Patti Smith:Eiserne Fans

Patti Smith begeistert mit ihrem Konzert auf dem Rathausplatz fast 1900 Besucher. Auch deshalb, weil die Ikone des Punk ihre Anhänger an längst vergangene Jugendtage erinnert.

Sophie Burfeind

Für viele Konzertbesucher gleicht der Abend einer kurzen Reise zurück in längst vergangene Jugendtage. Eineinhalb Stunden hält sie an, um genau zu sein - so lange eben, wie die Punk-Ikone Patti Smith auf der Bühne auf dem Rathausplatz steht und alte und neue Lieder aus ihrem Repertoire singt. Doch auch für das jüngere Publikum ist es schlichtweg eine beeindruckende Erfahrung, die "Godmother of Punk" aus New York mit ihren langen braunen Haaren in einer lässigen Blazer-Jeans-Kombination live zu erleben. An die 1900 Gäste, überwiegend aus München und dem Umland, haben sich zu dem Konzert eingefunden, das im Rahmen des Dachauer Musiksommers stattfindet. Sie bilden ein großes Menschenmeer, das tanzend, singend oder klatschend, vor dem Rathausplatz hin und her wogt.

Patti Smith: "Sie ist immer noch so genial": Patti Smith, die bei ihrem Konzert auf dem Rathausplatz etwas erkältet war, erinnerte viele der nicht mehr ganz so jungen Besucher an längst vergangene Tage. Der Auftritt der Rockmusikerin, die mit einer hervorragenden Band nach Dachau kam, lockte auch viele Zaungäste an.

"Sie ist immer noch so genial": Patti Smith, die bei ihrem Konzert auf dem Rathausplatz etwas erkältet war, erinnerte viele der nicht mehr ganz so jungen Besucher an längst vergangene Tage. Der Auftritt der Rockmusikerin, die mit einer hervorragenden Band nach Dachau kam, lockte auch viele Zaungäste an.

(Foto: Toni Heigl)

Ein begeistertes "sehr gut" ist die einstimmige Antwort auf die Frage, wie den Gästen das Konzert gefalle. "Sie ist mein absolutes Jugendidol", ist von einem Fan zu hören, der sich dicht an der Bühne drängt. "Trotz ihrer 66 Jahre hat sie überhaupt nicht nachgelassen - im Gegenteil, ihre Texte haben noch mehr Ausdruck als früher." Eine ältere Dame aus Augsburg, die am anderen Ende des Rathausplatzes ausgelassen zu dem bekannten Lied "Gloria" tanzt, ist ebenfalls seit ihrer Jugend Patti-Smith-Anhängerin: "Sie ist immer noch so genial! Und ich bin froh, dass ich sie nochmal live sehen kann."

Viele Zuhörer sind beeindruckt, dass die alternde Sängerin nicht weniger stimmgewaltig und vital erscheint als in ihrer Jugend. "Es tut in der Seele gut, dass es noch Musikheroen aus der Jugendzeit gibt, denen es noch gut geht", äußert sich der CSU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Wolfgang Offenbeck, begeistert. Erstaunt sind einige Konzertbesucher - wie eine Gruppe junger Frauen aus München - allerdings, dass gerade "Dachau diese Frau bekommen hat". Eben darauf ist Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) besonders stolz: "Es ist ganz toll, dass Patti Smith in Dachau spielt. Dieser Abend ist schon etwas ganz Besonderes."

Warum also Dachau und nicht München, wo sie letztmals im Jahr 2007 mit ihrer Band spielte und ein Jahr später im Duett mit dem Cellisten Adrian Brendel, dem Sohn des berühmten Pianisten Alfred Brendel, im Haus der Kunst auftrat? In erster Linie ist es dem Engagement des Kulturamtsleiters Tobias Schneider zu verdanken, dass die Sängerin in einem für ihre Verhältnisse doch sehr kleinen Ort zu einem Konzert kommt. Möglich geworden sei das durch die guten Kontakte zu ihrer Konzertagentur Berthold Seliger, die das Kulturamt seit Jahren pflege, erklärt Schneider. Er sei freudig überrascht, wie bewusst Patti Smith während ihres Auftritts auf die Stadt Dachau eingeht - ihren Song "My Blakean Year" beispielsweise widmet sie zwei Nonnen aus dem Karmelkloster Heilig Blut. "Morgens waren wir gemeinsam in der KZ-Gedenkstätte", erklärt Schneider, "und da hat sie die beiden Nonnen getroffen." Beeindruckt ist er aber nicht nur von ihrer Musik, sondern auch von ihrer Persönlichkeit: "Patti Smith ist eine sehr ruhige, freundliche, sympathische Frau mit einer großartigen Ausstrahlung." Lächelnd fügt er hinzu: "Es geschieht nicht oft, dass einem jemand gleich 'Grüß Gott' sagt." Ein wenig erschlagen fühlt sich die Dachauer Künstlerin Margot Krottenthaler nach dem Konzert, das ihrer Meinung nach viel zu schnell vorbei ging. "Es war der Wahnsinn", sagt sie. "Das muss ich jetzt erstmal verdauen."

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