Petershausen:Die Fronten bleiben verhärtet

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270 Bürger kommen zur Informationsveranstaltung über drei geplante Windräder im Weißlinger Holz. Die Gegner des Projekts geben sich kompromisslos.

Von Petra Schafflik

Pläne für drei Windräder im Weißlinger Holz sorgen seit Monaten für hitzige Debatten: Gegner des an der Landkreisgrenze von Dachau und Freising geplanten Vorhabens haben sich in der Bürgerinitiative Gegenwind organisiert. Doch das Projekt der Fahrenzhausener Brüder Vitus und Hubert Hinterseher hat in den Gemeinden auch Befürworter. Um Druck aus der Debatte zu nehmen, luden die Bürgermeister Hubert Stadlbauer (Freie Bürgerliste, Fahrenzhausen) und Marcel Fath (FW, Petershausen) zur Podiumsdiskussion. Zweieinhalb Stunden wurde am Mittwochabend vor 270 Zuhörern in der Fahrenzhausener Schulaula informiert und argumentiert, zu einer Annäherung kam es nicht. Die Windpark-Initiatoren signalisieren Gesprächsbereitschaft, "aber wir werden nicht alles einpacken", so Vitus Hinterseher. "Einen Kompromiss kann es für mich persönlich nicht geben", resümierte BI-Sprecherin Katrin Eisenhofer im Gespräch mit der SZ. "Egal ob drei oder nur eins - wir wollen diese Windräder nicht."

Ein Blick ins Publikum machte die Meinungsfronten deutlich: Geschlossen signalisierten die Windpark-Gegner ihren Widerstand, "Nein zum Windpark" stand auf T-Shirts zu lesen, die sich alle übergestreift hatten. Im Saal saßen auch interessierte Bürger, Gemeinderäte der beiden Kommunen sowie in Energieforen und Genossenschaften der beiden Landkreise engagierte Mitglieder. Auch wenn es den Bürgermeistern um "Transparenz und Klarheit" (Stadlbauer) sowie "Ausgleich" (Fath) ging, die aufgeheizte Stimmung war spürbar. Als Vitus Hinterseher sein Pläne unter dem Titel "Bürgerwindpark Weißlinger Holz" vorstellte, schallte ihm Gelächter aus den Reihen der BI entgegen. Später in der Debatte erklärte eine Bürgerin aus Kollbach, sie fühle sich "beleidigt" durch den Namen des Vorhabens, denn "wir, die Bürger, wollen den Windpark nicht". Hinterseher betonte, das Vorhaben "aus Überzeugung von der dezentralen, regionalen Energiewende" angepackt zu haben. "Wir sind Planer und Initiatoren, nicht Investor oder Bauträger." Sollte das Vorhaben genehmigt werden, wolle er es in die Hände der Bürgergenossenschaften übergeben. "Hier scheint es um eine reine Verkaufsveranstaltung zu gehen", kritisierte BI-Vorsitzende Elfriede Eisenhofer. "Es geht darum, Subventionen abzugreifen", schimpfte in der Debatte ein Bürger.

"Wir sind neutral", betonte sicherheitshalber Martina Ebner, die als Abteilungsleiterin Bauen und Umwelt vom Landratsamt Freising gemeinsam mit den Dachauer Kollegen Nicole Paulin (Umweltschutz) und Alexander Krug (Baurecht) auf dem Podium das Genehmigungsverfahren erläuterte. Das Prozedere sei strikt geregelt, "da gibt es kein Ermessen." Derzeit laufe die Beteiligung der Fachstellen, so die Vertreter des Landratsamts. Fest steht aber, dass die drei geplanten Windräder den Planungen in Petershausen wie Fahrenzhausen entsprechen, erläuterte Krug. Allerdings nicht der sogenannten "10-H-Reglung", die von der bayerischen Staatsregierung momentan angestrebt wird. Nach "10-H" müssten die Windräder statt aktuell 900 Meter dann zwei Kilometer Abstand zur nächsten Ortschaft einhalten. Doch die Behörde könne nicht ein Gesetz beachten, das noch nicht gilt, so Krug. Er habe den Eindruck, "dass versucht wird, eine Anlage noch schnell im Hauruck-Verfahren durchzudrücken", sagte Rechtsanwalt Johannes Mohr von der Münchner Kanzlei Labbé, der die BI vertritt. "Wir dürfen nicht zögern oder trödeln", erwiderte Krug knapp.

Mehrere in der BI engagierte Bürger trugen Kritik und Ängste vor. "Wir werden nicht zulassen, dass unsere Gesundheit, Lebensqualität und Heimat für eine verfehlte Energiepolitik geopfert wird", sagte Hans Rahn mit Hinweis auf Lärm, Infraschall und Schattenwurf. Das Lärmgutachten sei mangelhaft, weise Überschreitungen aus, monierte Wolfgang Steib. "Wenn wir die Grenzwerte nicht einhalten, bekommen wir keine Genehmigung und werden uns damit abfinden", so Windpark-Initiator Hinterseher. Trotz der massiven Kritik an seinem Vorhaben zieht Hinterseher eine positive Bilanz der Veranstaltung, "wir konnten viel Information rüberbringen". Anders die BI: Sprecherin Eisenhofer sieht "die Fronten noch mehr verhärtet, der Frust wird immer größer".

© SZ vom 11.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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