Petershausen:Grabenkämpfe

Über die Herausforderungen für Petershausen sind sich alle politischen Kräfte einig. Doch der Wahlkampf von 2008 belastet das Klima im Gemeinderat bis heute. Für Bürgermeister Günter Fuchs (CSU) könnte das gefährlich werden.

Von Petra Schafflik

Petershausen: Ein neuer Anstrich würde dem Petershausener Bahnhof nicht schaden. Aber drumherum hat sich doch einiges getan: Der Ortskern wurde saniert, eine Kinderkrippe gebaut und die Straßen erneuert.

Ein neuer Anstrich würde dem Petershausener Bahnhof nicht schaden. Aber drumherum hat sich doch einiges getan: Der Ortskern wurde saniert, eine Kinderkrippe gebaut und die Straßen erneuert.

(Foto: DAH)

Kontinuität oder Wandel - vor dieser Entscheidung stehen die Petershausener wieder einmal bei der Kommunalwahl am 16. März. Denn Rathauschef Günter Fuchs (CSU), der mit knapper Stimmenmehrheit 2008 die damals amtierende Bürgermeisterin Elisabeth Kraus (Freie Wähler) in der Stichwahl besiegte, sieht sich mit zwei Herausforderern konfrontiert: Für die Freien Wähler steigt Unternehmensberater Marcel Fath in den Ring, die SPD schickt Rechtsanwalt Bernhard Franke ins Rennen. Die Konstellation erinnert an die Situation von vor acht Jahren, als gegen Elisabeth Kraus ebenfalls zwei Kontrahenten antraten.

In der 6200-Einwohner-Gemeinde Petershausen wurde in der Amtszeit von Günter Fuchs vor allem in die Infrastruktur investiert: Im Rahmen der Ortskernsanierung erhielt der zentrale Bereich am Bahnhof ein neues Gesicht, eine Kinderkrippe wurde gebaut, die Ansiedlung des Betreuten Wohnens unterstützt, Straßen erneuert und das Gewerbegebiet entwickelt. Auf diese Bilanz verweist Fuchs, der den Wählern Kontinuität verspricht und "diesen Weg weitergehen möchte". Tatsächlich steht noch ein ganzer Berg von schwierigen Aufgaben an, die dringend angepackt werden müssen: Zentral ist wohl das Projekt Grundschule. Denn das 1982 errichtete Schulhaus wird zu klein, kann die steigende Zahl von Schülern nicht mehr aufnehmen. Gleichzeitig soll auch ein Ganztagszug eingerichtet werden, weshalb zusätzliche Räume und eine Mensa nötig werden.

Außerdem ist das optisch modern und einladend anmutende Gebäude energietechnisch völlig veraltet, es müsste dringend saniert werden, um Heizkosten zu sparen. Der Gemeinderat hat schon darüber nachgedacht, gleich eine neue Schule zu bauen. Doch wegen der enormen Kosten wird es nun wohl auf eine Renovierung plus Erweiterung hinauslaufen, die nach ersten Kalkulationen auch stattliche neun Millionen Euro kosten könnte. Weshalb sich Amtsinhaber Fuchs mit den Herausforderern Fath und Franke einig ist, dass bei der energetischen Sanierung wohl noch abgespeckt werden muss, um die Ausgaben zu senken.

Die Schule ist nicht das einzige kostenträchtige Vorhaben, das zwingend ansteht: Die Feuerwehr benötigt eine neue Unterkunft, weil das bestehende Haus den technischen Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Schon vor drei Jahren haben Experten der Gemeindeunfallversicherung dem Gebäude erhebliche Mängel attestiert, bis 2015 soll deshalb ein Neubau stehen. Noch gibt es aber keinerlei konkrete Planungen. Um den Termin noch zu halten, wird der künftige Rathauschef aufs Tempo drücken müssen.

Und die Liste dringender Vorhaben geht weiter: Die Ortskernsanierung gilt es weiterzuführen, deren erster Abschnitt in diesen Tagen fertiggestellt wird. Zwar sind von dem neu installierten Kreisverkehr mitten im Ort nicht alle Bürger überzeugt. Das gesamte Vorhaben steht aber nicht in Frage. Vielmehr wird mit der in weiteren Bauabschnitten geplanten Sanierung der Durchgangsstraße ein lange kritisierter Missstand endlich behoben. Des weiteren muss die Gemeinde beide Kindergärten renovieren, einen alternativen Standort fürs Jugendzentrum finden, die gerade gestarteten Planungen für ein Wohngebiet Rosenstraße weiterentwickeln. Und im Streit um die Konzepte für die Ortsmitte sollte eine Lösung gefunden werden, die möglichst viele Bürger mittragen können.

Über die wichtigen Zukunftsaufgaben sind sich alle drei Bewerber einig, zumal die Agenda zwingender Vorhaben nicht viel Spielraum lässt. Konsens besteht auch, dass es trotz einer bereits bestehenden Verschuldung der Gemeinde in einer Höhe von fünf Millionen Euro ohne zusätzliche Kredite nicht gehen wird. Unterscheiden wollen sich von Amtsinhaber Günter Fuchs (CSU) die Herausforderer Marcel Fath (FW) und Bernhard Franke (SPD) mit einem neuen, stärker auf Transparenz, Bürgerbeteiligung und Konsens ausgerichteten Politikstil. Einem Aspekt, dem in Petershausen besondere Bedeutung zukommt. Denn die Gräben, die der hitzige Wahlkampf von 2008 vor allem zwischen Freien Wählern und CSU aufgerissen hat, beeinträchtigten seither immer wieder das Arbeitsklima im Gemeinderat. Als positives Signal darf hier gelten, dass sich anders als vor sechs Jahren diesmal alle Seiten um einen fairen, sachlichen Wahlkampf bemühen. Ob bereits am Wahlabend ein Sieger feststeht, ist fraglich. Viele rechnen mit einer Stichwahl. Und ein Blick zurück auf die Ergebnisse von 2002 wie 2008, bei denen jeweils ein für viele unerwarteter Kurswechsel an der Rathausspitze erfolgte, zeigt: In Petershausen sind Überraschungen nie ausgeschlossen.

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