Odelzhausen:Wirbel um den Windpark

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Der geplante Bau einer Windkraftanlage an der Stuttgarter Autobahn entzweit die Bürger. Eine Studie soll Klarheit bringen.

Wolfgang Eitler

Sowohl Gegner als auch Befürworter einer Windkraftanlage an der Autobahn8 bei Hohenzell setzen auf eine Voruntersuchung zu geeigneten Standorten im Landkreis Dachau. Vermutlich noch im Frühjahr soll die Studie, die der Kreistag in Auftrag gab, veröffentlicht werden. Die Bürgerinitiative gegen den Windpark wünscht sich, dass das Waldstück zwischen Hohenzell und Hadersried dann endgültig ausgeschlossen wird. Dagegen ist der Bund Naturschutz überzeugt, dass das Gutachten keine Bedenken wird vortragen können.

Die Stadtwerke Wolfratshausen lassen untersuchen, ob auf einem Grundstück am Bergwald eine Windkraftanlage gebaut werden kann. (Foto: dpa)

Die Fronten im Nordwesten des Landkreises beginnen sich zu verhärten. Der Arzt Wolfgang Würfel aus Sixtnitgern hat in einem privaten Protestschreiben an das bayerische Umweltministerium, das Landratsamt Dachau und an Bürgermeister Konrad Brandmair (CSU) seine Bedenken zum Jahreswechsel zusammengefasst. "Nur die Gemeinde hat nicht reagiert", bedauert Würfel und spricht von einer "ominösen Informationspolitik".

Von dieser Kritik zeigt sich wiederum der Odelzhausener Bürgermeister überrascht. Ihm sei nicht klar gewesen, dass er auf Würfels Brief hätte antworten sollen. "Wenn das gewünscht wird, tue ich es gerne." Außerdem verweist er auf eine von ihm geplante Podiumsdiskussion zur Windkraft im Februar.

Martin Heitmeir, Sprecher der Bürgerinitiative, ist skeptisch, ob sie tatsächlich zustande kommt. Er betont zwar, dass Würfels Protestschreiben mit ihm nicht abgesprochen worden sei. Aber auch er moniert das Schweigen des Gemeinderats in Odelzhausen. Bürgermeister Brandmair wirft er sogar vor, eine offene Diskussion zu verhindern. So habe der Bürgermeister auf einer Bürgerversammlung in Sittenbach Anfang Dezember die Aussprache abrupt unterbrochen. Der rechtfertigt sich auf Nachfrage der SZ mit dem Hinweis, dass er damals ausdrücklich eine reine Informationsveranstaltung zu dem Thema Windkraft anberaumt habe.

Martin Heitmeir fordert "eine offene Informationspolitik". Er wolle sich als Diplomingenieur nicht länger mit Hochglanzbroschüren des Projektentwicklers aus Baden Württemberg befassen müssen, sondern "mit Daten, Zahlen und Fakten". Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Voruntersuchung des Landkreises zu Standorten für Windparks. Heitmeir möchte "sämtliche Kriterien, auch die kritischen" erörtert wissen. Dazu zählt er besonders das so genannte Frequenzspektrum des Lärms, das auch den nicht mehr hörbaren, gleichwohl gesundheitsgefährdenden Infraschall umfasst. Und er erwartet genaue Berechnungen über die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen. Die liegt für Hohenzell nach ersten Prognosen der Bürgerinitiative "weit unterhalb der Erfordernisse nach dem deutschen Einspeisegesetz von Strom", sei also unrentabel. Außerdem fürchtet die Bürgerinitiative den Schlagschatten der großen Windräder.

Der Bund Naturschutz im Landkreis hat sich schon vorzeitig festgelegt und befürwortet das Vorhaben bei Hohenzell vorbehaltlos. Kreisvorsitzender Roderich Zauscher, Gemeinderat in Odelzhausen und Kreisrat der Grünen, sagt: "An den Bedenken ist null dran." Schlagschatten seien nach den Kriterien der Genehmigung verboten; die Größe des Infraschalls hält er bei der Windkraft für vernachlässigbar. Die Frage der Wirtschaftlichkeit müsse allein der Projektentwickler für sich entscheiden. Allerdings hofft Zauscher, dass auf der Grundlage der Landkreis-Studie aus ökologischen und ökonomischen Gründen "noch viele Windparks gebaut werden ".

© SZ vom 04.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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