Petershausen:Rathaus-Verwaltung muss Büros für Grundschüler hergeben

Petershausen: Im Rathaus der Gemeinde Petershausen werden bald Schüler der Grundschule unterrichtet. Der Grund: Das Schulgebäude bietet zu wenig Platz.

Im Rathaus der Gemeinde Petershausen werden bald Schüler der Grundschule unterrichtet. Der Grund: Das Schulgebäude bietet zu wenig Platz.

(Foto: Toni Heigl)

Die Grundschule in Petershausen braucht rasch mehr Platz, deshalb hat der Gemeinderat einen ungewöhnlichen Beschluss gefasst.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Dieser Gemeinderatsbeschluss dürfte in die Geschichte des Orts Petershausen eingehen: Die Verwaltungsmitarbeiter müssen so rasch wie möglich aus dem Rathaus in Container umziehen. Nicht etwa deshalb, weil das Rathaus zu eng wäre, der Grundschule fehlt es an Platz. In den leeren Behördenstuben werden Klassenzimmer und Räume für Hortgruppen eingerichtet. Die Verwaltung arbeitet dann in Container-Büros, die hinter dem Schulgebäude aufgestellt werden. Ein Brandbrief von Schulleiterin Ulrike Schneider-Güll hatte die Rotation angestoßen. Bereits im September 2016 geht in der Grundschule nichts mehr. Die Gemeinderäte entschieden sich sofort für diese ungewöhnliche Lösung: In anderen Fällen müssen die Kinder in Container; in Petershausen üben sich die Erwachsenen im Verzicht.

Natürlich nicht auf Dauer: Parallel wird ein Architekturbüro prüfen, wie die Schule mit einem Anbau erweitert werden kann, damit endlich der längst geplante Ganztagszug in Gang kommt. "Ich bin optimistisch, jetzt wird wieder angepackt", sagt Rektorin Schneider-Güll. Die Schulleiterin hält das ehemalige Schulhaus auch heute noch als Bildungsstätte für geeignet. Entscheidend sei, dass es schnell vorangeht. "Denn wir brauchen im September 2016 definitiv einen Klassenraum." Das hat verschiedene Gründe: Die Schülerzahlen steigen, weshalb kurzfristig ein Schulzimmer gebraucht wird. "Wir wissen nicht, wohin", sagt die Rektorin.

Tatsächlich gibt es im Schulhaus noch einen verfügbaren Raum, den aber bisher der Hort nutzt. Soll der Hort weichen, braucht er ein Ausweichquartier. Das sind die kurzfristigen Probleme. Gleichzeitig wird langfristig noch mehr Platz benötigt, und zwar für Schule wie Betreuung. Zum einen, weil der längst beschlossene Ganztagszug endlich eingerichtet werden soll, der aber mehr Platz für Kinder und eine Mensa erfordert.

Gleichzeitig wächst die Zahl der Familien, die für ihr Schulkind eine Nachmittagsbetreuung benötigen. Doch schon jetzt wird es eng in der Mittagsbetreuung, die in einem Container neben der Schule logiert. Planungen und Konzepte für eine Schulerweiterung gab es in den vergangenen Jahren mehrere - aber niemals konkrete Beschlüsse. Erst jetzt hatte der Gemeinderat geplant, in nicht-öffentlicher Beratung eine Machbarkeitsstudie für den Schulausbau zu vergeben.

Doch das, so machte es die Rektorin in ihrem Brandbrief deutlich, würde zu lange dauern. Bürgermeister Marcel Fath (FW) schlug vor, auf dem gemeindeeigenen Spielplatz an der Kirchstraße eine dreigruppige Kita in Holzständerbauweise zu errichten. Als Übergangslösung für den Hort, der dann in der Schule das dringend benötigte Klassenzimmer frei machen würde. In diese Kita könnte auch die Spielgruppe Mäuseburg einziehen, die im Rathaus untergebracht ist. Doch dieses Provisorium würde die Gemeinde 1,4 Millionen Euro kosten. "Ein zu teures Provisorium, dann lieber gleich g'scheit", sagte CSU-Gemeinderat Gerhard Weber, der sich für einen Riegelbau zwischen Schule und Rathaus aussprach. Faths Vorschlag missfiel auch Inge Dinauer (FW) und Lydia Thiel (CSU), die verlangte, im Schulhaus noch Kapazitäten zu schaffen.

Einige Räte äußerten gar Zweifel, ob ein Ausbau der Nachmittagsbetreuung für Schüler wirklich angezeigt ist. Mit dem geplanten Ganztagszug an der Schule werde doch der Bedarf sinken, meinten sie. Zur Sitzung war das gesamte Personal von Schule und Hort gekommen. Einen Sturm der Entrüstung erntete Bernhard Franke (SPD) mit seiner Idee, Klassenzimmer nachmittags für Hort und Mittagsbetreuung zu nutzen. "An einer Grundschule sind Klassenräume Wohnzimmer", erklärte die Rektorin. Die Schule habe seit Jahren "alle verfügbaren Räume eh schon hergegeben, jedes Loch ist belegt."

Den Ausweg aus der Misere wies schließlich Gemeinderat Weber (CSU): Die Gemeinde gibt gleich einen Erweiterungsbau der Grundschule in Auftrag. "Dann haben wir was Richtiges", sagte Weber. Und die Lösung bis zu dessen Fertigstellung lieferte er gleich mit: Die Verwaltung zieht in Container um. "Da würden wir mitgehen", erklärte die Schulleiterin. Der ungewöhnliche Beschluss fiel einstimmig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: