Petershausen:Ein tägliches Ärgernis

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Die 1000 Stellplätze am Petershausener Park-and-Ride-Platz sind trotz Gebühr voll. Die Pendler weichen in Wohnstraßen aus.

Petra Schafflik

Die Mitterfeldstraße in Petershausen ist tagsüber auf ganzer Länge von den Autos der Pendler zugeparkt. (Foto: Toni Heigl)

Die Petershausener fordern ein umfassendes Verkehrskonzept für ihre Gemeinde. Anlass zu Ärger hatte wieder einmal der ständig voll belegten Park-and-Ride-Parkplatz am Bahnhof gegeben. Dies wurde während der Diskussion bei der Bürgerversammlung am Montag deutlich. Traditionell ist das Interesse der Bürger an derartigen Versammlungen in Petershausen relativ groß. Auch diesmal waren trotz der Frühlingstemperaturen immerhin 60 Petershausener in die Schulaula gekommen. Und das, obwohl die Versammlung 2012 nur fünf Monate zurückliegt. Aber von sofort an will Bürgermeister Günter Fuchs (CSU) immer im Frühjahr statt wie bisher im November informieren. Dann liege das Jahr, über das berichtet wird, nicht so lange zurück, erklärte er. Die Bürger zeigten sich in Terminfragen flexibel und debattierten engagiert.

"Da muss bald etwas geschehen", schimpfte Rainer Mühe vom Bund Naturschutz. Er wohnt am Mooswiesenweg und hat beobachtet, dass im gesamten Wohngebiet tagsüber kein einziger freier Parkplatz zu finden ist. "Das kann doch nicht sein." Die abgestellten Fahrzeuge kämen laut ihrer Kennzeichen bis aus Pfaffenhofen und Neuburg an der Donau. Die Fahrer nutzen offenbar die attraktive Bahnanbindung von Petershausen aus. Und parken ihr Auto nicht auf dem gebührenpflichtigen Bahnparkplatz, sondern kostenlos in den Wohnstraßen. Was Mühe aufregt, ist ein tägliches Ärgernis für viele Petershausener. Denn in den Siedlungen in Bahnhofsnähe werden Parkplätze von Pendlern belegt, die Anwohner finden dort keinen Abstellplatz. Der Druck auf die Wohnstraßen ist merklich gestiegen, seit das Parken auf dem öffentlichen Park-und-Ride-Platz am Bahnhof kostenpflichtig geworden ist.

Die Hintergründe der Parkgebühr erläuterte der Bürgermeister ausführlich. Dadurch soll ein Teil der Kosten hereinkommen, die der Gemeinde für die Bewirtschaftung des Parkplatzes entstehen. Denn die rund 1000 Stellplätze nutzen fast ausschließlich auswärtige Pendler, nur etwa 80 Petershausener parken am Bahnhof. Bemühungen, die Heimatgemeinden der Pendler an den Kosten zu beteiligen, sind in der Vergangenheit mehrfach gescheitert. Der Griff in ihren Geldbeutel sollte Pendler motivieren für Fahrgemeinschaften oder zum Umstieg auf Bus und Bahn bereits vor Petershausen. "Das war meine Hoffnung", sagte der Bürgermeister. Doch tatsächlich habe der Run auf die Bahnparkplätze sogar zugenommen, die Stellflächen seien stets belegt. "Es wird eher noch schlimmer." Aktuell fehlten wohl rund 200 Parkplätze, erklärte Fuchs auf Nachfrage der Bürger. Die Folge ist, dass Pendler zum Parken auf die Wohnstraßen ausweichen. Und damit die Bürger erst recht verärgern. "Anwohnerparklizenzen wären eine Lösung", schlug die Vorsitzende der örtlichen Agenda-21-Gruppe, Christa Jürgensonn, vor. Auch Herbert Schaller hält eine Parkraumbewirtschaftung für wichtig.

Doch gegen Parkausweise wehrt sich Fuchs vehement. "Das ist keine Lösung, sondern eine Zuspitzung des Problems", so der Bürgermeister. "Im Zentrum parken dann die Anlieger auf den Kundenparkplätzen der Geschäfte." Solange der Parkplatz am Bahnhof nicht ausreicht, verlagere jede Regelung für einzelne Siedlungen das Problem nur in die benachbarten Straßen. Deshalb setzt Fuchs darauf, die Zahl der Stellplätze auf dem Pendlerparkplatz zu erhöhen. In den Sommerferien sollen Grünflächen befestigt und so rund 80 weitere Plätze geschaffen werden. Dem Vorschlag von Christa Jürgensonn, im neu entwickelten Gewerbegebiet einen zusätzlichen Pendler-Parkplatz zu installieren, erteilte Fuchs eine Absage. Durch Gewerbe wolle man schließlich Steuereinnahmen generieren.

Die geplante Verbesserung des bestehenden Parkplatzes überzeugt die Bürger nicht. "Petershausen braucht ein umfassendes Verkehrskonzept", forderte Herbert Schaller. Und dazu gehöre auch der öffentliche Nahverkehr. "Mit einer besseren Busverbindung bräuchten wir keine Parkplätze", sagte auch Jürgensonn und forderte, "tagsüber eine Buslinie jede Stunde". Und zwar in Richtung aller Orte, aus denen die Pendler kommen.

Leider erfülle hier der Nachbarlandkreis seine Aufgabe nicht, entgegnete Fuchs: "Da müssen die Pfaffenhofener Bürger Druck aufbauen." Auch die Ortsteile von Petershausen seien per Bus schlecht erreichbar, monierte Marcel Faht. "Viele müssen deshalb mit dem Auto zur Bahn fahren." Fath, designierter Kandidat der Freien Wähler für das Bürgermeisteramt, erkundigte sich auch nach der Bürgerumfrage zum öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV). Sobald die Ergebnisse des Verkehrsverbunds vorlägen, würden diese veröffentlicht, so Fuchs. Die Überlegungen gingen in Richtung Ruftaxi als Ergänzung zum ÖPNV. Das wäre sinnvoll, betonte Klaus Sahnwaldt. Denn das einzige Taxiunternehmen am Ort "fährt am Sonntag und an Feiertagen nicht".

© SZ vom 17.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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