Open Air Puch:Nichts für Warmduscher

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Auf der Schweineweide der Gebrüder Lenz zwischen Waldrand und Obstbäumen findet jährlich das Open Air Puch statt. Das oberbayerische Woodstock-Festival hat eine treue Fangemeinde, die auch kalte Regengüsse nicht schrecken kann.

Martha Schlickenrieder

Fast wäre es ein Regentanz geworden auf dem diesjährigen Open Air in Puch. Noch kurz vor Beginn schüttete es wie aus Kübeln, aber rechtzeitig zur ersten Band verzogen sich die dunklen Wolken über der Lehmairschen Schweineweide. "Ja mei, Puchwetter halt", sagt ein Besucher. Wer Gummistiefel hat, ist fein raus. "Vor zwei Jahren ist das alles hier unter Wasser gestanden. Da haben sie's dann kurzfristig abgesagt", erzählt Scotti.

Nicht alle waren so vorausschauend, Gummstiefel anzuziehen und sich wasserdichte Sitzunterlagen mitzunehmen. Hartgesottene Fans des Open Air Puch fühlten sich trotzdem sauwohl. Etwa 500 Besucher waren auf die Schweinewiese gekommen. (Foto: DAH)

Scotti ist "Schweinewiesen-Fan", wie er sagt, und kommt aus Innsbruck regelmäßig hierher, weil er "den Lenz" kennt. Der Lenz ist Lenz Lehmair. Er stammt aus Puch, zusammen mit seinem Bruder Hubert organisiert er jedes Jahr das Open Air auf dem heimatlichen Hof. "Das hat jetzt schon eine gewisse Tradition", sagt Lehmair. Die Musik, die die Brüder nach ihrem eigenen Geschmack aussuchen, sollte auf jeden Fall "in Richtung Independent oder Underground Rock" gehen und möglichst aus der Nähe sein. Das war 1989 der ursprüngliche Grund für das Open Air in Puch. "Wir haben gesagt: Machen wir unser eigenes Festival!" Seitdem holen die Lehmair-Brüder lokale oder einfach nur interessante Musikgrößen in ihr Dorf.

Dieses Jahr sind zum Beispiel Ja, Panik aus Wien angereist. Sogar S.C.U.M aus London hatten ursprünglich zugesagt. Ihr Gitarrist war sich aber plötzlich nicht mehr sicher, ob er weiterhin in der Band bleiben will und so mussten sie kurzfristig absagen. Glück für The Exclusive, die noch am Vorabend die Release-Party ihres neuen Albums "Nachtmensch" in München gefeiert hatten. Erst dort haben sie erfahren, dass sie am Samstag in Puch spielen dürfen und sie waren sofort begeistert: "Es ist halt cool, dass es ein Open Air ist. Das ist so ein bisschen woodstockmäßig." Außerdem sei die Atmosphäre hier so familiär.

Aus den Besuchern des Puch-Festivals ist über die Jahre hinweg eine richtige Gemeinde geworden, obwohl gar nicht alle aus der Gegend sind. Auf der Campingwiese sieht man die verschiedensten Kennzeichen: München, Augsburg, Esslingen. Eine Gruppe ist achtzig Kilometer von Landsberg hergefahren. Sie kommen immer wieder gerne nach Puch, weil es "so klein, nett und unabhängig" ist. Ihre Kinder haben sie auch dabei. Sie sind jetzt zwölf und dürfen dieses Jahr zum ersten Mal mit. Das Publikum ist bunt gemischt. Fast alle Altersgruppen scheinen sich auf der Schweinewiese wohlzufühlen. Oben, auf dem Hügel unter den Obstbäumen ist die Akustik umwerfend. Hartgesottene haben sich dort trotz feuchter Wiese auf dem Boden niedergelassen und genießen den direkten Blick auf die Bühne. Sie haben Isomatten dabei, Sonnensegel werden zu Regensegeln umfunktioniert und einer sitzt sogar in seinem eigenen Schaukelstuhl.

Schweinebestand! Unbefugtes Füttern und Betreten verboten!", steht auf einem Schild am Eingang gegenüber dem Kassenhäuschen. Die Besucher stört das nicht. Sie sind froh, die Weide einen Abend im Jahr zum Tanzen nutzen zu dürfen. Den Schweinen macht das wohl auch nicht viel aus. Sie werden schon zwei bis drei Wochen vorher ausquartiert, damit das Gelände trocken und fest ist. Die Tiere bleiben solange in den Stallungen, das ist auch für die Schweineohren besser. Auch Organisator Lenz Lehmair ist dieses Jahr wieder sehr zufrieden mit seinem Open Air. Etwa 500 Leute sind gekommen. "Für die Wetterverhältnisse war es schon gut besucht, und Spaß macht es sowieso jedes Jahr."

© SZ vom 23.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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