Petershausen:Neues Kraftwerk an der Glonn

Die Betreiber wollen die kleine Wasserkraftanlage am Mühlbach in Petershausen stilllegen und stattdessen direkt am Fluss eine leistungsfähigere Turbine installieren.

Von Petra Schafflik

Petershausen: Petershausen  Dr.-Hörmann-Straße Kraftwerk an der alten Mühle  npj/Foto: Jørgensen

Petershausen Dr.-Hörmann-Straße Kraftwerk an der alten Mühle npj/Foto: Jørgensen

(Foto: DAH)

Die Wasserkraft der Glonn soll künftig intensiver als bisher zur Energieerzeugung genutzt werden. Mit diesem Ziel will die Familie Schuhbauer als Eigentümer der Mühle ihr altes Kraftwerk am Mühlbach stilllegen und dafür eine neue, deutlich leistungsfähigere Wasserkraftanlage direkt an der Glonn errichten. Für die Genehmigung des Vorhabens ist das Landratsamt zuständig. Weil das Projekt aber auch Auswirkungen auf den Ort und seine Bürger hat, ließ sich der Gemeinderat jetzt von Planer Thomas Grimmer informieren. Dabei überzeugten die Vorteile wie Steigerung der regenerativen Energiegewinnung, verbesserter Hochwasserschutz und kostengünstigerer Brückeneubau an der Dr.-Hörmann-Straße die Mehrheit der Räte. Einzig Eduard Meßthaler (SPD) lehnt das Projekt ab. Seine Kritik: Spaziergänger werden die Glonn am Wehr künftig nicht mehr überqueren können.

Schon seit langem wird in Petershausen die Wasserkraft der Glonn zur Energieerzeugung genutzt. Dazu wird Flusswasser am Wehr südlich der Ortschaft in den Mühlbach abgeleitet, wo - wie der Name bereits vermuten lässt - die Mühle samt Kraftwerk steht. Dort haben zwei Turbinen, die ihren Dienst seit 1906 verrichten, bis 1999 die Mahlwerke angetrieben, um zunächst Mehl und später Haferflocken herzustellen. Seit die Mühle, die der Familie Schuhbauer gehört, ihren Betrieb eingestellt hat, produziert noch eine Turbine Strom, 190 000 Kilowattstunden werden jährlich ins Netz eingespeist. Nun wollen die Eigentümer das Kraftwerk revitalisieren, was fast einem Neubau gleichkommt: Die Anlage am Mühlbach soll still gelegt werden, das Wehr an der Glonn grundlegend saniert, dort ein neues Wasserkraftwerk errichtet werden. Auch eine sogenannte Fischtreppe, also ein Wasserlauf, der das Wehr umgeht, wird angelegt. "Die Glonn wird damit im Landkreis komplett fischpassierbar", so Grimmer.

Das neue Wehr wird mit automatischer Steuerung und einem deutlich gesteigerten Ablaufvolumen die Hochwassersicherheit für den Ort erhöhen. Ein wichtiger Punkt für die Gemeinde, denn beim Juni-Hochwasser überflutete noch vor wenigen Wochen die Glonn Wiesen und Anwesen an der Münchner Straße. Zudem wird die neue Anlage mit 360 000 Kilowattstunden im Jahr fast doppelt soviel Strom erzeugen als bisher. "A guade G'schicht", findet der Bürgermeister. "Mehr regenerative Energie aus dem vorhandenen Wasserlauf, das ist im Sinn unseres Klimaleitbildes." Vor allem weil Wasserkraft permanent verfügbar, also grundlastfähig ist, befürwortet auch Ernst Nold (Freie Wähler) den Ausbau. Einziger Wermutstropfen für die Petershausener: Die Glonn wird am neuen Wehr mit dem künftigen Kraftwerk nicht mehr überquert werden können. Zwar ist jetzt schon offiziell das Passieren der Wehranlage verboten, zumal Fluss und Wehr nicht öffentlicher Grund sondern Privateigentum der Familie Schuhbauer sind. Allerdings werden die Spaziergänger geduldet. Das wird künftig schon wegen der Verkehrssicherungspflicht im Umfeld des Kraftwerks nicht mehr möglich sein, erklärte Grimmer. "Ein klares Nein, das ist ein technisches Bauwerk", so der Planer.

Aber viele Bürger suchten dort Ruhe und Erbauung, betonte SPD-Gemeinderat Meßthaler. Denn am rechten Glonnufer findet sich bislang auch das vom slowenischen Künstler Marko Pogacnik geschaffene Flurdenkmal, ein Granit-Findling mit eingemeißeltem Kosmogramm. Dieser Stein, einer von mehreren sogenannten geomantischen Punkten im Ort, wäre künftig nicht mehr auf öffentlichem Weg zugänglich. Doch Grimmer bot im Namen der Eigentümer an, das Flurdenkmal auf die andere Flussseite zu versetzten, wo es im Umfeld des kleinen Wasserlaufs platziert werden könnte, der als Fischtreppe fungieren wird. Weil der Zugang zum Fluss noch ungeklärt ist, hielt Eduard Meßthaler (SPD) als einziger im Gremium an seinem Veto fest. Doch die Mehrheit der Räte befürwortete das Projekt und entschied, im Genehmigungsverfahren des Landratsamts keine Einwände zu erheben.

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