Odelzhausen:Sehnsuchtsmusik

Odelzhausen: Mulo Francel ist mit "Quadro Nuevo" bekannt geworden. Er spielt gerne auch mit alten Freunden.

Mulo Francel ist mit "Quadro Nuevo" bekannt geworden. Er spielt gerne auch mit alten Freunden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mulo Francel und seine zwei Schulfreunde in der Furthmühle mit Musik aus dem Süden und vielen Erinnerungen

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Sie nennen sich "Die Abenteurer", und abenteuerlich war auch der Ort ihres Konzerts. Mulo Francel (Klarinette und Saxofon), Philipp Sterzer (Querflöte) und Andreas Binder (Waldhorn) spielten für den Verein Kult A 8 in der historischen Furthmühle zwischen Egenhofen und Odelzhausen: mitten zwischen uralter Mühlentechnik, großen Mahlsteinen und Mehlsäcken.

Abenteuerlich ist auch die instrumentale Zusammensetzung, die quasi historische Gründe hat: Die drei Musiker sind zusammen in Rosenheim aufgewachsen. Aus einer Schülerband entstand damals die Formation Mind Games. "Wir waren die Bläserbesetzung einer größeren Rock- und Jazzband", erzählte Andreas Binder dem Publikum "das Rätsel unserer absurden Besetzung". Die Band habe sich aufgelöst, "wir sind geblieben". Auftritte wie der in der Furthmühle seien deshalb so etwas wie eine "Freundeszusammenführung". Mulo Francel ist vor allem mit seiner Formation Quadro Nuevo unterwegs und Andreas Binder mit dem Ensemble Harmonic Brass. Philipp Sterzer hat dem Künstlerleben den bodenständigen Beruf des Arztes vorgezogen und arbeitet an der Charité in Berlin. Das größte "Abenteuer" sei es deshalb, überhaupt Zeit für gemeinsame Auftritte zu finden.

Das gemeinsame Musizieren funktioniert. Die abenteuerliche Sehnsucht nach dem Süden ist das Leitmotiv in Erinnerung an eine gemeinsame Zeit als Straßenmusikanten in Italien. Aus Abenteuerlust und übermütiger Ferienstimmung kann aber rasch Ernst werden. Zu seiner Komposition "Antakya" sagt Mulo Francel, dass das Trio sie "mit großer Hoffnung" spiele. Mit der Hoffnung auf eine Rückkehr zu jenen Zeiten, als Antakya, das alte Antiochia an der türkisch-syrischen Grenze, eine Stadt gelebter Toleranz war.

Ganz andere Landschaftsbilder stellen sich ein, wenn das Trio sich nach Skandinavien begibt. Der zweite Programmteil wurde in der Komposition "Riddarhus" von Mulo Francel von den Klängen von Bassflöte, Horn und Tenorsaxofon eröffnet, die - aus verschiedenen Teilen des Raumes kommend - geradezu meditative Wirkung entfalteten. Meisterhaft ist, wie Binder, Francel und Sterzer die unterschiedlichen Klangwelten ihrer Instrumente immer wieder zu einem harmonischen Ganzen zusammenführen. Zwar hat Binders Waldhorn zumeist den Part der strukturgebenden Basis zu übernehmen, während Saxofon oder Klarinette von Francel oder Sterzers Alt- oder Bassflöte darauf brillante Soli aufbauen. Gelegentlich darf aber auch das Horn Ausflüge in solistische Höhen machen, ehe alle drei Bläser wieder zu einem gemeinsamen Ganzen zusammenfinden.

Die Lust am gemeinsamen Musizieren steigerte sich im Laufe des Konzerts. Einer der vielen Höhepunkte war Philipp Sterzers Komposition "Die Abenteurer", die er seinen Freunden gewidmet hat, ein anderer die Bearbeitung von "Take Five" von Paul Desmond mit mitreißendem Querflötensolo von Sterzer oder das köstlich witzige "Zirkusstück", bei dem man die angekündigten "Murmeltiere", pfeifend und hoppelnd, bildhaft vor Augen hatte.

Zum Abschluss gab es eine wunderbar jazzige Version von "Volare", bei der Mulo Francel einmal mehr am Saxofon begeisterte. Die Bravo-Rufe danach galten ihm genauso wie seinen Freunden: Das Publikum des Kulturvereins von Odelzhausen dankte damit für einen Abend der ganz besonderen Klasse.

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