Phoenix Solar.:Tiefer Einschnitt

Das angeschlagene Fotovoltaik-Unternehmen Phoenix Solar baut massiv Stellen ab, auch am Hauptsitz in Sulzemoos. Auch Gründer und Vorstandsvorsitzender Andreas Hänel geht.

Gregor Schiegl

Phoenix Solar.: Unternehmensgründer Andreas Hänel legt sein Vorstandsmandat mit Wirkung zum 28. Februar nieder.

Unternehmensgründer Andreas Hänel legt sein Vorstandsmandat mit Wirkung zum 28. Februar nieder.

(Foto: DAH)

Das angeschlagene Fotovoltaik-Unternehmen Phoenix Solar hat sich im vergangen Jahr von rund 60 Prozent seiner Belegschaft in Deutschland getrennt. Nun gibt es eine neue, nicht minder massive Kündigungswelle: Von den zuletzt 91 Vollzeitstellen am Firmensitz in Sulzemoos sollen nur mehr 20 erhalten bleiben, erklärte ein Unternehmenssprecher. Insgesamt werde Phoenix Solar in Deutschland etwa 100 Vollzeitstellen streichen, am wichtigsten deutschen Standort in Ulm soll die Zahl der Vollzeitstellen von 41 auf 14 reduziert werden. "Die Konzernzentrale in Sulzemoos bleibt in jedem Fall bestehen." Auch die Ausbildungsverhältnisse der 22 Azubis würden vertragsgemäß zu Ende geführt werden.

Der erneute tiefe Einschnitt geht einher mit einem überraschenden Personalwechsel an der Spitze des Konzerns: Am Montag legte der Vorstandsvorsitzende und Unternehmensgründer Andreas Hänel sein Vorstandsmandat mit Wirkung zum 28. Februar vorzeitig nieder. Der 54-Jährige promovierte Raumfahrt- und Umwelttechniker, der seit mehr als 30 Jahren in Sulzemoos lebt, gilt als einer der Solarmanager der ersten Stunde in Deutschland. Hänel soll dem Unternehmen weiterhin "beratend zur Seite stehen".

Hänels Nachfolger, der bisherige Finanzchef Bernd Köhler, rechtfertigte die Schließung des Handels- und Projektbereichs in Deutschland mit den Verlusten, die 2012 noch deutlich höher ausgefallen seien als befürchtet. "Daher mussten wir jetzt mit diesen sehr harten Einschnitten reagieren, auch wenn wir uns von vielen qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen müssen." In Deutschland soll nur mehr der Bereich der Betriebsführungs- und Wartungsdienstleistungen für Solarkraftwerke fortgeführt werden sowie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle im Projekt- und Handelsbereich.

Für die Schwierigkeiten im Deutschland-Geschäft gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Eine maßgebliche Rolle spiele "das regulatorische Umfeld", sagte der Phoenix-Sprecher und führte als Beispiel die Förderung großer Solarkraftwerke an, die "per Federstreich" von der Politik abgeschafft worden sei; die Rahmenbedingungen änderten sich ständig, die Unberechenbarkeit führe zu großer Verunsicherung.

Ähnliche Probleme gibt es offenbar auch in Spanien und Italien. Dort sind "aufgrund der dortigen Marktunsicherheiten und der nicht erreichten Ertragsziele" die Kapazitäten ebenfalls auf ein Minimum zurückgefahren worden. Die Tochtergesellschaft in Oman soll geschlossen werden. Die Tochtergesellschaften in Frankreich und Griechenland seien hingen gut positioniert und arbeiteten profitabel.

Das Unternehmen setzt nun, wie auch schon in den vergangenen Jahren, verstärkt auf das Auslandsgeschäft - auch jenseits Europas. Ein Schwerpunkt liegt künftig auf den wachstumsstarken Regionen in Asien und den USA: Die 2010 gegründete US-Tochtergesellschaft hat 2012 ihren Umsatz fast verachtfacht. Die Tochtergesellschaft in Singapur, tragende Säule des Asiengeschäfts, verzeichne einen hohen Auftragsbestand und plane eine Vervierfachung des Umsatzes gegenüber 2012.

Die Rahmenbedingungen für die Solarbranche haben sich, nicht zuletzt durch die Billigkonkurrenz aus China und den Preisverfall bei Solarmodulen, in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. In den vergangenen Monaten waren infolgedessen reihenweise Solarfirmen pleite gegangen. Phoenix Solar droht ein solches Schicksal derzeit nicht. Die Kreditvereinbarung für die Finanzierung des Unternehmens wurde um ein weiteres Jahr bis März 2015 verlängert. Die Prognosen sehen trotz deutlich heruntergeschraubter Umsatzerwartungen für 2013 - 160 bis 190 statt 280 bis 310 Millionen Euro - unverändert ein Konzernergebnis von minus fünf bis null Millionen Euro vor. Das liegt an den Einschnitten: "Die Bereiche, die wir abgeben, sind Verlustbringer", sagte der Unternehmenssprecher. "Dadurch werden wir uns insgesamt verbessern."

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