Neues Netz:Rasanter Endspurt notwendig

Um ihr ehrgeiziges Projekt zu verwirklichen, auch den kleinsten Weiler an schnelles Internet anzuschließen, braucht die Marktgemeinde Indersdorf eine Anschlussquote von 60 Prozent. Bisher liegt sie um ein Drittel zu niedrig

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das auch den letzten Winkel der Gemeinde in das neue Kommunikationszeitalter führen soll: der Breitbandausbau in Indersdorf, den die Kommune selbst in die Hand nimmt. Die Gemeinde verlegt die Glasfaserleitungen bis zu abgelegenen Weilern und verpachtet das Netz an einen Betreiber. Die Investition von zehn Millionen Euro soll sich nach 25 Jahren amortisieren. Damit sich das Projekt wirtschaftlich trägt, müssen sich 60 Prozent der Hauseigentümer für einen Anschluss entscheiden. Die Anschlussquote beträgt derzeit nur 40 Prozent. In den vergangenen Tagen ist das Interesse jedoch sprunghaft gestiegen. Die Gemeindeverwaltung setzt auf einen rasanten Endspurt. "Es wird knapp, aber ich glaube, wir schaffen es", ist Geschäftsleiter Klaus Mayershofer zuversichtlich.

Die Planungen für ein schnelles Internet, das bis zu hundert Megabit leisten kann, haben in Indersdorf schon vor Jahren begonnen. Die Gemeinde hat dafür einen Betrieb in kommunaler Eigenregie gegründet, der über den Haushalt finanziert wird. Mit den zuständigen Finanzbehörden gab es einen Disput, ob das Kommunalunternehmen vorsteuerberechtigt ist. Dies ist jetzt zugunsten der Gemeinde geklärt. Obwohl der Glasfaserausbau nicht zur Daseinsvorsorge und damit nicht zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde gehört, trieb die Kommune das Projekt selbst voran. Ein leistungsfähiges Internet ist mittlerweile ein wichtiger Standortfaktor, Unternehmen sind darauf angewiesen. Auch Privatleute machen ihre Entscheidung, sich in einem bestimmten Ort niederzulassen, davon abhängig.

Der Anstoß für den Breitbandausbau kam wie in der Nachbargemeinde Altomünster von einer Bürgerinitiative. Der Gemeinderat erkannte schnell, dass das Projekt eine große Bedeutung hat. Mehrere Modelle waren in der Diskussion, bis man sich dafür entschied, das Glasfasernetz selbst zu errichten und es an einen Betreiber zu verpachten. Vor einigen Wochen wurde er in einem Ausschreibeverfahren ausgewählt. Die Gemeinde veranstaltete in einigen Ortsteilen Infoabende, um die Bürger über das Projekt aufzuklären. Vorgehensweise, Kosten, Kündigung von Altverträgen - all das wurde in den Veranstaltungen thematisiert.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Noch immer rührt die Gemeinde die Werbetrommel. "Werben Sie in der Gemeinde für das Projekt", appellierte Bürgermeister Franz Obesser am Donnerstagabend bei der Bürgerversammlung in Niederroth. Wer bis zum 30. November einen Vertrag unterschreibt, erhält den Anschluss kostenlos. Noch fehlen etwa 20 Prozent Anschlussnehmer, um die Wirtschaftlichkeitsquote von 60 Prozent zu erreichen. "Wir erwarten einen großen Schlussendspurt", ist Geschäftsleiter Mayershofer zuversichtlich, der das Projekt federführend betreut. Der Rücklauf der verschickten Antragsformulare nahm in den vergangenen Tagen deutlich zu. Täglich gingen bis zu hundert unterschriebene Anträge ein. "Vor dem Informationsbüro des Betreibers am Marktplatz stehen immer viele Leute", sagt Mayershofer. Die Frist für einen kostenfreien Anschluss läuft in einer guten Woche aus.

Die Gemeinderäte wollen am Wochenende noch einmal Werbung machen. Infostände sind vor der Bäckerei Pest oder vor dem Rewe-Supermarkt im Gewerbegebiet geplant. Wenn die erforderliche Quote erreicht wird, könnten die Tiefbauarbeiten noch heuer beginnen - gutes Wetter vorausgesetzt. Die meisten Hauseigentümer könnten bis Ende 2015 angeschlossen sein. Würde die Quote nur knapp nicht erreicht, wird das Projekt wohl trotzdem realisiert. Mayershofer: "Wir haben ja schon viel Geld investiert."

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