Odelzhausen:Kampf für Gemeinschaftsschule

In Odelzhausen geben sich Eltern und SPD noch nicht geschlagen, trotz Absage des Kultusministers zu deren Plänen.

Helmut Zeller

Die Gemeinschaftsschule für Odelzhausen ist eigentlich vom Tisch - aber Eltern und SPD geben sich noch nicht geschlagen. Der Dachauer Landtagsabgeordnete Martin Güll, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, hat am Montag auf einer Pressekonferenz in München Odelzhausen wieder in die Diskussion gebracht. Unterstützung erfuhr Güll von Michaela Steinert von der Interessengemeinschaft Odelzhausen. Die Eltern-Sprecherin erklärte: Eine Gemeinschaftsschule könne die Familien deutlich entlasten und den Schulstandort auf Jahre sichern. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) antwortete umgehend mit einer Presseerklärung, in der er der Gemeinschaftsschule im bayerischen Schulwesen erneut eine Absage erteilte.

Odelzhausen: Trübe Aussichten für eine Gemeinschaftsschule in Odelzhausen. Kultusminister Ludwig Spaenle erteilte den Plänen erneut eine Absage, nachdem der Dachauer Landtagsabgeordnete Martin Güll das Thema wieder in die Diskussion gebracht hatte.

Trübe Aussichten für eine Gemeinschaftsschule in Odelzhausen. Kultusminister Ludwig Spaenle erteilte den Plänen erneut eine Absage, nachdem der Dachauer Landtagsabgeordnete Martin Güll das Thema wieder in die Diskussion gebracht hatte.

(Foto: DAH)

Im Landtag sagte Güll am Montag: "Es geht nicht um Ideologie, sondern um pragmatische Lösungen für Kinder, Eltern und Kommunen." Der Landtag behandelt heute in zweiter Lesung den Gesetzentwurf der SPD zur Einführung der Gemeinschaftsschule. Dieses Modell ist nach Meinung Gülls die Antwort auf das Schulsterben auf dem Land und bietet regional angepasste Lösungen. Zum Beispiel der Schulstandort Odelzhausen im Landkreis: Ihre Gemeinde, sagte Michaela Steinert, sei von allen weiterführenden Schulformen "meilenweit entfernt"- mit allen negativen Folgen für Schüler und Eltern. Das bestätigte Jürgen Funke von der Elterninitiative Allgäu aus Oberstaufen in Schwaben. Reihenweise würden die Schulstandorte wegbrechen, sagte Funke. Das führe zu unzumutbaren Belastungen der Kinder durch stundenlange Fahrtwege. Die SPD-Idee der Gemeinschaftsschule erklärte Güll mit den Worten: "Man muss die Bildung zu den Kindern und nicht die Kinder zur Bildung bringen."

In Odelzhausen hat das bayerische Kultusministerium die Elterninitiative gestoppt. Die Gemeinde bekommt vom Schuljahr 2012/13 eine Realschule, die vierte im Landkreis, in Kooperation mit der Mittelschule. Allerdings hatte der Gemeinderat gegen die Stimmen der CSU beschlossen, ein pädagogisches Konzept für die Gemeinschaftsschule in Auftrag zu geben. Gemeinderäte bezweifelten, ob die Mittelschule in Odelzhausen angesichts sinkender Schülerzahlen auch in fünf Jahren noch existieren kann. Minister Spaenle zufolge heizt jedoch erst die Gemeinschaftsschule das Schulsterben an. Aber es geht auch um das pädagogische Konzept: Spaenle sieht in der Gemeinschaftsschule einen Schritt in die Zeit der Gesamtschule, die versagt habe. "Leistungsstarke Schüler wurden zu wenig gefordert, leistungsschwächere zu wenig gestärkt." Das sehen Eltern anders. Michaela Steinert sagte: "Es gibt immer mehr 14-Jährige mit Burnout." Der Leistungsdruck werde schon in der Grundschule aufgebaut und mache viele Kinder krank. Vor allem beim Übertritt nach der vierten Klasse sei der Druck enorm hoch. Auch deshalb plädierte Jürgen Sommer, Bürgermeister von Donaustauf in der Oberpfalz, für die Gemeinschaftsschule, in der die Kinder länger gemeinsam lernen könnten.

Außerdem sei es für Kommunen überlebensnotwendig, ein attraktives Bildungsangebot über die Grundschule hinaus anbieten zu können. "Die Menschen vor Ort wissen am besten, was für sie gut ist", erklärte SPD-Bildungssprecher Güll. Die Kommunen brauchten eine echte Entscheidungskompetenz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: