Petershausen:"Eine große Ehre"

Seit 1968 verbindet Petershausen und Varennes eine Städtepartnerschaft, die sehr lebendig gestaltet wird. Jetzt ist die Landkreisgemeinde am französischen Nationalfeiertag zum Empfang in das Generalkonsulat eingeladen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Erst war der Wurm drin bei der Planung für den Jugendaustausch zwischen Petershausen und der französischen Partnergemeinde Varennes-en-Argonne. Die Begegnung findet traditionell in der ersten Augustwoche statt, doch der Termin klappte diesmal bei den Jugendbetreuern aus Frankreich nicht. Viel Abstimmung und Koordination war notwendig, damit sich die Jugend jetzt ab dem 4. August zu einer gemeinsamen Freizeitwoche treffen kann. "Aber den Austausch ausfallen zu lassen, das war keine Option", sagt die 25-jährige Antonia Scherer, die seit einigen Jahren das Treffen organisiert.

Gerade angesichts aktueller politischer Entwicklungen, dem Erstarken rechter Strömungen, "sind grenzüberschreitende Freundschaften besonders wichtig". Weil sich viele Bürger intensiv um die deutsch-französische Partnerschaft bemühen, freut sich Scherer, dass Petershausen an diesem französischen Nationalfeiertag, 14. Juli, eingeladen ist zum Empfang des Münchner Generalkonsulats. "Eine schöne Anerkennung." Bürgermeister Marcel Fath (FW), der sich aus Termingründen beim Empfang vom zweiten Bürgermeister Wolfgang Stadler (SPD) vertreten lassen muss, sagt: "Eine große Ehre."

Petershausen: Die Städtepartnerschaft zwischen Petershausen und der französischen Kommune Varennes ist 1968 besiegelt worden.

Die Städtepartnerschaft zwischen Petershausen und der französischen Kommune Varennes ist 1968 besiegelt worden.

(Foto: oh)

Auf die Gästeliste von Generalkonsul Jean-Claude Brunet gelangte Petershausen, weil es eine Partnerschaft mit Varennes-en-Argonne unterhält. Die Veranstaltung im Münchner Palais Seyssel d'Aix nimmt in diesem Jahr Bezug zum 100. Jahrestag der Schlacht von Verdun. Das Informationsprogramm zum Empfang widmet sich deshalb der Region um Verdun, in der auch Varennes liegt, erklärt Pierre Wolff, der als Leiter der Münchner Montgelas-Gesellschaft das Programm mit organisiert.

Eingeladen wurden alle vier bayerischen Gemeinden, die mit einem Ort aus dieser Region eine Partnerschaft verbindet. Neben Kranzberg, Münnerstadt/Franken und Neuburg an der Kammel/Schwaben wird Petershausen vertreten sein. Die Blaskapelle Petershausen, die natürlich souverän auch die französische Nationalhymne beherrscht, wird das Fest musikalisch begleiten. Ziel sei es, "zu zeigen, dass kommunale Partnerschaften lebendig sind." Ein Leitgedanke, den Petershausen tatsächlich vorbildlich repräsentiert. Davon hat sich auch Pierre Wolff schon überzeugt. "Gerade der Jugendaustausch läuft gut." Tatsächlich sind wohl gerade die intensiven und kontinuierlichen Kontakte der Jugend das Erfolgsgeheimnis, das die Städtepartnerschaft zwischen Petershausen und Varennes seit fast 50 Jahren lebendig erhält. Gegründet wurde die Partnerschaft schon 1968, damals als eine der ersten in Bayern überhaupt zwischen einer deutschen und einer französischen Gemeinde. Eine Verbindung, die ein wenig dem Zufall zu verdanken ist. 1966 und 1967 reisten Mitglieder Petershausener Vereine nach Verdun, um dort die Kriegsgräber im Ersten Weltkrieg gefallener Freunde und Verwandter zu besuchen. Kontakte wurden auch nach Varennes geknüpft, das in der Nähe von Verdun liegt. Der Keim zur Städtepartnerschaft war gelegt, die von den Bürgermeistern Bernhard Guerin (Varennes) und Rudolf Rädler (Petershausen) dann bereits ein Jahr später offiziell besiegelt wurde. Aus vorsichtiger Annäherung ist über die Jahre eine lebendige Freundschaft geworden, die sich nicht auf offizielle Pflichttermine beschränkt, sondern gerade durch die aktive Jugend immer wieder Impulse und frische Ideen erhält.

Petershausen: Die 25-jährige Antonia Scherer aus Petershausen organisiert seit vielen Jahren den Jugendaustausch mit der Partnergemeinde Varennes.

Die 25-jährige Antonia Scherer aus Petershausen organisiert seit vielen Jahren den Jugendaustausch mit der Partnergemeinde Varennes.

(Foto: oh)

Der Fokus der Beziehung wandelte sich mit der Zeit. Zunächst standen das Streben nach Völkerverständigung, Frieden und Versöhnung im Vordergrund. In den vergangenen Jahren ging es eher darum, den eigenen Horizont zu erweitern. Neue Bedeutung gewinnt die fest verankerte deutsch-französische Verbindung aktuell, wo rechte und nationalistische Strömungen Auftrieb gewinnen. "Jetzt ist unsere Partnerschaft vielleicht wichtiger, als noch vor zehn Jahren", ist Antonia Scherer überzeugt. Andere Kulturen zu verstehen, Freundschaften über Grenzen hinweg zu pflegen, erlange eine neue Bedeutung in Zeiten, "wo wir alle auseinanderdriften". Die Einladung zum Botschaftsempfang empfinden die Petershausener deshalb als Bestätigung und Wertschätzung ihres Engagements.

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