission planen sie immer wieder Kulturveranstaltungen wie Lesungen und Theateraufführungen. Einmal im Jahr vergeben die Münchner Turmschreiber den Bayerischen Poetentaler an Personen und Institutionen, die sich um die bayerische Kultur verdient gemacht haben. Die Mitglieder der Vereinigung sind ein erlauchter Kreis. Nur wer von den Turmschreibern ausgewählt wird, kann ihren Reihen beitreten. Für einen Schriftsteller ist es also eine große Anerkennung seines literarischen Schaffens in diese Vereinigung aufgenommen zu werden. Aber über die ein oder andere Ehrung scheint sich Groißmeier gar nicht so richtig freuen zu können. Nachdem er einmal von der deutschen Akademie als Ehrengast in die Villa Massimo nach Rom eingeladen wurde, schrieb er später über seinen Aufenthalt dort: "Aber ich muss durchhalten, muss mich quälen der Ehre halber, die man mir aufgebürdet hat".

Auf dem Weg zum anerkannten Dichter musste Groißmeier einige Hürden meistern. Auch wenn man schon früh sein musikalisches Talent entdeckt hatte, dichtete er: "Sie flötete in Dur und Moll. Ich bin nicht musikalisch! Sie blies mir beide Ohren voll. Ich nahm es physikalisch." Geboren 1935 in München und in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, fehlten die finanziellen Mittel, um ihm eine künstlerische Ausbildung zu ermöglichen. Was ihn jedoch nicht davon abhielt weiterhin zu musizieren: "Spiel ich Bach, bin ich versöhnt mit der Widrigkeit des Lebens, wird die Stunde mir verschönt, ist die Mühsal nicht vergebens." Seine Eltern hatten für ihn eigentlich eine Laufbahn als Priester vorgesehen, die er aber verweigerte. Nach dem Abitur trat er in den Verwaltungsdienst ein und arbeitete lange Zeit für das Landratsamt Dachau. Vielleicht entwickelte sich in dieser Zeit eines seiner größten Erkennungsmerkmale: die Heimatverbundenheit. "Oh Fluss, mein Fluss im Morgenstrahl!, rief Mörike im Überschwang. Der meine fließt durchs Ampertal mit Schilf und Sumpf und Froschgesang."

Auch der Natur und insbesondere den Bäumen widmete er ein Großteil seines literarischen Schaffens. So verfasste er den Gedichtband "Leben mit Bäumen". Jedes der darin enthaltenen 126 lyrischen Kleinode befasst sich mit einem Baum. Nicht unbedingt aus naturkundlicher Sicht. Groißmeier beschreibt vielmehr welche Empfindungen ihn mit der Natur verbinden und was der Anblick eines Baumes bei einem Menschen alles auslöst. Für ihn ist der Wald mehr als ein Vorrat an potenziellem Karton und Zeitungspapier. Für ihn ist der Baum auch nicht nur ein Mittel zum Zwecke der Papierherstellung, er ist ein Ruhepol, ein Vorwurf, ein Beispiel für Toleranz, ein Zeichen der Hoffnung. All diese Empfindungen versucht Groißmeier in Worte zu kleiden und sie dem Leser in seinen Gedichten nahezubringen. Aber es geht nicht nur darum, was irgendein Dachauer fühlt, wenn er durch den Wald spaziert. Es geht um das Leben an sich. Groißmeier hat es geschafft, das ganze Leben mit all seinen Facetten, in einem Gedichtband über Bäume neu zu erzählen.

In vielen Gedichten thematisiert Groißmeier außerdem das Dichten und das Schreiben. Der Leser bekommt einen Einblick, welche Rolle die Dichtung in seinem Leben spielt. Wie sie ihn bestärkt, wie sie ihn erheitert, aber auch wie sie ihn an sich selbst zweifeln lässt: "In einer Welt, die voller Gier nach Geld, such Trost ich in dem Wort der Dichter. Bei Ihnen find das Wort ich unverstellt. Ihr Wort macht mir die Seele lichter." Michael Groißmeiers Gedichte sind etwas für Heimatverbundene, für Naturliebhaber und für solche, die die Stille suchen, aber vor allem sind sie etwas für alle, die einfach mal ein gutes Gedicht lesen möchten.

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