Petershausen:Im Wartestand

Bahnhofsgebäude

Außen sieht das Bahnhofsgebäude in Petershausen schon sehr ordentlich aus. Innen aber geht überhaupt nichts voran.

(Foto: Niels. P. Jørgensen)

Als Investor Felix Bader im Jahr 2011 das Bahnhofsgebäude kaufte, versprach er der Gemeinde ein kleines Hotel mit Bistro. Seit Jahren steht das Gebäude leer. Der geplante Umbau stockt

Von Petra Schafflik, Petershausen

Von weitem strahlt das Bahnhofsgebäude frisch saniert in freundlich frischem Hellgrau. Doch wer genauer hinsieht, wird enttäuscht. In der frisch getünchten Fassade sitzt der nur provisorisch mit Brettern verschlossene Eingang. Jugendliche haben bunte Graffiti draufgemalt, damit es nicht gar so trostlos aussieht. Neue Fenster sitzen über rohen Ziegelsimsen, weil die Brüstungen fehlen. Rückwärts, vom Bahnsteig aus gesehen, präsentiert sich das denkmalgeschützte Gebäude immer noch in dem alten, hässlich-grünen Farbton, der den Bahnhof lange Jahre zu einem Schandfleck im Dorf machte. Auch der Innenausbau, soviel lässt sich beim Blick durchs Fenster erahnen, ist nicht weit vorangekommen. Doch die Handwerker haben die Baustelle nicht erst gestern verlassen. Der Stillstand währt seit Monaten, die Petershausener sind genervt. Eigentlich sollte im ehemaligen Bahnhof längst ein gemütliches Bistro Gäste bewirten. Jetzt kündigt Investor Felix Bader auf SZ-Anfrage die Eröffnung für "spätestens Juni 2017" an.

Freilich: Ein denkmalgeschütztes Gebäude lässt sich selten so zügig sanieren, wie geplant. Da ist ein Neubau schneller errichtet. Auch beim Bahnhofsprojekt ist das nicht anders. Zwar hat die Gemeinde das Gebäude bereits 2011 an Investor Felix Bader verkauft. Doch die Baugenehmigung des Landratsamts, die 2014 vorlag, umfasste dann ein Paket von 50 Auflagen. Dennoch gingen die Arbeiten damals sofort zügig voran. Ein neues Titan-Zink-Dach wurde installiert, die Fassade gestrichen, neue Fenster eingesetzt. Nun ruht seit vielen Monaten die Baustelle. Auch die Chronologie auf der Internetseite des Projekts endet mit dem Datum vom 26. Mai 2014 und einem Eintrag: "Fertigstellung des neuen Titan-Zink-Daches auf dem Hauptgebäude."

Bürger wie Kommunalpolitiker spekulieren, warum nichts vorwärtsgeht. "Optisch schaut es jetzt einigermaßen aus, aber da gehört Leben rein", beklagt CSU-Fraktionssprecher Josef Gerer. Dass sich nichts mehr tut auf der Bahnhofs-Baustelle, bezeichnet Wolfgang Stadler (SPD) als "Ärgernis sondergleichen". Und für FW-Fraktionssprecherin Andrea Stang ist der Stillstand schlicht "ein großes Rätsel." Die Unzufriedenheit im Rat geht soweit, dass Bürgermeister Marcel Fath (FW) bereits den Kaufvertrag hat prüfen lassen. Doch Handlungsoptionen hat die Gemeinde offenbar nicht. Ein Stichtag für den Baubeginn sei verbindlich geregelt, "sonst nichts", betont der Rathauschef.

Der Unmut ist so groß, weil sich die Petershausener viel erhofft haben von dem Konzept, mit dem Felix Bader 2011 den Gemeinderat überzeugte. Vorgesehen war, eine Gastronomie über zwei Etagen samt Biergarten und Dachterrasse einzurichten, plus einige einfache Gästezimmer, die in Petershausen eine Marktlücke füllen sollten. Diese Idee wurde später überarbeitet: Weil sich das Übernachtungsangebot mehr lohnt als eine große Wirtschaft, sollen nun 14 Pensionszimmer entstehen. Aber eben auch ein kleines, gemütliches Lokal in der ehemaligen Schalterhalle. Nur wann?

Bisher, das bestätigt Investor Felix Bader auf SZ-Anfrage, seien nur die sogenannten "Sowieso-Maßnahmen" durchgeführt worden. Also Arbeiten, die unabhängig von der konkreten Nutzung erforderlich sind. Dazu zählen Fassadenanstrich, Denkmalschutz-Fenster, Dacherneuerung und auch ein Stahlskelett, eine Versteifung des Gebäudes, die das Landratsamt gefordert hat. Alles weitere, wie Elektro- oder Sanitärinstallation, steht noch aus. "Es macht wenig Sinn, das Gebäude auszubauen, wenn noch kein Pachtvertrag besteht", erklärt Bader.

Aktuell ist der Investor nach eigenem Bekunden noch auf der Suche nach einem Pächter, der Bistro und Übernachtungszimmer betreiben soll. Bader will sich "in den kommenden zwei bis drei Monaten noch einmal intensiv umhören und auch eine Anzeige schalten". Einfach scheint es nicht zu sein, einen Interessenten zu finden. Parallel laufen auch Überlegungen, "das Objekt selbst zu betreiben", so Bader. Sobald die Entscheidung gefallen ist, sollen die Bauarbeiten zügig weiter gehen. Es bleibt viel zu tun: Noch fehlt der notwendige Anbau für die Fluchttreppe plus der komplette Innenausbau. Dennoch rechnet Bader, dass die Sanierung in drei bis vier Monaten erledigt werden kann.

Allerdings: Von Fachleuten habe er sich sagen lassen, dass das ideale Zeitfenster für eine Neueröffnung einer Gastronomie zwischen April und Oktober liegt, erläutert Felix Bader. Deshalb wird es heuer vermutlich eher nichts mehr werden mit dem Bistro. Doch spätestens im Juni 2017, da ist der Bauherr zuversichtlich, sollen die Petershausener dann im alten Bahnhof endlich ein Bier genießen können.

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