Petershausen:Befragung unter freiem Himmel

Drogeriemarkt, Bauplätze, Veranstaltungssaal: Petershausen beteiligt seine Bürger an der Ortsentwicklung. Und die zögern nicht mit Kritik und Anregungen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Rote Punkte ballen sich im Ortszentrum zu einem breiten Balken. Rot steht für: Hier sehen die Bürger dringenden Verbesserungsbedarf in ihrem Dorf. Auf einem großformatigen Luftbild haben die Petershausener mit Klebepunkten ihre Kritik und Anregungen konkret sichtbar gemacht. Auf Textkarten daneben wird genauer erklärt, was die Bewohner monieren oder wo es fehlt. Eingeladen zu dieser neuartigen Bürgerbefragung unter freiem Himmel haben Experten des Münchner Fachplanungsbüros Dragomir, die dafür am Samstag beim Tag der Regionen einen Infostand vor der Mehrzweckhalle aufgebaut hatten.

Die Umfrage war der erste Baustein für ein städtebauliches Entwicklungskonzept, das die Gemeinde in den kommenden Monaten erstellen möchte. Eckpunkte sollen darin festgeschrieben werden, wie sich die Gemeinde in den kommenden 15 bis 20 Jahren entwickeln soll. Will Petershausen wachsen, wenn ja wie stark? Wo und für wen soll Wohnraum entstehen, welche soziale Infrastruktur wird benötigt, wie lässt sich die Verkehrsentwicklung lenken, wo kann Natur geschützt, wo Erholungsflächen geschaffen werden - auf all diese Fragen werden jetzt Antworten gesucht.

Der leuchtend gelbe Pavillon war auf dem Weg zur Veranstaltungshalle nicht zu übersehen, Texttafeln erklärten das Ziel der Umfrage. Auch Gemeinderäte schauten am Stand vorbei, um mit den Bürgern zu diskutieren. Schließlich wird der Rat der Gemeinde das fertige städtebauliche Konzept festschreiben und in den kommenden Jahren umsetzen. Doch jetzt waren die Bürger am Zug. "Sie kennen Ihre Gemeinde am besten", so stand es in großen Lettern geschrieben. Die Petershausener ließen sich nicht lange bitten: Nachdenklich oder energisch, je nach Temperament, wurden Klebepunkte über das Dorfzentrum, die Ortsteile und die Umgebung verteilt. Bereits am frühen Nachmittag waren zwei Pinnwände dicht an dicht gefüllt mit Textkarten, auf denen Kritik und Anliegen im Detail erklärt wurden. Manche der genannten Wünsche sind seit Jahren Thema bei den Bürgerversammlungen, andere kommen neu dazu.

So hätten die Petershausener gerne einen Drogeriemarkt und überhaupt mehr Geschäfte, wünschen sich Sozialwohnungen, Bauplätze, mehr Parkplätze am Bahnhof und Radlwege, vermissen weitere Gaststätten und einen großen Veranstaltungssaal. Beklagt werden der Zustand mancher Straßen und die Verkehrsbelastung im Zentrum. In Sachen Barrierefreiheit bestehe Nachholbedarf, finden einige Teilnehmer. Und im Sommer fehlt den Bürgern eine Bademöglichkeit.

Dass sich die Bewohner ernsthaft mit der Fragestellung auseinandergesetzt haben, zeigt ein anderes Ergebnis: Auf der farbigen Vogelperspektive werden bei genauem Hinsehen auch recht viele grüne Punkte erkennbar. Diese kennzeichnen Einrichtungen oder Angebote, die von den Bürgern geschätzt werden. Wie etwa der Jetzendorfer Wald, der offenbar als Erholungsgebiet vor der Haustür beliebt ist. Auch das Jugendzentrum wird mehrfach gelobt.

"Die Bürger finden es gut, dass etwas passiert", sagt Städteplaner und Architekt Martin Birgel, der mit seinem Team intensiv mit den Passanten ins Gespräch kam. Von der Resonanz der Umfrage ist Birgel begeistert. Vor allem, dass auch junge Familien und Jugendliche sich beteiligten, findet er wichtig. Bürger, die am Samstag nicht mitgemacht haben, müssen sich nicht grämen. Die Vor-Ort-Umfrage wird ein zweites Mal beim Kirchweihmarkt am Sonntag, 18. Oktober angeboten. Zusätzlich sind Kritik und Anregungen jederzeit willkommen per E-Mail an ZukunftPetershausen@dragomir.de. Auf der Gemeindehomepage wird zudem über den aktuellen Stand der Planung informiert.

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