Petershausen:Die Anpacker

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Nach 16 Jahren vergibt die Gemeinde Petershausen erstmals wieder die Bürgermedaille. Geehrt werden vier ehrenamtlich Aktive.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Die große Bedeutung des Ehrenamts für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist unbestritten. Auch in Petershausen lebt das Miteinander vom freiwilligen Engagement tatkräftiger Bürger. Für die Gemeinde ein Anlass, jetzt die Tradition der Bürgermedaille wieder aufleben zu lassen. Diese Auszeichnung, die nach ihrer Einführung 1998 nur bis 2000 vergeben wurde und danach in Vergessenheit geriet, haben nun am Sonntag bei einem Festakt in der Schulaula erstmals wieder vier engagierte Persönlichkeiten erhalten. Die Verleihung, die das Kammer- und Jugendorchester Petershausen festlich gestaltete, verfolgten unter den gut hundert Gästen auch die Ehrenbürger Josef Hefele und Ferdinand Kloiber wie die bisherigen Träger der Bürgermedaille Ernst Hermann, Georg Müller, Lydia Thiel und Eugen Tluck.

Mit der Petershausener Bürgermedaille geehrt wurden nun eine Frau und drei Männer als "leuchtendes Beispiel für uns alle", wie Bürgermeister Marcel Fath (FW) sagte. Freiwilliges Engagement sei nicht nur mit Freude verbunden. Vielmehr würden die Erwartungen an ehrenamtlich Tätige unaufhörlich steigen, könnten Anforderungen an Professionalität und Geschwindigkeit oft kaum noch erfüllt werden. Umso wichtiger seien positive Vorbilder. "Damit junge Leute sehen, dass es sich lohnt, sich für die Gesellschaft zu engagieren."

Als Leiterin des Seniorenkreises in der evangelischen Kirchengemeinde Kemmoden-Petershausen hat Waltraud Baus "aus dem Kaffeekränzchen einen beliebten kulturellen Treffpunkt gemacht", erklärte Pfarrer Peter Dölfel in seiner Laudatio. Mit ihrer unbefangenen Art "räumt sie mit Vorurteilen auf, motiviert Jüngere, setzt sich energisch für die Bedürfnisse anderer ein", so Dölfel über die rührige Waltraud Baus, die auch jahrelang als Mesnerin wirkte. Außerhalb der Kirchengemeinde engagiert sich Baus im Petershausener Verein für Körperbehinderte, baut als Gründungsmitglied der Gruppe "Füreinander" eine ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe im Ort mit auf, organisiert Reisen und Ausflüge für Senioren, besucht Gemeindebürger in den umliegenden Alten- und Pflegeheimen und steht gerade älteren Bürgern mit Rat und Tat zur Seite. "Sie mischt sich ein, im besten Sinne des Wortes."

Dem gebürtigen Petershausener Manfred Sommerer war "die Verbundenheit mit seiner Heimat und den hier lebenden Menschen stets Triebfeder für sein ehrenamtliches Engagement", sagte die ehemalige Bürgermeisterin Elisabeth Kraus über den Preisträger. Als begeisterter Sportler hat Sommerer die Tennisabteilung im Sportverein mitgegründet, als Prüfer jahrzehntelang das Sportleistungsabzeichen abgenommen, die Jugend in Leichtathletik trainiert. Daneben schrieb Sommerer Geschichten und Gedichte, setzte sich für den Erhalt des baierischen Dialekts ein, arbeitete als ehrenamtlicher Gewährsmann am baierischen Wörterbuch mit. Nachdem er sich als Tierarzt zur Ruhe gesetzt hatte, saß Sommerer von 1996 bis 2014 für die Freien Wähler im Gemeinderat. Sein politisches Engagement sei getragen gewesen vom Streben nach "Ausgleich der Interessen und um ein friedvolles Miteinander".

Als Kollbacher "Original und Marke" packe Jakob Strohmeier ohne große Worte mit an, wo es nötig ist, sagte Josef Gerer, dritter Bürgermeister, in seiner Laudatio. Der "Maurer Jackl" helfe mit, egal ob Kirche, Gemeinde oder Verein. Besondere Verdienste habe er sich bei der Renovierung von Kirche, Pfarrhof und Leichenhaus erworben. Auch beim Neubau des Sportzentrums in Kollbach "hat er angepackt und seine bautechnischen Erfahrungen einfließen lassen". Daneben hat sich Jakob Strohmeier in der Kirchenverwaltung engagiert, steht seit mehr als 30 Jahren dem Krieger- und Soldatenverein vor, fungierte von 2007 bis 2013 als Sprecher der Dorfgemeinschaft, in der Vereine und Kirchengemeinde kooperieren. "Ein Unikat und eine bescheidene Person vom alten Schlag", sagte Gerer. "Still, leise und fleißig", ergänzte Bürgermeister Fath, der in Strohmeiers Wirkungsbereich Kollbach wohnt.

"Nicht bloß reden, sondern auch handeln, das ist sein Prinzip", sagte Wolfgang Stadler, zweiter Bürgermeister, über Eduard Meßthaler. Der rührige Petershausener saß 36 Jahre für die SPD im Gemeinderat. Neben diesem kommunalpolitischen Ehrenamt leitete Meßthaler lange Jahre die Tennisabteilung im Sportverein, stand dem Arbeitskreis Radwege vor, erarbeitete ein Konzept für Wanderwege rund um Petershausen, initiierte Biotop-Informationstafeln, koordiniert nach wie vor das Stadt-Radeln, packt bei der Biotop-Pflege tatkräftig mit an, kümmert sich um die Ruhebänke im Ort, organisiert die jährliche Aufräum-Aktion "Ramadama". Bürgermeister und Rathausverwaltung "überhäuft er mit Vorschlägen", sagte Stadler.

Weil ihm die Ideen nicht ausgehen, erweise sich Meßthaler als "Meister-Bürger", so Stadler. Mit seinem Engagement gehöre er zu den vielen im Ort, "die treiben und nicht locker lassen", ergänzte Bürgermeister Fath. Preisträger Meßthaler nutzte die Auszeichnung, um an die Verantwortlichen zu appellieren: "Hört's ein bisschen auf die ehrenamtlich Aktiven."

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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