Odelzhausen ist bunter geworden: Seit Ende vergangenen Jahres leben etwa einhundert Menschen aus zehn Nationen im Containerdorf an der Hauptstraße. Wie gut das Miteinander von Alt- und Neu-Odelzhausenern mittlerweile klappt, wurde beim jüngsten Helferkreistreffen deutlich, zu dem gut 40 in verschiedenen Bereichen aktive Unterstützer in den Mehrzweckraum der Schule gekommen waren. Die Sprecher der einzelnen Arbeitsgruppen konnten dabei von sehr positiven Entwicklungen berichten, unter anderem von den Vorbereitungen für ein Fest, das voraussichtlich Ende Juni, Anfang Juli gemeinsam gefeiert werden soll.
Zu den wichtigsten Zielen der Helfer gehört das der Sprachvermittlung. "Es ist grandios, wie gut der Start der Deutschkurse geklappt hat", sagte Annerose Stanglmayr, Sprecherin des Organisationsteams im Helferkreis, beim Treffen in der Schule. Mittlerweile gibt es acht Sprachkurse am Ort; auch Mathematik, ein Fach, das vor allem für die Berufsschüler unter den Camp-Bewohnern wichtig ist, wird unterrichtet.
Siebenjähriger Sprachhelfer und Familienersatz
In der Radl-Werkstatt machen Stefan Roth (li.) und Charles Amobi Okafor gespendete Fahrräder flott.
(Foto: oh)Unterstützung bekommen die Leiterinnen und Leiter der Deutschkurse inzwischen von einem Siebenjährigen: Wotan begleitet seine Mutter regelmäßig ins Camp und hilft mit, den Kursteilnehmern die deutsche Sprache näher zu bringen. Im Kindergarten habe er schon ein bisschen Englisch gelernt, erzählt er, weshalb es auch von Anfang an gut mit der Verständigung geklappt habe. Viele der jungen Leute aus Nigeria und Mali, Pakistan oder Afghanistan haben zu Hause jüngere Geschwister, manche auch eigene Kinder, die sie ebenso vermissen wie ihre Eltern; für sie ist der siebenjährigen Sprachhelfer so etwas wie ein Familienersatz.
Von sehr erfreulichen Ergebnissen berichteten auch die Mitarbeiter der Arbeitsgruppen Arbeitsvermittlung und Ausbildung. So besuchen mittlerweile sieben Schüler die Integrationsklassen der Berufsschule in Dachau und weitere zehn Asylsuchende einen Vorbereitungskurs für die spätere Aufnahme eines Studiums an der Technischen Universität München. Etwa ein Dutzend der im Odelzhausener Containerdorf lebenden jungen Männer konnte inzwischen in verschiedene Arbeitsstellen vermittelt werden; andere machen ein Praktikum, so berichtete Max Vogt, der sich um diesen Bereich kümmert. Ulrich Reber, Sprecher des Arbeitskreises Arbeit, betonte in diesem Zusammenhang die sehr gute Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit in Dachau. Fündig sind die Jobvermittler vor allem bei Odelzhausener Gewerbebetrieben und in der örtlichen Gastronomie geworden. So arbeitet beispielsweise Thomas Esezbobor aus Nigeria im vor kurzem eröffneten Tapalapub in Odelzhausen - und Wirt Andi Kiemer ist voll des Lobes für ihn.
Der siebenjährige Wotan gibt sein Bestes, um den Menschen im Odelzhausener Containerdorf die Bedeutung deutscher Wörter zu erklären
(Foto: oh)Helferkreis sucht noch weitere Fahrräder
Sehr aktiv sind auch diejenigen Helfer, die für den Gesundheitsbereich, den Kontakt zum Landratsamt oder auch den Freizeitbereich zuständig sind. Viele der jungen Leute im Camp sind Fußball begeistert, fünf von ihnen trainieren bereits in einer der Mannschaften des SVO mit.
In der Radl-Werkstatt werden gespendete Räder wieder flott gemacht: Ein wichtiger Beitrag zur Mobilität der Camp-Bewohner, die die Fahrräder dringend brauchen, um ihre teilweise in Nachbarorten liegenden Arbeitsplätze erreichen zu können. Der Helferkreis wünscht sich deshalb auch weitere Fahrradspenden. Wer noch ein Radl in Keller oder Garage hat, das er nicht mehr braucht, kann sich mit den Werkstatt-Mitarbeitern per E-Mail direkt unter freizeit@helferkreis-odelzhausen.de in Kontakt setzen.
Aber auch anderes wird gebraucht: sommerliche Kurzarmhemden beispielsweise, T-Shirts, kurze Hosen, Jeans in kleineren und mittleren Größen, auch Badehosen. Gut brauchen könnten die Helfer auch Büromaterial aller Art für die Flüchtlinge, für die Kosten von vielleicht nur wenigen Euro ein großer Betrag sind. Die Spenden können während der nächsten Wochen immer von 10 bis 12 Uhr an folgenden Tagen abgegeben werden: Jeweils donnerstags am 12. Mai, 7. Juli und 23. Juli sowie samstags am 4. und 18. Juni.