Flüchtlinge:Fingerspitzengefühl

Flüchtlinge: Annerose Stanglmayr kümmert sich gemeinsam mit dem Asylhelferkreis in Odelzhausen um etwa 90 Flüchtlinge.

Annerose Stanglmayr kümmert sich gemeinsam mit dem Asylhelferkreis in Odelzhausen um etwa 90 Flüchtlinge.

(Foto: Toni Heigl)

Annerose Stanglmayr vom Dachauer Forum und ihr Appell zur Flüchtlingspolitik

Von renate zauscher, Odelzhausen

Die Geschäftsführerin des Dachauer Forums für katholische Erwachsenenbildung im Landkreis Dachau, Annerose Stanglmayr, warnt die Politik davor, die Situation von Flüchtlingen zum Wahlkampfthema zu erheben. Als Sprecherin des Asylhelferkreises in Odelzhausen sieht sie die Gefahr, dass sonst Unsicherheit und Ängste zunehmen.

Etwa 90 Asylsuchende leben derzeit in Odelzhausen. Ihnen steht ein Kreis von Helfern zur Seite, die in den verschiedensten Bereichen aktiv sind. Letztere reichen vom Deutschunterricht bis zur Arbeitssuche, von der Gesundheitsbetreuung bis zur Begleitung bei Behördengängen, von EDV-Angelegenheiten bis zur Verwaltung von Sachspenden oder der Organisation von Freizeitaktivitäten.

Vor kurzem hat der Odelzhausener Helferkreis in einem Treffen Bilanz gezogen über das erste Jahr seit der Eröffnung der Unterkunft. Pressesprecherin Annerose Stanglmayr berichtete dabei vom Ergebnis einer Umfrage unter den Helfern: Diese habe gezeigt, dass sich das System der Arbeitsaufteilung in einzelne Arbeitsbereiche bewährt habe und in dieser Form weitergeführt werden solle.

Um den Kontakt unter den einzelnen Arbeitsgruppen zu intensivieren und Informationen auf kurzem Wege auszutauschen, soll es künftig jeden Mittwoch um 18 Uhr ein "Stammtischtreffen" in Haus eins der Unterkunft an der Odelzhausener Hauptstraße 23 geben. Jeden dritten Montag im Monat findet ebenfalls um 18 Uhr ein "Häusertreffen" in einem der drei Gebäude statt. Dazu kommt wie schon bisher alle sechs Wochen ein großes Helferkreistreffen.

Grundsätzlich ist Stanglmayr sehr zufrieden mit dem bisher Geleisteten: Sie freue sich über die gute Zusammenarbeit innerhalb des Helferkreises und darüber, dass "alles richtig gut funktioniert". Aber es gebe durchaus Dinge, die den Helfern Sorgen bereiten. Da wäre zum einen die Wohnungsfrage. Anerkannte Flüchtlinge dürfen aus der Sammelunterkunft ausziehen und brauchen eine eigene Wohnung. Dass die Suche danach ein schwieriges Unterfangen ist im Ballungsraum München, ist kein Geheimnis.

Große Sorgen macht den Helfern aber auch die zunehmende Zahl abgelehnter Asylsuchender und die Frage, was mit ihnen weiter geschieht. Die Unsicherheit über ihre Zukunft und die Angst vor einer Abschiebung belastet die Flüchtlinge außerordentlich. Im Gespräch mit vielen Helfern wird aber auch der Zorn über unverständliche staatliche Entscheidungen wie die neue Abschiebungspraxis in das keinesfalls sichere Afghanistan deutlich und darüber, dass Flüchtlinge jetzt ganz offensichtlich zu "Wahlkampf-Opfern" werden, wie Stanglmayr sagt.

In Odelzhausen will man dennoch versuchen, den Asylsuchenden weiterhin im Rahmen des Möglichen zur Seite zu stehen. So werden erneut Spenden gesammelt. Gebraucht werden derzeit kleinere Töpfe, Pfannen, Teller und Besteck, vor allem Suppenlöffel. Aber auch Spannbetttücher und Bettbezüge sind gefragt, ebenso Jeans in den Größen S und M, T-Shirts und Pullover sowie Jogginganzüge. Abgeben kann man die Spenden am Samstag, 18. Februar, in der Zeit von zehn bis elf Uhr im Oberstock des Edeka-Gebäudes an der Robert-Bosch-Straße. Weitere Abgabetermine sind der 4. und 18. März und der 1. April.

Unterstützung ist noch in anderer Hinsicht gefragt: Immer wieder müssen Flüchtlinge zum Arzt, zu Behörden oder einem potenziellen Arbeitgeber begleitet werden. Hier würde man sich die weitere Unterstützung durch Leute wünschen, die solche Begleitungen auch kurzfristig übernehmen können. Wer Lust hat, kann spontan bei einem Stammtischtreffen am Mittwoch vorbeischauen und Kontakte zu Helfern oder Asylsuchenden knüpfen. Die, so Annerose Stanglmayr, würden sich auch über menschliche Zuwendung freuen, über einen gemeinsamen Ausflug oder einen Museumsbesuch. Weitere Informationen unter info@helferkreis-odelzhausen.de oder telefonisch unter 08134/93 59 482.

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