Petershausen:Paradebeispiel

Petershausen setzt sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und wird am Tag der Regionen zur Fair-Trade-Town ernannt

Von Petra Schafflik, Petershausen

"Was machen Sie für die Umwelt?" fragen Ben und Leon alle Besucher, die an ihrem Stand vorbeischlendern. Wer einen Stempel haben möchte auf seinem Teilnahmeschein fürs Gewinnspiel, sollte rasch eine Antwort parat haben. "Wer nichts weiß, dem bieten wir gleich eine Plant-for-the-Planet-Mitgliedschaft an", sagt Ben eifrig und zückt eine Infoblatt. Voriges Jahr haben die beiden mitgemacht beim Aktionstag der Petershausener Grundschule, 50 Bäume wurden damals im Ort gepflanzt. Jetzt stehen die Buben zum Tag der Regionen in der Petershausener Mehrzweckhalle und informieren über diese weltweite Kinderinitiative, die mit Baumpflanzaktionen gegen den Klimawandel kämpft. Um "Wurzeln in einer globalisierten Welt" geht es an diesem 3. Oktober. In Petershausen macht nicht nur der Infostand der Schüler deutlich, dass regionales Handeln mit globaler Verantwortung verbunden ist. Auch die Gemeinde ist aktiv: Während des kurzen Festakts wird Petershausen bei der Veranstaltung offiziell zu einer von weltweit 2200 Fair-Trade-Towns ernannt.

Der Tag der Regionen will den Blick schärfen für all die Schätze vor der Haustür. Für regionale Lebensmittel, für Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten in Wohnortnähe, für soziale Netzwerke in der Nachbarschaft. Genau das boten 65 Aussteller, die ihre Initiativen und Angebote am Samstag in Petershausen präsentierten. So viele Vereine und Organisationen wollten mitmachen, dass die Infrastruktur von Mehrzweckhalle und Schulaula an ihre Grenzen kam. "Wir hatten keinen einzigen Tisch mehr frei", sagte Bürgermeister Marcel Fath (FW), der froh war, dass die Organisation der Mammut-Veranstaltung so gut klappte. Auch Landrat Stefan Löwl (CSU) äußerte sich begeistert ob der enormen Vielfalt.

Und wer gedacht hatte, die Bürger würden den traumhaften Herbsttag lieber im Freien verbringen, lag falsch. Viele erkannten im Tag der Regionen ein attraktives Ziel für einen sonnigen Spaziergang oder eine Radltour. Den ganzen Tag über war die Turnhalle gut besucht, "bisher gab es noch keine Flaute", sagte Fath am späten Nachmittag, fast überwältigt vom großen Interesse.

Die jüngeren Besucher waren in und vor der Schule richtig. Dort war eine seltsam anmutende grüne Gestalt zu beobachten, die als sagenhafter Wasserhackl eine Hauptrolle in einem Märchenspiel einnahm. Wer Lust hatte, konnte barfuß über Tannenzapfen und Kastanien laufen oder Samenkörner der richtigen Getreidepflanze zuordnen. Eine ruhige Hand bewiesen Katharina und Magdalena, die sich mit dickem Kleister und mit bunten Papierschnipseln farbenfrohe Windlichter für die kommende, dunkle Jahreszeit bastelten. Aktiv wurden aber auch die erwachsenen Petershausener, die an einem separaten Pavillon um ihre Meinung zur Ortsentwicklung befragt wurden.

In der Turnhalle informierten sich die Besucher derweil über das Biotop-Pflegeprogramm des Bundes Naturschutz, die Arbeit des Gartenbauvereins, die Jugendarbeit der Trachtler, die Ziele des Gewerbevereins, neue Projekte der örtlichen Bürgerenergiegenossenschaft oder interessante Ausflugsziele und Erholungsangebote, die auch in Petershausen direkt vor der Haustür zahlreich zu finden sind. Auch viele soziale Einrichtungen bis hin zu den Kirchengemeinden waren mit einem Stand vertreten. "Das alles macht eben Petershausen aus", sagte der Bürgermeister. Wie wichtig die Vereine für das soziale Miteinander einer Gemeinde sind, wurde am Vormittag auf Einladung des Sportvereins diskutiert. Tatsächlich seien die vom Ehrenamt getragenen Klubs eine Chance und eine Bereicherung, so der Bürgermeister und vor allem in der Jugendarbeit nicht wegzudenken.

Petershausen: Bürgermeister Marcel Fath freut sich über die große Resonanz am Tag der Regionen.

Bürgermeister Marcel Fath freut sich über die große Resonanz am Tag der Regionen.

(Foto: Toni Heigl)

Kein Verein sondern eine Initiative ist in Petershausen die lokale Agenda 21 Gruppe, die sich schon seit 1996 für Nachhaltigkeit einsetzt in Ökologie, Ökonomie und im sozialen Bereich. Die rührigen Mitstreiter um Christa Jürgensonn und Christa Trzcinski haben es geschafft, dass in Petershausen ein Fair-Kaufladen nun schon seit gut zehn Jahren floriert. Zuletzt wurden Bürger und Gemeinde überzeugt, sich noch stärker für nachhaltig erzeugte Lebensmittel und fairen Handel einzusetzen, um das Siegel einer Fair-Trade-Town anzustreben. Die Voraussetzungen sind anspruchsvoll, mit dem Ausschank von ein paar Tassen fair gehandeltem Kaffee ist es nicht getan. Doch Petershausen hat die Kriterien als 463. Gemeinde in Deutschland erfüllt. Bürgermeister Fath, der von Kampagnen-Leiterin Lisa Herrmann die Urkunde in Empfang nahm, hat sich schon neue Ziele gesetzt. Fair gehandelte oder Bio-Lebensmittel seien in Petershausen gut erhältlich, aber die Vielfalt regionaler Waren ausbaufähig: "Ein Bauernmarkt würde mir gefallen."

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