Ortsgeschichte:Marmor, Stein und Rost

Ortsgeschichte: Die Außensanierung der Hofmarkkirche ist bereits komplett abgeschlossen. Im Inneren sieht es allerdings noch aus wie auf einer Baustelle.

Die Außensanierung der Hofmarkkirche ist bereits komplett abgeschlossen. Im Inneren sieht es allerdings noch aus wie auf einer Baustelle.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Beim Tag des offenen Denkmals können die Besucher am Sonntag etwa 20 verschiedene historisch interessante Orte im Landkreis besichtigen

Von Annalena Sippl, Dachau

Wenn die Wörter "Denkmal" und "Dachau" in einem Satz fallen, denken die meisten an die KZ-Gedenkstätte. Dass der Landkreis aber durchaus auch über ein reiches kulturelles Erbe verfügt, stellt er seit Jahren beim Tag des offenen Denkmals unter Beweis. Der bundesweite Aktionstag hat sich auch in Dachau zu einer festen Institution entwickelt, wie Birgitta Unger-Richter, Kreisheimatpflegerin, bestätigt. "Es begann mit einer Handvoll Denkmälern, heute haben wir um die 20 verschiedenen im Programm." Am Sonntag öffnen im Dachauer Landkreis sowohl profane als auch sakrale Bauten ihre Pforten. Die Besucher erwartet dabei zweierlei: Zum einen werden Gebäude präsentiert, die dank abgeschlossener Sanierung heute wieder in alter Pracht erstrahlen. Unger-Richter verweist beispielsweise auf die fertig renovierte Schlosskapelle in Lauterbach. Doch es gibt auch Objekte, bei denen der Prozess der Restaurierung noch in vollem Gange ist. "Ein solcher Fall ist die Hofmarkkirche Heilig Kreuz in Schönbrunn", erklärt die Kreisheimatpflegerin. "Bei dieser bedeutenden Kirche ist die Außensanierung zwar komplett abgeschlossen, doch im Inneren sieht es aus wie auf einer Baustelle."

An Ort und Stelle werden Mitglieder des Fördervereins über den Ausbau informieren und Fragen beantworten. Für Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter ist die jährliche Aktion besonders empfehlenswert, "da hier jedermann sehen kann, wie denkmalgeschützte Bauten gepflegt werden und in welchen Zustand sie verändert werden können." Die Pflege und die Erhaltung dieser Zeugnisse der Historie sind auf ein gedeihliches Zusammenspiel privaten Engagements und der öffentlichen Hand angewiesen.

Ein Höhepunkt des diesjährigen Programms ist für Unger-Richter eine Sonderausstellung zur bäuerlichen Volkskunst im Schaudepot Pasenbach, die nun extra auch am Sonntag für Besucher geöffnet ist. "Hier werden sogenannte Haustafeln gezeigt, die typisch für das Dachauer Land sind", erklärt die Expertin. Früher wurden diese Platten oft neben der Tür an der Hauswand angebracht; zu lesen war dort ein Segensspruch oder der Familienname des Eigentümers. Laut Unger-Richter waren sie weit verbreitet und sind vermutlich heute noch sicher verwahrt auf so manchem Dachboden im Umland zu finden.

Das bundesweite Motto lautet in diesem Jahr "Macht und Pracht". Die Brücke zu den lokalen Denkmälern zu schlagen, fällt der Expertin dabei nicht schwer: "Ich denke da an die prächtigen Kirchen in Indersdorf oder die Hofmarkkirche, die galt auch als Prestigeobjekt." Sogar bei den Haustafeln lässt sich ein Bezug zum Thema leicht herstellen: Der Familienname an der Tür drückt ja durchaus den Stolz auf den eigenen Besitz aus.

Einen enormen Ansturm gibt es in diesem Jahr auf die etwa fünfstündige Busexkursion, die Kreisheimatpflegerin Unger-Richter begleitet. Diese Tour ist jetzt bereits komplett ausgebucht. Interessierte können die regionalen Denkmäler natürlich auch auf eigene Faust erkunden, die Kreisheimatpflegerin verrät sogar noch einen Geheimtipp: "Die Filialkirche Sankt Laurentius in Altomünster ist ein ganz wunderbares kleines Kirchlein, da sollte man wirklich hin", schwärmt sie. Dank diverser Skulpturen, der bemalten Empore aus dem 17. Jahrhundert und einem kunstvollen römisches Kapitell steht die Kirche bei Kennern ganz oben auf der Liste. Doch neben all den prunkvollen Sehenswürdigkeiten ist auch der "Kräutergarten" neben der KZ-Gedenkstätte einen Besuch wert. In der einst von der SS gegründeten Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung mussten Häftlinge Pflanzen anbauen und ernten. Viele überlebten die mörderischen Bedingungen auf der Plantage nicht. Alle Bemühungen, das Gelände als historischen Ort zu sichern und vielleicht auch zu einem Lern- und Gedenkort zu machen, sind bislang gescheitert. Die historischen Gewächshäuser verrosten und verfallen zusehends. "Das ist natürlich ein sehr sensibler Ort", sagt die Kreisheimatpflegerin. Bei drei Führungen können Besucher am Sonntag mehr über dieses dunkle Kapitel erfahren.

Um nicht den Überblick zu verlieren, wird eine Navigations-App fürs Handy angeboten. Einmal heruntergeladen zeigt das Programm durch kleine gelbe Piktogramme, wie weit entfernt die nächste Sehenswürdigkeit ist. Die Besucheresonanz war im Vorjahr außerordentlich gut. "Pro Objekt waren es immer so 50 bis 100 Personen", sagt Unger-Richter. Die Prognosen für den Sonntag sind zwar eher kühl und regnerisch, trotzdem bleibt die Expertin optimistisch. "Bisher hatten wir immer Glück mit dem Wetter."

Mehr Infos: www.tag-des-offenen-denkmals.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: